OBERHAUSEN. Die junge Jazz-Diva singt zur Begleitung der WDR Big Band im Theater. Star-Arrangeur Vince Mendoza dirigiert „Here and now“ am 16. September.
Nein, man kann wahrlich nicht behaupten, dass die Macher des ersten „Hömma“-Jazzfestivals sich von der schwächlichen Zuschauer-Resonanz hätten entmutigen lassen. Ganz im Gegenteil: Die zweite Auflage nämlich krönen Peter Baumgärtner und Uwe Muth mit gleich drei großen Namen des aktuellen Jazz – und zwar an einem Abend, nicht etwa verteilt über drei der fünf Festivaltage vom 12. bis 16. September.
„Here and now“ heißt das Programm, das am Sonntag, 16. September, die junge Jazz-Diva Lizz Wright mit der WDR Big Band unter Leitung von Vince Mendoza im Theater Oberhausen gestalten wird. Ein Genuss – nicht nur für ausgewiesene Jazz-Gourmets.
Mit Gospelmusik seit der Kindheit vertraut
Die 38-jährige Lizz Wright vereint in ihrer großen, aber ohne große Gesten vortragenden Stimme die Traditionslinien der afroamerikanischen Musik. Aufgewachsen im tiefen Süden der USA, in der Kleinstadt Hahira in Georgia, als Tochter eines Predigers und Kirchenmusikers, ist sie mit Gospelmusik seit der Kindheit vertraut. Schon als Schülerin erwarb sie sich Auszeichnungen mit dem Kirchenchor ihrer Heimatgemeinde.
Gesang studierte Lizz Wright in Georgias Metropole Atlanta, in New York und im kanadischen Vancouver – und legte mit gerade 23 Jahren ihr erstes Album für das ruhmreiche Verve-Label (das schon Ella Fitzgerald herausgebracht hatte) vor: „Salt“ vereinte in verblüffender Reife einige Klassiker des American Songbook mit Lizz’ eigenen Kompositionen.
Der nächste große Schritt war 2008 „The Orchard“, produziert und eingespielt mit den Weltmusikern von Calexico: Hier zeigte sich die Sängerin mit der wandelbaren, samtigen Stimme zum einen als Autorin von Rang, zum anderen Pop-aufgeschlossen. Ihre herzerwärmende Deutung von Led Zeppelins „Thank you“ darf als die definitive Version gelten – eindringlicher als das Original.
Hommage an den tiefen Süden
Inzwischen hat Lizz Wright mit „Grace“ ihr sechstes Solo-Album vorgelegt, das mehr noch als die Vorgänger-Werke wie eine Hommage an den tiefen Süden klingt – und dafür Perlen aufreiht von Allen Toussaints „Southern Nights“ bis zu „Every Grain of Sand“ aus Bob Dylans christlicher Schaffensphase. Und der Titelsong klingt in seiner betörenden Intensität wie eine Messe. Lizz Wright sang aber auch in großen Konzerten – so für eine Hommage an Nina Simone – an der Seite von Dianne Reeves und Angélique Kidjo, den rund 20 Jahren älteren grandes dames von Jazz und Weltmusik.
Und in Oberhausen lässt schon ihre Begleitung bei „Here and now“ Jazz-Fans mit der Zunge schnalzen. Denn der gute Ruf der WDR Big Band hallt europaweit – und ihr Dirigent Vince Mendoza verkörpert die erste Adresse für ganz groß arrangierten Jazz. Der 56-Jährige Neuengländer aus Connecticut arrangierte auch für Größen des geistreichen Pop von Björk bis Joni Mitchell. Und selbst Robbie Williams gab der langjährige Leiter des Metropole Orkest aus Hilversum erst echten Swing.
Zum Schluss noch das Beste
Den muss die von Soul bis Gospel gewandte Lizz Wright von ihm nicht lernen. Doch zum Schluss noch das Beste: Karten für die graziöse „Grace“-Sängerin plus 1a-Begleitung kosten nur 20 Euro.