Oberhausen.. Bis 2021 soll aus dem ehemaligen Europa-Palast ein Mehrzwecksaal in der Oberhausener City werden. Bis dahin sind noch einige Hürden zu nehmen.
Der Lichtkegel der Taschenlampe sucht sich den Weg. Die Mitarbeiterin der Urbanen Künste wandelt auf den Brettern, die die Welt bedeuten – zur Erleuchtung für alle. Als die Lampen im Saal angehen, staunen die Gäste der Führung im Europapalast nicht schlecht: Das Kino ist in die Jahre gekommen, berauschen kann sich der Besucher an der vergangenen Gloria jedoch auch noch nach 30 Jahren Stagnation. Was bis 2021 umgebaut, renoviert oder erneuert wird, erklärt Stadtplaner Uwe Wilzewski.
Stadt hat nichts zu melden
„Wir wollen dieses Kleinod wieder nutzbar machen“, sagt der 58-Jährige. Zwischen den Besuchern der Führung ist er unschwer zu erkennen. Der Experte für Stadtentwicklung und Brückenschlag-Projekt gestikuliert im leeren Saal des alten Kinos im Europapalast als einziger enthusiastisch mit Händen und Füßen; deutet auf die metallische Balustrade, stapft auf den Holzboden. Die Idee, das alte Kino zu retten, sei ohnehin bereits zehn bis 15 Jahre alt, sagt er. „Doch das Europahaus ist kein öffentliches Gebäude, das darf man nicht vergessen.“
Richtig: Streng genommen hat die Stadt im Europahaus nichts zu melden. Aber mit dem vorherigen Eigentümer haben sich die Verwaltung und deren Partner geeinigt: Das Kino soll modernisiert werden, für insgesamt 2,7 Millionen Euro bis 2021. Das meiste Geld kommt aus Fördermitteln, der Eigenanteil der Stadt liegt bei zehn Prozent. Dafür wird 20 Jahre – bis auf die Nebenkosten – keine Miete fällig.
Die lange Suche nach Ideen
Doch Denkmalschutz, Bauaufsicht, Brandschutz und vor allem die Frage nach einem neuen Sinn und Zweck fürs alte Kino verzögern lange den Beginn der Bauarbeiten. Am Ende einigt man sich auf einen Multifunktionssaal: „Tische, Stühle, Bühne, Licht – alles wird flexibel. Das ist die Grundlage für den Förderantrag beim Brückenschlag“, erklärt Uwe Wilzewski.
Die steile Bananenform des Abgangs in den Saal führt dazu, dass die Besucher behutsam einen Fuß vor den anderen setzen. Obwohl alle Kinositze verschwunden sind, ist dennoch gut vorstellbar, wie ab 1955 bis zu 1200 Personen hier über Filme staunten. „20.000 Meilen unter dem Meer – das war mein erster Kinofilm“, erinnert sich ein älterer Herr mit grauem Bart während der Führung.
Transatlantik-Pächter möchte investieren
Im neuen Saal sollen allerdings nur 200 Personen Platz finden: „Weil genau die Größe in Oberhausen noch fehlt“, erklärt der Stadtplaner. Dafür müssen viele Dinge wie die Höhe der Balustrade auf den heutigen Stand der Zeit gebracht werden. Die übliche Barrierefreiheit erfordert zum Beispiel einen Aufzug. Ansonsten soll so viel wie möglich erhalten bleiben – darauf achtet der Denkmalschutz. Der Eingang bleibt also im „Transatlantik“-Café, dessen Pächter selbst investieren will.
„Die reine Kinozeit aber ist vorbei“, betont Uwe Wilzewski und nennt das Team aus Bert-Brecht-Haus, Kurzfilmtagen, Theater und Musikschule als verantwortlich Schaffende. Da die Auslastung erst nach Bauende eingeschätzt werden kann, seien private Nutzer wie das Gdanska oder das Ebertbad denkbar. Interesse hätten beide bereits bekundet. Auch die Stadt selbst könne im alten Kino Gäste empfangen.
Schlechte Erfahrung mit Vermieter
„Die Bauzeit hört sich lang an – bis Ende 2021 ist es trotzdem ein strammer Zeitplan“, bekräftigt der Experte. Erfahrungsgemäß sei zudem mit Mehrkosten und Überraschungen beim Renovieren zu rechnen. Über die Vereinbarung mit dem neuen Verwalter ZBVV mache er sich keine Sorgen. Auch, wenn andere Europahaus-Mieter schlechte Erfahrungen mit der ZBVV machen mussten. „Wir sind in guten Gesprächen und haben ein Auge drauf. Der Eigentümer kann nicht mehr abspringen.“
>>> Info: Derzeit läuft im Kino wieder ein Film
Die Urbanen Künste Ruhröffnen zurzeit das baufällige Kino im Europahaus. Derzeit läuft – unter strengen Auflagen – ein Kurzfilm namens „Nein, weil wir“ der belgischen Künstlerin Ariane Loze im Dauereinsatz.
Das Besondere: Das fünfzehnminütige Machwerk ist in einer Woche im baufälligen Kinosaal hinter den Türen des Transatlantik-Cafés entstanden.