Oberhausen. DJ Bobo überraschte in Oberhausen auch nach 27 Jahren. Seine Show konnten Fans von Rammstein als Vorbereitung fürs Konzert auf Schalke verstehen.

Mit der Neutralität nimmt es DJ Bobo diesmal nicht so genau: Am Tag der Europawahl lässt der Schweizer Musik mehr als 8000 Fans in der gut gefüllten König-Pilsener-Arena über ihre musikalischen Vorlieben abstimmen. Nach zweieinhalb Stunden mit überraschenden Bühneneffekten und beliebten Allzeit-Klassikern ist das Ergebnis in Oberhausen eindeutig. Die absolute Mehrheit stimmt hier für den Eurodance. There’s a Wahlparty!

Wechselstimmung möchte beim sympathischen Interpreten auch 27 Jahre nach seinem großen Hit „Somebody dance with me“ einfach nicht aufkommen. Eurodance, der damals höchst populäre, aber stets belächelte Musik-Misch-Masch aus Pop, House und Techno hat in den 1990er-Jahren unzählige Eintagsfliegen durch Teenager-Gehörgänge sausen lassen. Und DJ Bobo mischte kräftig mit, schaffte aber das seltene Kunststück, auch nach der Bruchlandung des Genres munter weiter in großen Arenen statt bei Baumarkteröffnungen aufzutreten.

DJ Bobo zeigt Bühnenshow von Weltformat

Da kann er es sich leisten, beim mittlerweile achten Tournee-Gastspiel in der hiesigen Arena dutzende Spielereien auszuprobieren, für die man dem Animateur in der Ferienanlage vermutlich den Vogel gezeigt hätte. Doch wenn der 51-Jährige die Halle in zwei Lager aufteilt, Klatsch-Rhythmen vortanzt und nachjubeln lässt, mit Handy-Lichtern La-Ola-Wellen erzeugt und sich über jede gelungene Choreografie wie ein Schuljunge freut, hat er selbst beim größten Griesgram gewonnen. Selbst wer über leichte Unterhaltung aus der Zeit von Gameboy und Tamagotchi die Nase rümpft, muss neidlos anerkennen: Bühnenshow und Schwofeinlagen seiner internationalen Tanzgruppe haben Weltformat.

Neue Tour, neue Songs und alte Hits: DJ Bobo gastierte zum achten Mal in der Arena Oberhausen.
Neue Tour, neue Songs und alte Hits: DJ Bobo gastierte zum achten Mal in der Arena Oberhausen. © picture alliance/dpa | Patrick Seeger

Piratenschiffe und begehbare Buddhafiguren hat er schon in die Hallen geschafft, nun tritt er aus einem Raumschiff und zeigt sich wie eine Mischung aus Tron und Robocop. Sollte es tatsächlich Fans gegeben haben, die sich am Sonntag zunächst den Tanz-Experten DJ Bobo anschauten, um am nächsten Tag den Haudegen von Rammstein auf Schalke zu lauschen - der Schweizer vermittelte in Oberhausen tatsächlich einen Vorgeschmack. Er lässt riesige Feuersäulen in knallroter Farbe zischen, so sehr, dass der Benzingeruch zwischenzeitlich bis auf den hintersten Sitzplatz auf der Empore dringt. Die Songs variieren allerdings dann doch - statt „Du hast“ bei den Vertretern der Neuen Deutschen Härte hören die Fans bei DJ Bobo zum Feuer „Freedom“ und „Pray“.

DJ Bobo huldigt Rock-Legenden von Queen

Dass DJ Bobo hier nur seine alten Hits im Sog des derzeit florierenden Retrorevivals aufwärmt, stimmt übrigens nicht. Die Tournee rahmt das neue Album „Kaleidoluna“, mit dem er es immerhin in die Top-30 der hiesigen Charts schaffte. Doch er weiß, wofür die Fans gekommen sind: „Take Control“, „Keep on Dancing“, „Everybody“ und „Love is all around“. Die Klassiker lassen die Fans in Oberhausen schnell vergessen, dass sie eigentlich Sitzplätze gebucht haben. Jubeltänze überall!

In den stillen Momenten gerät der Eurodance-Veteran ins Plaudern, erzählt wehmütig von seiner ersten Schallplatte, die er als Zwölfjähriger vom Taschengeld kaufte - eine Scheibe von Queen. Klar: Der sechsjährige Maximilian aus dem Publikum darf auf der Bühne anschließend „We will rock you“ gemeinsam mit dem Schweizer anstimmen. Riesenapplaus!

Doch auch an die frühen eigenen Songs auf Vinyl hat DJ Bobo noch so seine holprigen Erinnerungen. „Wir hatten davon 1000 Stück gepresst - 950 sind noch bei mir im Keller!“ Die Selbstironie kommt an! Am Ende steht die Halle Kopf und DJ Bobo stellt sich quer. Eine Bühnenplatte neigt sich mechanisch nach vorne, lässt die Musiker unsichtbar gesichert durch Gurte fast waagerecht singen. Die schrägen Ideen möchten dem 51-Jährigen auf seinem Konzert-Spielplatz einfach nicht ausgehen.