Oberhausen. Die Politik wirbt bei lange hier lebenden Ausländern für den deutschen Pass – doch in Oberhausen ist dies bisher wenig erfolgreich.
Im vergangenen Jahr haben nur 229 Zuwanderer in Oberhausen die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt – das sind knapp acht Prozent weniger als im Vorjahr.
Im Vergleich zu den Einbürgerungen zur Jahrtausendwende mit 640 Einbürgerungen hat sich die Zahl damit nach Daten der Landesstatistiker um zwei Drittel reduziert. Dabei hat sich die Politik eigentlich die Aufgabe gestellt, mehr hier lange lebende Ausländer für die deutsche Staatsbürgerschaft zu begeistern. In den vergangenen 18 Jahren verzeichnete Oberhausen 2016 den stadthistorischen Tiefstand von 149 Einbürgerungen – dies lag nach Angaben der Stadt besonders daran, dass im zuständigen Amt extremer Personalmangel herrschte. 2017 war die Zahl wieder deutlich geklettert – auf 248 Neubürger.
Im gesamten Bundesland NRW stieg dagegen die Zahl der Einbürgerungen auch im Jahre 2018: Nach Angaben der Statistiker von „Information und Technik NRW“ erhielten 27.649 Ausländer die deutsche Staatsangehörigkeit (plus ein Prozent). Auch die Nachbarstädte Duisburg und Mülheim begleiteten 2018 mehr Menschen zur Einbürgerung.
Oberhausen schneidet daher im NRW-Vergleich überdurchschnittlich schlecht ab. Es handelt sich im vergangenen Jahr nach 2016 sogar um den zweitschwächsten Stand seit dem Jahr 2000.
Viele Eingebürgerte hatten einen türkischen Pass
Gefolgt von Bewerbern irakischer, polnischer und britischer Herkunft war traditionell wieder ein Gros der in NRW-Eingebürgerten vormals in Besitz eines türkischen Passes. Der Ansturm britischer Aspiranten auf eine deutsche Staatsbürgerschaft nach der Brexit-Entscheidung im Juni 2016 ebbt sichtlich ab – trotz insgesamt recht hoher Gesamtzahl an Einbürgerungen aus Großbritannien.
Ein Grund für die sinkende Zahl an Einbürgerungen in Oberhausen ist nach Angaben von Fachleuten, dass oft das Einbürgerungspotenzial von lange in Deutschland lebenden Zuwanderern nicht genutzt wird. Gerade viele Bürger türkischen Ursprungs würden trotz idealer Voraussetzungen zur Einbürgerung häufig davon absehen, ihr Recht auf eine deutschen Staatsangehörigkeit wahrzunehmen. Viele wüssten zu wenig über das Einbürgerungsverfahren, andere wiederum hätten persönliche Identitätskonflikte.