Oberhausen. Die schwache Finanzlage des Katholischen Klinikums hat bei Mitarbeitern und Politikern große Sorgen ausgelöst. Zuversicht gibt es aber auch.
Wenn Unternehmen in eine Krise schlittern, dann neigen Manager mit ihren Marketingberatern dazu, mit viel weißer Salbe die Wunde zu überdecken – so dass am Ende kein normaler Leser der schriftlichen Stellungnahmen ahnt, worum es eigentlich geht.
So taucht in der anderthalb-seitigen offiziellen Pressemitteilung des Katholischen Klinikums (KKO) zum beantragten „Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung“ nicht ein einziges Mal die hässlichen Begriffe „Insolvenz“, „Einschnitte“ oder „Verluste“ auf. In der Überschrift hat sich sogar der Satz verirrt: „Träger und Politik begrüßen den Schritt zur Neuausrichtung“.
Enttäuscht, besorgt, traurig und schlecht informiert
Nun, zumindest am Tag nach Verkündung der gut formulierten schlechten Nachricht, dass am Gesundheitsstandort Oberhausen der größte Arbeitgeber und Anbieter nur mit deutlichen Kappungen wieder auf die Beine kommen kann, trifft man keinen Politiker an, der die Lage bejubelt – zumal noch das konkrete Konzept zur Neuausrichtung fehlt.
Im Gegenteil: Enttäuscht, besorgt, traurig und schlecht informiert fühlen sich die wichtigsten Politiker der Stadt. Das alte St.-Josef-Hospital mit dem größten Investitionsstau auf der Kippe, das bereits auf die Geriatrie reduzierte St.-Marien-Hospital in Gefahr, Jobverluste in dreistelliger Größe möglich – da kommt keine Freude auf.
Eine tragische Entwicklung
„Ich bin bestürzt über die Nachricht, das ist eine tragische Entwicklung“, sagt CDU-Ratsfraktionschefin Simone-Tatjana Stehr. „Hätte man nicht früher auf die Lage reagieren können?“ Ihr Wunsch wäre zwar, alle drei KKO-Klinik-Standorte St. Clemens, St. Marien oder St. Josef zu erhalten, doch sie sei angesichts der bundesweiten Krankenhaus-Entwicklung zu immer größeren Einheiten mit hohen Fallzahlen auch realistisch.
„Die Insolvenz ist ein schwerer Schlag für die Stadt“, meint SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer. Er fordert eine tragfähige Zukunftslösung für die Bevölkerung und die Beschäftigten – und eine klare aktive Kommunikation. „Solch eine Verzögerungstaktik wie in Osterfeld, als Politik und Öffentlichkeit quasi im letzten Moment darüber informiert wurden, dass auf dem Hallenbad-Gelände kein Reha-Zentrum errichtet wird, darf es dieses Mal nicht geben“, fordert Große Brömer.
An Versprechen des KKO-Geschäftsführers erinnert
Bezirksbürgermeister Thomas Krey (SPD) erinnert an die Zusagen von KKO-Geschäftsführer Michael Boos im Mai, dass „das Heilmittelangebot, die ambulanten Hilfen, der OP-Bereich und die Essensversorgung in Osterfeld bleiben werden“.
Fehlende Transparenz bemängelt OfB-Ratsherr Albert Karschti: „Man hätte die Politik früher informieren müssen. „Dass die Stadtverwaltung nun den Insolvenz-Prozess begleiten soll, kommt ein bisschen spät.“
Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) hat bereits Termine mit der neuen KKO-Leitung anvisiert: „Wir betrachten die Entwicklung mit Sorge. Wir helfen als Stadt, wo wir helfen können.“ Das Land sei allerdings für die Krankenhausbedarfsplanung zuständig. „Wir werden darauf achten, dass die Gesundheitsversorgung in allen Stadtteilen gewährleistet ist.“ Man werde versuchen, Restrukturierungshilfen des Landes zu erhalten.
Jährlich über 26.500 Patienten
Drei von sechs Oberhausener Krankenhäusern sind 2013 zum Katholischen Klinikum Oberhausen (KKO) fusioniert: Das St.-Josef-Hospital in Alt-Oberhausen, das Marienhospital in Osterfeld und das St.-Clemens-Hospital in Sterkrade. Das KKO betreibt auch drei Altenheime, vier Pflegedienste und drei Hospize.
Der größte Gesundheitsversorger in Oberhausen hat 720 Betten, behandelt jährlich über 26.500 Patienten, beschäftigt 2370 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von 146 Millionen Euro. In Oberhausen gibt es noch das Evangelische Krankenhaus (EKO), die Helios-Klinik St. Elisabeth und das evangelische Johanniter-Krankenhaus in Sterkrade.
Grünen-Ratsfraktionschef Andreas Blanke hat jedes Vertrauen in die alte KKO-Spitze verloren. „Ich finde das alles sehr tragisch. Geschäftsführung, Träger und Aufsichtsrat haben versagt.“ Nun wolle man kritisch prüfen, was an klinischer Versorgung für die Bürger wegfallen soll.
Linken-Ratsfraktionschef Yusuf Karacelik findet die gesamte Entwicklung fatal. „Für alle Menschen ist ein Krankenhaus in der Nähe wichtig. Die Kommerzialisierung der Kliniken ist falsch.“
KKO-Belegschaft verunsichert
Die 2370-köpfige KKO-Belegschaft reagierte auf die Einleitung des Insolvenzverfahrens erschrocken und verunsichert. Ganz so überraschend ist die Lage des KKO aber intern nicht. „Dass es dem Klinikum nicht gut geht, ist seit Monaten klar“, sagt Stephan Stachwitz, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung. Er persönliche sehe das Insolvenzverfahren trotz der drohenden Einschnitte als Chance. „Jetzt ist es möglich, das Unternehmen auf gesunde Füße zu stellen. Wir haben hervorragende Leute. Alle Mitarbeiter und die Geschäftsführung müssen als Team zusammenarbeiten, dann bekommen wir die Kuh vom Eis.“