Oberhausen. Das Oberhausener Verkehrsunternehmen lässt nun ein Viertel seiner Busse von Fremdfirmen fahren. Stoag-Betriebsrat übt daran deutliche Kritik.
Nach Angaben von Geschäftsführer Werner Overkamp beschäftigt die Stoag keine Leiharbeiter mehr in ihrem Unternehmen. Der Oberhausener Nahverkehrsbetrieb hat aber nun knapp ein Viertel seiner Linien in die Hand einer Fremdfirma gegeben.
„Die letzten Leiharbeiter haben wir vor etwa einem halben Jahr übernommen“, erklärt Overkamp. Einem Großteil von etwa 80 bis 90 Prozent der Leiharbeitnehmer, die nach Verdi-Tarif bezahlt wurden, habe man Festverträge angeboten. „Das haben wir in Abstimmung mit der Stadt so gemacht, obwohl wir dies eigentlich nicht mussten.“ Am Ende habe man sogar draufgezahlt, meint Overkamp.
Leiharbeiter verdienten etwa 500 Euro weniger
Mit Einführung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes vor zwei Jahren sind Arbeitgeber dazu verpflichtet worden, Leiharbeiternnach 18 Monaten einen Festvertrag anzubieten. Seitdem rechnen die Betriebe nochmal genau nach, wenn es ums Sparen beim Personal geht und vergeben stattdessen eher Aufträge an Fremdfirmen.
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Betriebsrats-Chef Herbert Michalik (62) kann das Vorgehen der Geschäftsführung bestätigen, ist aber geteilter Meinung. Für das Unternehmen sei es eine gute Entscheidung gewesen, nicht nur aus rechtlicher Verpflichtung Leiharbeiter zu übernehmen. „Das Unternehmen kannte die Leute. Sie haben in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, dass sie zuverlässig sind.“ Teilweise hätten Leiharbeiter etwa 500 Euro brutto weniger im Monat verdient als ihre festangestellten Kollegen, die dieselbe Arbeit leisten. Nun setze man aber vermehrt Fahrer von Fremdfirmen ein.
Essener Unternehmen übernimmt Stoag-Linien
Mit dem Fahrplanwechsel zum Juni hat laut Herbert Michalik nun das Essener Unternehmen Wohlgemuth etwa 23 Prozent der Stoag-Linien übernommen. „Das heißt für uns, dass wir als Betriebsrat keinen Zugriff mehr auf diese Mitarbeiter haben“, so Michalik. In der Vergangenheit sei das Verhältnis zu Leiharbeitern und Beschäftigten aus privaten Busunternehmen etwa fünfzig zu fünfzig gewesen. „Bei Leiharbeitnehmern konnten wir uns als Betriebsrat noch für ihre Interessen einsetzen. Bei Mitarbeitern von Fremdfirmen haben wir da keine Chance.“
Neuer Betriebsrats-Chef seit März 2018
Herbert Michalik ist seit März 2018 Vorsitzender des elfköpfigen Stoag-Betriebsrats. Der 62-Jährige ist seit 30 Jahren im Unternehmen und löste den langjährigen Betriebsrats-Chef Michael Stemmer ab.
Michalik ist von der Arbeit freigestellt, bei Personalengpässen hilft er hingegen aus und fährt Bus.
In der Vergangenheit hat die Gewerkschaft Verdi sich dafür eingesetzt, die Fremdvergabequote in den Nahverkehrsunternehmen auf maximal 24 Prozent zu begrenzen. Die Fremdvergabe gefährde nicht nur Arbeitsplätze, fremdbeauftragte Firmen zahlten auch weniger. Der Stoag-Betriebsrat fürchtet, dass mit Auslaufen des aktuellen Tarifvertrages, die Fremdvergabequote künftig um das doppelte erhöht werden könnte.
Hoher Krankenstand bei den Busfahrern
Betriebsrats-Chef Herbert Michalik hält dies auch angesichts der schlechter werdenden Arbeitsbedingungen bei der Stoag für problematisch. „Die Busfahrer stehen unter Druck. Die Arbeitsbelastung wird immer größer.“ Die Beleidigungen und Beschimpfungen von Seiten der Fahrgäste hätten zugenommen, auch sei die Unzufriedenheit der Fahrgäste deutlich spürbar. Michalik spricht von teurer werdenden Tickets, Verlegung von Bushaltestellen und Fahrzeiten, die teilweise nicht mehr eingehalten werden können.
Dazu komme ein hoher Krankenstand bei den Busfahrern. „Wir hatten in den letzten Wochen einen Krankenstand von knapp 20 Prozent. Da mussten Mitarbeiter auch aus anderen Abteilungen wie der Verwaltung aushelfen und Busfahren“, beschreibt Michalik die belastende Situation bei der Stoag. „Wir haben nur bedingte Reserven. Und unser Hauptgeschäft ist, dass die Busse rollen.“
Nachwuchs bleibt aus
Grundsätzlich ginge es der Branche schlecht, zeigt sich Herbert Michalik besorgt. Die schlechten Arbeitsbedingungen und verschiedenen Beschäftigungstarife hätten zur Folge, dass heute kaum einer mehr Busfahrer werden will,