Mülheim. . In den Mülheimer Ruhrauen soll eine Auseinandersetzung zwischen einem Landschaftswächter und zwei Frauen eskaliert sein. Die Polizei ermittelt.

Wieder kam es zu einem Zwischenfall, wieder kam es zu einem Konflikt – und auch dieses Mal soll es körperliche Übergriffe gegeben haben: Der Vorfall, um den es hier geht, ereignete sich am Donnerstagnachmittag zwischen einem der Mülheimer Landschaftswächter und zwei Frauen, die ihre Hunde in der Saarner Ruhraue ausführten. Er endete mit einer Strafanzeige wegen Körperverletzung. Einen Tag danach scheint der Landschaftswächter beim Redaktionsbesuch noch immer unter Schock zu stehen. Eine Platzwunde findet sich auf seiner Stirn, eine noch größere hinter seinem Ohr. Beide Unterarme sind lila gefärbt – Blutergüsse reichen vom Handgelenk bis hoch zum Ellenbogen.

Wie konnte eine eigentlich harmlose Begegnung derart eskalieren? Der 80-Jährige scheint ratlos. Er war mit seinem Rad unterwegs, unweit der Mendener Brücke. Er sah die Frauen, Mutter und Tochter, wie die Polizei bestätigt, und ihre Hunde. „Es waren vier, sie liefen alle ohne Leine durch das Naturschutzgebiet“, erinnert sich der Landschaftswächter. Er bat darum, sie anzuleinen. „Schließlich dürfen Hunde da gar nicht frei laufen.“ Gleichzeitig habe er die beiden darauf aufmerksam gemacht, als Landschaftswächter im Auftrag des Ordnungsamtes zu handeln, den Ausweis gezeigt. „Ich wurde sofort beschimpft, mit übelsten Schimpfwörtern, das kann ich alles gar nicht wiedergeben“, erinnert sich der Saarner.

Das Mobiltelefon aus der Hand geschlagen

Als er die Polizei rufen wollte, so berichtet er, habe ihm eine der Frauen das Mobiltelefon aus der Hand geschlagen. Es sei noch heftiger gekommen: Die jüngere der beiden Frauen soll mit drei Leinen auf ihn eingeschlagen, die Karabiner ihn am Kopf, oberhalb des Auges und am Ohr getroffen haben. Einen Notruf konnte er dennoch absetzen: „Zum Glück habe ich die 110 wählen können. Ich habe nur gesagt: Ich brauche Amtshilfe, ich werde hier traktiert.“ Die Polizei kam, sorgte für Deeskalation. Und nahm die Strafanzeige des Landschaftswächters auf. „Wer den Streit ausgelöst hat, ist noch nicht klar“, so die Sprecherin der Polizei, Annika Koenig. Sie bestätigt eine verbale und körperliche Auseinandersetzung, konnte aber keine weiteren Angaben machen. Der zuständige Sachbearbeiter war gestern nicht mehr erreichbar.

Wie geht es weiter? „Zunächst werden Vernehmungen folgen“, so Annika Koenig. Und auch der Landschaftswächter wird sich am Anfang der Woche mit seinem Rechtsanwalt zusammensetzen.

Der 80-jährige Landschaftswächter hört auf

Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf kündigte an, nach einer Prüfung des Falls, Strafanzeige von Seiten der Stadt zu stellen. Schließlich seien die Landschaftswächter „im öffentlichen Auftrag unterwegs“. Ein Ende des Modells sieht er nicht, auch wenn es in der Vergangenheit immer wieder Übergriffe auf die ehrenamtlich tätigen Kräfte gegeben hatte. „Das ist kein einfacher Job. Aber die Landschaftswächter sind wichtig, sie sind dafür verantwortlich, dass Fehlentwicklungen nicht weitergehen. Wir als Stadt sind dankbar dafür.“ Dennoch gesteht er ein: „Die Zeiten sind anders, die Menschen reagieren anders.“ Vielleicht, so sein Gedanke, „müssen die Landschaftswächter ihr Engagement etwas zurückfahren, um sich selbst nicht in Gefahr zu begeben“.

Für den 80 Jahre alten Saarner steht indes schon fest, dass er sein Engagement gänzlich reduzieren wird: „Ich höre auf – Schluss!“

>>> Zwischenfälle im März und Oktober

Laut dem Chef des Umweltamtes, Dr. Jürgen Zentgraf, gibt es derzeit 20 Landschaftswächter. Sie alle sind ehrenamtlich tätig, sie werden mit elf Euro monatlich von der Stadt unterstützt.

Zuletzt kam es im März des vergangenen Jahres zu einer Eskalation zwischen einem Landschaftswächter und einem Angler.

Im Oktober 2018 hatte ein Landschaftswächter Kindern verboten, auf dem Auberg Drachen steigen zu lassen. Der Streit eskalierte, er lässt sein Amt ruhen.