Oberhausen. Im gefährdeten Filmarchiv der Kurzfilmtage stimmen die jüngsten Klimadaten zuversichtlich. Ein „Techniker-Termin“ bindet alle Beteiligten ein.

Die jüngsten Messungen in der „Klimakammer“ im Magazingebäude des Stadtarchivs haben eine Luftfeuchtigkeit von 45 Prozent festgestellt. „Perfekt wären 35 Prozent“, sagt Alexander Höfer. Der Pressesprecher der OGM verweist auf Schritte, die das Oberhausener Gebäudemanagement inzwischen eingeleitet habe, um jene gefährlichen Schwankungen des Raumklimas abzuwenden, die den 2000 Filme umfassenden Archivbestand der Internationalen Kurzfilmtage der Gefahr von Schimmelbefall und damit Zerstörung aussetzen.

Inzwischen sei eine Stromversorgung in der Klimakammer soweit hergestellt, dass dort auch ein Luftentfeuchter arbeiten kann. Das Gerät befüllt zwei große Wasserkanister mit der Feuchtigkeit, die es der Raumluft entzieht.

Die fehlende Stromversorgung hatte bisher auch verhindert, dass die zum Schutz der Filme gebotenen Klimabedingungen von elf Grad Celsius bei höchstens 45 Prozent Luftfeuchtigkeit überhaupt kontinuierlich gemessen werden konnten. Diese Absurdität erklärt OGM-Sprecher Höfer mit einer Auflage der Versicherung: Sie sah in Stromkabeln und damit dem Risiko eines Kabelbrandes eine zu hohe Gefahr für das Archivgut.

Inzwischen sei „ein guter Schulterschluss“ erreicht

Laut der Stellungnahme der Kurzfilmtage für ihren Aufsichtsrat war bereits Anfang 2016, also kurz nach Fertigstellung der Klimakammer im Jahr davor, deutlich geworden, „dass die Klimawerte der Kammer nicht stabil gehalten werden konnten“. Dann vergingen fast drei Jahre. „Wir sind seit einem halben Jahr tätig“, bestätigt Alexander Höfer. Diplomatisch formuliert Magnus Dellwig, der Leiter des Stadtarchivs: „Die Zusammenarbeit mit der OGM war vor drei Jahren noch nicht so intensiv.“ Doch inzwischen sei zwischen allen Beteiligten „ein guter Schulterschluss“ erreicht.

Magnus Dellwig, der Leiter des Stadtarchivs, ist zuversichtlich, dass die bisher ungenügende Klimatechnik im Magazingebäude „seines“ Hauses bald die volle Leistung liefert.
Magnus Dellwig, der Leiter des Stadtarchivs, ist zuversichtlich, dass die bisher ungenügende Klimatechnik im Magazingebäude „seines“ Hauses bald die volle Leistung liefert. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Dellwig, der seine Aufgabe in dieser Sache als „Bauherrenvertreter der Stadt vor Ort“ beschreibt, verweist auf einen wichtigen „Techniker-Termin“ in der ersten Augustwoche: Dann kommen alle Beteiligten zusammen – inklusive Gutachter und Vertreter der Firmen für die Klimatechnik, deren Wartung und für eine „hochwertige Sensortechnik“. Beteiligt ist auch das Archivberatungszentrum des LVR: „Eine hochkompetente Stelle“, so Dr. Dellwig, sowohl mit Blick auf die technische wie auf die archivarische Seite.

„Klimatechnik ist ein komplexes Thema“

Die Klima-Sensoren sind inzwischen installiert, so der Archivleiter. Jetzt sei es endlich möglich, alle Komponenten optimal aufeinander einzustellen. „Klimatechnik ist ein komplexes Thema“, musste Magnus Dellwig erkennen. Doch er ist zuversichtlich, dass eine jetzt beständig mit Klimadaten gefütterte Anlage nun endlich die volle Leistung erbringt. Er nennt’s eine „starke Hypothese“.

Stadtarchiv war weit teurer als erwartet

Als ihr „Gedächtnis“ zählt das Stadtarchiv zu den Pflichtaufgaben einer jeden Stadt. In Oberhausen war es lange unzulänglich in diversen Provisorien untergebracht. Den gebotenen Umzug in die ehemalige Liricher Hauptschule an der Eschenstraße – plus Neubau eines Magazingebäudes – wollte sich die Stadt 995.000 Euro kosten lassen.

Es wurde teurer als gedacht. Die Stadt musste 2017 noch einmal einiges in ihr historisches Archiv investieren – dabei waren die Immobilien in Lirich erst drei Jahre zuvor auf Vordermann gebracht worden. Am Ende kostete Um- und Anbau des Stadtarchivs 1,4 Millionen Euro – rund 40 Prozent mehr als erwartet.

Erklärtes Ziel der Kurzfilmtage ist es, der Internationalen Föderation der Filmarchive, FIAF, beizutreten – doch: „Einem Beitritt stehen umfangreiche und hohe Anforderungen gegenüber, insbesondere mit Blick auf die Lagerung der Kopien.“ Entscheidend dürfte auch sein, welchen Schaden die Oberhausener Filmschätze in drei Jahren einer ungenügenden Klimakammer bereits genommen haben.

Zwar lassen die Kurzfilmtage kontinuierlich aus ihrem Bestand Filme restaurieren und digitalisieren. Doch diese Arbeit, finanziert aus dem Landes-Fördertopf Substanzerhaltung, rettet jährlich nur zwei bis drei Dutzend Filme. Rund 300 von 2000 sind so bisher restauriert worden. Die Kurzfilmtage haben sich nun die Kompetenz der LVR-Archivberater gesichert, um den Umfang des bereits eingetretenen Schadens festzustellen.