Oberhausen. Mario Cao (64) ist Angler. Seine Kunden ködert der Oberhausener mit Vertrauen und guten Preisen. Wer einmal sein Geschäft besucht, hängt am Haken.

Lässig lehnt er über die Theke. So kennen ihn seine Kunden. Mario Cao, 64, grauer Schnauzer, grauer Schopf und weißes Hemd, ist die Instanz in Sachen Angeln in Oberhausen und über die Stadtgrenzen hinaus. Seit fast 40 Jahren verkauft er Rute, Schnur und Köder an Angler der Gegend. Und die Konkurrenz für sein Angelgeschäft, sie wird immer kleiner. „Zu den Spitzenzeiten Mitte der Achtziger bis Anfang der 90er Jahre gab es hier 30 Läden. Heute sind es fünf“, sagt er.

Das Internetgeschäft sei weniger der Haken — die Gesetze in Deutschland sind für Mario Cao teilweise Irrsinn: „In anderen Ländern ist das ,Catch and Release’ Standard. Bei uns muss man teilweise mit dem Anwalt ans Gewässer“, erklärt der wuchtige Verkäufer lakonisch und winkt gleichzeitig ab. Darüber streiten Angler bei jeder Gelegenheit. Fakt ist: Viele Verbände und Behörden vertreten die Meinung, dass der Angler selbst keine Entscheidungsfreiheit darüber haben sollte, ob ein gefangener Fisch zurückgesetzt werden kann oder nicht. Reguliert wird überall anders, doch die meisten seiner Kunden würden ein solches Recht begrüßen, meint Mario Cao. „Ich würde nie mehr Fisch angeln, als ich selber esse.“

Köder locken auch am Ruhetag

In seinem Geschäft an der Duisburger Straße gehen am Montag ständig Angler ein und aus. Eigentlich hat er Ruhetag. „Den wollte ich mir selbst mal gönnen, nach so vielen Jahren sechs Tage die Woche offen.“ Trotzdem ist die Ladentür auf, viele Kunden wissen bereits vor Eintritt, welchen Wurm oder welche Made sie als Köder brauchen. Die Auswahl ist riesig. Nicht nur im lebendigen Sortiment. Schwimmer, Wobbler (künstlicher Köder) Rollen und dicke und dünne Schnüre hat er in jeder erdenklichen Variante im Laden. 40 bis 50 Angelmethoden gebe es. „Deswegen haben wir so viel auf Lager.“

Angeln in Oberhausen: Das müssen Sie wissen

Angel kaufen, Wurm kaufen und ab ans Wasser: So einfach ist das Fischen in Oberhausen und Umgebung nicht. Wer seine Angel auswerfen möchte, muss einige Dinge beachten. Denn: Ohne einen gültigen Fischereischein darf niemand angeln. Doch vor dem Schein steht die Prüfung, erst Theorie, dann Praxis – ganz so wie beim Führerschein. Mit dem bestandenen Prüfungszeugnis kann der stolze Jung-Angler dann zum Technischen Rathaus und seinen Fischereischein beantragen. Dabei hat er die Wahl: entweder für ein oder gleich fünf Jahre eine gültige Lizenz zu kaufen.

Mario Caos Laden hat für die Angler fast täglich geöffnet. Dienstags bis Freitags von 9.30 bis 18.30 Uhr und samstags bis 14 Uhr. Sonntag und Montag ist Pause. Mehr Infos unter 0208 / 841 947

Neben dem Anglerbedarf verkauft Mario Cao Pokale und Dart-Zubehör. Das Geschäft mit den Triumph-Symbolen neigt sich allerdings dem Ende zu. „Das war früher mal ein Thema — die verkaufe ich ab und erweitere meinen Angelshop.“

Auf vier Tennisplätzen Fläche sind die Gänge trotzdem eng. Laien und Anfänger kommen ohne Hilfe schwerlich zurecht. Sieben Mitarbeiter hat Mario Cao und auch seine Frau Angelika steht gern hinterm Tresen. Zwei Azubis lernen momentan bei ihm das Verkäuferhandwerk. Kevin Weimer, 18, schmal, akkurat rasierter Jugendschnitt, steht auch an seinem freien Tag im Laden. „Ich angle selbst mein halbes Leben lang und helfe gern bei Fachfragen aus.“ Eine komplette Rute mit Schnur und Rolle bekommt der Kunde bereits ab 15 Euro. „Das empfehlen wir aber niemanden. Wer 150 Euro oder mehr für einen Angelschein ausgibt, der sollte bei der Ausrüstung nicht knausern“, findet Kevin Weimer und zieht einen Gang weiter zu höherpreisigen Modellen.

Der Angler-Generationenvertrag

Die Fisch-Begeisterten von Rhein, Ruhr und Kanal, die Mario Cao fast alle namentlich in seinem Laden begrüßt, sind allesamt treue Kunden. Darauf ist er stolz. „Viele Opas haben hier ihr Angelzeug gekauft und jetzt kaufen deren Enkel bei mir. Das Vertrauen ist also da.“ Wenn er noch einmal die Möglichkeit hätte, alles anders zu machen und neu zu starten, „würde ich erstmal gut englisch lernen, weil vieles heute so läuft und zweitens direkt importieren, um nicht vom Großhandel abhängig zu sein.“ Den Online-Versand habe er ausprobiert, jedoch hat es Abmahnungen gehagelt. „Weil der Meterpreis zum Beispiel gefehlt hat. Die Kleinteile alle zu beschriften und zu sortieren dauert lang genug,“ sagt Mario Cao und deutet auf sein Klemmbrett, auf dem viele Seiten Papier mit Tabellen und noch mehr Spalten und Zeilen auf Sisyphos-Arbeit hinweisen.

Angler sollten keine Berührungsängste vor Insekten haben.
Angler sollten keine Berührungsängste vor Insekten haben. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Direkt neben Mario Cao krabbelt es in kleinen durchsichtigen Plastikschalen. Fleischmaden, 4,50 Euro der Liter, 15.000 Stück winden sich im Sägemehl. Die seien zum Anfüttern. Gleich daneben „Bienenmaden“. Obwohl die Biene im Namen, in Wirklichkeit Mottennachwuchs, begehrt bei Forellen-Anglern. Köder für Raub- oder Friedfische, Hochsee oder Süßwasserteich um die Ecke: Mario hat’s. Das wird vorerst so bleiben; aufhören will Mario Cao nämlich nicht. „Vielleicht mal wieder öfter selber angeln.“ Dazu sei er zuletzt nur einmal jährlich im Urlaub gekommen. Na dann, Petri Heil!