Oberhausen. . Eine Klasse für Fahrzeugmechatroniker, die im Sommer am Hans-Sachs-Kolleg startet, wird komplett ohne Papier lernen. Die Arbeitswelt verlangt es.
Das Hans-Sachs-Kolleg plant eine erste rein digitale Klasse einzurichten. Dies kündigte Marc Bücker, Leiter der technischen Berufsschule in Oberhausen, beim Stadtgespräch von WAZ, Volkshochschule und „Arbeit und Leben“ an. Die Testklasse, in der nach den Sommerferien Fahrzeugmechatroniker unterrichtet werden, soll komplett auf Papier und damit auf Schulbücher verzichten. „Alle Unterrichtsmaterialien liegen nur noch in digitaler Form vor“, sagt Marc Bücker. Die Lern-Apps hätten Lehrer seiner Schule zum Teil selbst entwickelt.
Rund 20 000 Euro koste die digitale Ausstattung für eine solche Klasse, so der Schulleiter. Das Hans-Sachs-Berufskolleg finanziert das Projekt über Drittmittel und Sponsoren: Ein Verlag stellt einen Teil der Notebooks, außerdem sollen die Betriebe ihren Azubis in der digitalen Klasse die Endgeräte finanzieren. Für Bücker führt an der Digitalisierung von Schulen – auch andere Klassen am Hans-Sachs arbeiten digital, nur nicht komplett – nichts vorbei. „Die Digitalisierung in der Arbeitswelt ist da, die Betriebe stellen sich neu auf.“ Gerade zum Beispiel in der Kfz-Branche, darauf müsse die Ausbildung reagieren.
„Ein Tablet macht noch keinen guten Unterricht“
Beim Stadtgespräch waren digitale Medien ein Aspekt der Diskussion rund um das Thema Schule. „Es ist richtig, dass der Rat beschlossen hat, bei der Digitalisierung der Schulen einen Schwerpunkt zu setzen“, sagte Schuldezernentin Elke Münich. „Die Umsetzung benötigt allerdings Zeit.“ Für die aktuelle Schülerschaft bringe das Investitionsprogramm nur bedingt etwas, „aber die nachwachsen, werden profitieren“.
Mit Blick auf Sprachlabore, die in den 70er Jahren der Hit an Schulen waren, aber dann schnell verstaubten, fragte WAZ-Redaktionsleiter Peter Szymaniak nach der Rolle der Technik an Schulen. „Kommt es nicht vor allem auf den Lehrer an?“ Ein Tablet mache schließlich noch keinen guten Unterricht. „Es reicht nicht, die Technikausstattung in die Schulen zu bringen“, bestätigte die Schuldezernentin, „das muss mit einem pädagogischen Konzept verknüpft werden.“ Die Grundschulen müssten ein solches Konzept bis zum Sommer vorlegen, die weiterführenden Schulen arbeiteten ebenfalls daran.
Fortbildungen für Lehrer zur Mediennutzung im Unterricht forderte Friederike Deeg von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Es sei Aufgabe des Landes, aber auch der Schulleitungen, dort einen Fokus zu setzen.
>>> Digitale Lehrfilme selbst erstellen
Die Fahrzeugmechatroniker sollen neben Lern-Programmen zum Beispiel auch über Youtube-Filme lernen, in denen es um technische Details, Anleitungen oder Reparaturen geht. Gleichzeitig sollen die Schüler selbst in einem Studio am Hans-Sachs-Kolleg solche Lehrfilme erstellen und sich damit den Stoff erschließen. Die Prüfungen werden die Azubis ebenfalls digital ablegen.