Oberhausen. Tausende Fans besuchten die 15. Musik-Sommer-Nacht in der Oberhausener City. Sie feierten ausgelassen an neun Bühnen – ein Standort überraschte.
Sie haben die alte Dame wachgeküsst. Treibende Deep-House-Klänge schlängeln sich an der Ecke Marktstraße auf die Lothringer Straße. Einen kurzen Hindernislauf müssen die Fußgänger gleich mit absolvieren. Zur 15. Oberhausener Musik-Sommer-Nacht ist es hier so voll wie lange nicht mehr. Ein reges Wechselspiel am DJ-Pult vor dem Café Homebar macht es möglich. Überraschung gelungen!
Allzeit-Klassiker kreisen in den Ohren
Die Innenstadt platzt aus allen Nähten. Mancher Gastronom reckt dankend die Arme zum Himmel. Der noch zu Wochenbeginn angesagte Starkregen bleibt aus. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Besseres Festival-Wetter gibt es kaum. Passanten mit um den Bauch geschnürten Übergangsjacken rühren auf der Elsässer Straße mit Strohhalmen in ihren Cocktailbechern. Vor dem Transatlantik schallt eine unüberhörbare Lebensweisheit: „It’s my Life!“
Der Allzeit-Klassiker vom amerikanischen Rock-Veteran Jon Bon Jovi hat kaum die Ohrmuschel durchkreist, schon macht eine Bühne weiter vor dem Alten Hut die nächste gesungene Festival-Anweisung die Runde. „Jump!“ Also springen alle los. Die Gruppe Time nimmt sich Zeit. Sie stehen an der Elsässer Straße gewohnt dicht an dicht. Schiebung – aber nur kurz.
Am Bierwagen treffen sich Bekannte zum überraschenden Spontanplausch. „Lange nicht gesehen! Sehr lange!“ Ein wachsender Wiedersehen-Kult fast wie bei der Sterkrader Fronleichnamskirmes.
Ein Hauch von Studentenkneipe im Alten Hut
Drinnen wird der „Alte Hut“ plötzlich zum „Jungen Hut“. Ein Hauch von Studentenkneipe in der Oberhausener Innenstadt. Die Musik-Sommer-Nacht hat sich mit ihren neun Bühnen und sechs Stunden Live-Musik auch in den Nachbarstädten herumgesprochen. Mädelsgruppen, Mitte 20, wippen eine Runde weiter auf dem Saporishja-Platz mit. Die Cover-Haudegen von Nockrock haben die Bühne von Rockville Party Express übernommen – da stauen sich die mitklatschenden Fans von der Pflasterkante der Langemarkstraße mal eben bis zur Goebenstraße.
„Sexy, was hast du nur mit diesem Mann gemacht!?“, schallt es durch die City als würde Westernhagen persönlich auf ein Pils vorbeikommen. „Ich würde alles für dich tun!“
Auf der Marktstraße ist für Mr. Most Money Man der große Zahltag. Den Applaus gibt es hier mit Zinsen. Noch voller ist es ein paar Meter weiter vor dem Extrablatt während Feel Fine sich auf ihr Funk-Feuerwerk konzentrieren.
Festival startete schon am Freitag
Zum ersten Mal rockte die Innenstadt zur Musik-Sommer-Nacht schon am Freitag los. Allerdings nur am Altmarkt und auf dem Sapo-Platz. Bei der Premiere blieb es meist noch übersichtlich. Das Wetter spielte nicht so gut mit wie am Samstag.
Musikalisch blieb es mit jüngeren Bands aber interessant. Die Bochumer Sängerin Sarah Lahn überzeugte mit Gefühl und Stimme. Die Revier-Popper von Captain Disko lockten später eine respektable Zahl von Fans auf den Altmarkt.
Zündende Ideen haben sie bei all dem tragenden Trubel am Altmarkt schon gefunden. Tallyman lassen hier auch etwas Raum für ruhige Momente. Alle Sitzplätze im Biergarten sind besetzt. Chillen und Grillen – der Duft der Krakauer steigt in die Nase.
Oldie-Hitparade schallt auf dem Friedensplatz
Eine Oldie-Hitparade gibt es am Friedensplatz. Die Sputnicks setzen vor dem Uerige Treff auf Uriges aus der Musikgeschichte. Kaum zu übersehen ist auf der Langemarkstraße auch Patricias Bistro. Das Salzbergwerk wird zur Tanzgrube. Bunte Lasereffekte huschen wild über die Tanzfläche. Besucher ziehen draußen mit ihren Festival-Pfandbechern vorbei, die auch an anderen Bierwagen eingelöst werden können.
Ist denn wirklich gleich schon Schluss? Um 24 Uhr schweigen zur Musik-Sommer-Nacht schließlich die Gitarren – und die Innenstadt ist immer noch gut gefüllt.