OBERHAUSEN. . Ein Ort fürs Gedächtnis einer Großstadt wie Oberhausen ist ein wertvoller Platz. Doch nun wird das Stadtarchiv noch teurer als anfangs gedacht.
- Bereits kurz nach Eröffnung der neuen Immobilie entdeckten die Fachleute Mängel im Stadtarchiv
- Aufzug fehlt, Klimaanlage im Keller existiert nicht, Tür nicht barrierefrei, kein Extra-Drucker-Raum
- Die erst geplanten Baukosten von einer Million Euro steigen damit um knapp 40 Prozent
Die Stadt muss noch einmal eine dicke Summe in ihr historisches Archiv investieren – dabei waren die Immobilien in Lirich erst vor drei Jahren auf Vordermann gebracht worden. Am Ende wird Um- und Anbau des Stadtarchivs 1,4 Millionen Euro kosten – angepeilt waren 995 000 Euro. Das ist ein Anstieg um rund 40 Prozent.
Der neue Ort für das „Gedächtnis der Stadt“ auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule Lirich wurde im Februar 2016 mit einigen Lobeshymnen feierlich eröffnet: Der umgebaute Altbau der früheren Schulverwaltung und ein neu gebautes Magazingebäude bieten den Historikern für ihre Archivar-Schätze mit 1800 Quadratmetern Fläche dreimal so viel Platz wie am alten Standort Tackenberg.
Historiker, Hobby-Geschichtsforscher, Stadtbedienstete und Oberbürgermeister Daniel Schranz waren damals begeistert: „Wir haben hier ein modernes Ambiente für die Archivalien der Stadt.“ Das neue Archiv biete Nutzern wie Mitarbeitern komfortable Möglichkeiten, Beiträge zur Erforschung der Geschichte Oberhausens zu leisten. Der Um- und Neubau war nicht billig: 1,1 Million Euro kostete am Ende diese Baumaßnahme die Stadt.
Trotz der hohen Investitionen fließt schon im nächsten Jahr wieder viel Geld ins Stadtarchiv: Diesmal kosten Umbauten knapp 300 000 Euro. Denn schon kurz nach dem Einzug entdeckten die Archivbediensteten Mängel, die zu erheblichen körperlichen Belastungen führten – und sogar wertvolles Archivmaterial, wie historische Zeitungen und Zeitschriften gefährdeten.
Zerstörerische Luftfeuchtigkeit
Denn im Keller des Stadtarchiv-Altbaus fehlt eine Klimaanlage, die vor allem die zerstörerische Luftfeuchtigkeit auf höchstens 50 Prozent herunterregelt. Ausgerechnet im Neubau wurde kein Aufzug montiert. Beschäftigte berichten, sie müssten für die im Alltag oft notwendigen Personenstands-Akten 40 bis 50 Mal die Treppe hochlaufen. Nun soll ein Aufzug von außen einen besseren Zugang zur zweiten Etage ermöglichen.
Zudem vermissen die Archivare einen eigenen abgetrennten Technikraum für laute, Feinstaub ausstoßende Drucker und Scanner.. Und noch ein Wunsch des Stadtarchivs wird realisiert: Um Rollstuhlfahrer bequemer in den Altbau lassen zu können, wird die schwere Tür mit einem elektrischen Öffner versehen.
Spricht man mit Verantwortlichen des Konzerns Stadt, dann beruhen die Mängel des neuen Archivs nicht auf Planungsfehlern. „Die Stadt hatte damals für diese Leistungen keinen Auftrag erteilt“, heißt es lakonisch aus den Reihen der zuständigen Stadttochter OGM.
Immobiliendezernent Jürgen Schmidt räumt ein, dass man damals weniger wichtig erscheinende Bauarbeiten in Zusammenarbeit mit dem damaligen Archivleiter Otto Dickau gestrichen hat – um die Baukosten zu dämpfen und mit den im Haushalt eingeplanten Geldern auszukommen. Denn plötzlich notwendige zusätzliche Sicherungsmaßnahmen für die Einlagerung von Kunstwerken und der Einbau einer echten Klimaanlage für die erst geplante Lüftungsanlage verteuerten den schon anfangs auf 995 000 Euro geschätzten Um- und Neubau.
So verzichtete man auf den Magazin-Aufzug und das Zeitungsarchiv im Keller erhielt eben keine Klimatisierung. „Man hat damals gemessen und war überzeugt, dass die Raumluft kühl und trocken genug ist“, gibt der heutige Archivleiter Magnus Dellwig an. Doch dann entpuppte sich der Raum zwar als recht temperatur-stabil, aber zu feucht, um historisch wertvolle Papierdokumente zu lagern. Und deshalb muss die Stadt erneut tief in ihre Tasche greifen.