Oberhausen. Pfingststurm „Ela“ hinterließ vor fünf Jahren vor allem im Oberhausener Stadtsüden viele Schäden an Bäumen. Die Spuren sind alle beseitigt.

Stadtförster Jürgen Halm erinnert sich noch gut an Pfingststurm „Ela“ am 9. Juni 2014. Der Wächter der Oberhausener Bäume war da gerade aus dem Urlaub gekommen. Mit der Erholung war’s dann allerdings vorbei, die folgenden Tage und Wochen waren „sehr anstrengend“, sagt der heute 58-Jährige. Auch wenn es vorher und nachher andere Stürme gegeben hat, Ela „war mit das Schlimmste“, was der Stadtförster bis dato in Oberhausen erlebt hat, die Schäden hatten ein „sehr großes Ausmaß“.

Knappenhalde, Ruhrpark und der Stadtwald Osterfeld waren massiv beschädigt

Rund 700 Bäume in Oberhausener Parks, Wäldern, auf Friedhöfen, Sportanlagen, Schulhöfen oder an Straßen riss Ela mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern um – davon allein rund 150 Straßenbäume. Dazu kamen rund 1200 Bäume, bei denen Ast- und Kronenteile beschädigt waren, bilanziert der Stadtförster. Vor allem der Oberhausener Süden war betroffen: Knappenhalde, Ruhrpark oder der Stadtwald Osterfeld wiesen massive Schäden auf, Straßenbäume hatte „Ela“ besonders in Dümpten, Styrum, Alstaden und Borbeck geknickt. Bei aller Verwüstung: Tote und Schwerverletzte waren nicht zu beklagen. Allerdings hatte „Ela“ bei einer Oberhausener Familie in Dümpten so einiges durcheinandergewirbelt: Die riesige Astgabel einer Platane krachte aufs Dach, erst fünf Monate später war der Schaden behoben, der Schrecken blieb in den Knochen sitzen.

Warum der Name „Ela“?

Den Namen Ela trägt eigentlich nicht der Sturm, der über Oberhausen fegte, sondern das Tiefdruckgebiet, das Pfingsten über dem Ostatlantik lag. Gleichzeitig gab es das Hoch „Wolfgang“ über Osteuropa. So prallten über dem Ärmelkanal warme und heiße Luft zusammen, über Belgien bildeten sich am Abend des 9. Juni 2014 Gewitterzellen, die immer größer wurden.

Sie entluden sich in allen Teilen von NRW – es gab Orkan-Böen, und teilweise fielen 40 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.

An vielen Stellen im Stadtgebiet hieß es nach dem 9. Juni „Gefahr im Verzug“, weil Baumteile Bürgersteige oder Zuwege versperrten, weil lose Äste drohten, auf Spielplätze oder Kita-Gärten abzustürzen. Die Mitarbeiter der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH und die Feuerwehr kamen gar nicht hinterher mit dem Absperren, Wegräumen, Sichern. „Wir haben dann noch zwei Unternehmen zusätzlich beauftragt, die mit schwerem Gerät angerückt sind und bis Ende August beschäftigt waren“, sagt Jürgen Halm. Bis zum Ende des Jahres durften die Stadtwälder nicht betreten werden, so wenigstens lautete die ordnungsbehördliche Verfügung. Wer es doch tat, wanderte auf eigene Gefahr unter Bäumen.

Noch Monate nach dem Sturm im Juni 2014 waren Mitarbeiter der OGM mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.
Noch Monate nach dem Sturm im Juni 2014 waren Mitarbeiter der OGM mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. © WAZ FotoPool | Gerd WALLHORN

Der Druck, der auf der öffentlichen Verwaltung bei solchen Ereignissen liegt, „ist enorm groß“, sagt Jürgen Halm. „An jeder Ecke ist dann etwas kaputt, aber die Mitarbeiter können nicht gleichzeitig an allen Orten sein.“ Der Stadtförster appelliert daher – auch angesichts immer wieder auftretender Wetterextreme – an die Geduld der Bürger und an ihr Verständnis. Nicht alles im Alltag könne direkt nach so einem außergewöhnlichen Vorfall wie immer ablaufen.

Alle Bäume sind ersetzt worden

Und heute, fünf Jahre danach? Hat Ela noch immer Spuren hinterlassen? Alle gefallenen und beschädigten Bäume an Straßen, in öffentlichen Grünflächen, auf Spielplätzen oder Schulhöfen seien ersetzt worden, heißt es aus dem städtischen Umweltdezernat. Dort stünden heute jeweils vier Jahre alte Jungbäume. In den Wäldern „wurde kein Ersatzbaum gepflanzt, da in Waldbereichen und waldähnlichen Flächen eine natürliche Regeneration der Gehölzbestände abläuft“, so die Stadt. Die konnte auf Anfrage der Redaktion in dieser Woche die durch Ela bis heute entstandenen Kosten nicht beziffern. Im September 2014 hatte Umweltdezernentin Sabine Lauxen (Grüne) den finanziellen Schaden gegenüber dieser Zeitung auf rund fünf Millionen Euro geschätzt. Durch eine Landespauschale in Höhe von rund 550.000 Euro und durch Bürgerspenden, die das Land verdoppelte, konnten die Neupflanzungen finanziert und „die Kosten komplett gedeckt werden“, erklärt das Umweltdezernat.

Platanen sind aus dem Rennen

Gibt es Lehren aus „Ela“? Gegen starken Wind ist kein Kraut gewachsen, will sagen: Lokal verhindern lässt er sich nicht. Aber bei den Neupflanzungen sind zum Beispiel keine Platanen mehr zum Einsatz gekommen, die mal zu Zeiten der Industrialisierung als besonders widerstandsfähig galten. Aber den Nachteil haben, sehr groß zu werden und voluminöse Kronen auszubilden, in die der Sturm so richtig reinfahren kann. Bergahorn oder Schwarzerle nannte Markus Werntgen-Orman, Bereichsleiter Umweltschutz bei der Stadt, vor fünf Jahren als mögliche Alternativen.

Baumscheiben größer anzulegen sei eine weitere Möglichkeit, für mehr Stabilität, Vitalität und ein stärkeres Wurzelwerk beim Straßenbaum zu sorgen, sagt Stadtförster Jürgen Halm. Aber das sei nur möglich, wenn eine Straße ganz neu saniert werde, das im Bestand nachträglich zu ändern, sei zu aufwändig und zu teuer. „Wer will das bezahlen.“