Oberhausen. . Seit sieben Jahren lebt die Oberhausener Polizei mit einer aufwändigen Dauerbaustelle des Polizeipräsidiums. Jetzt reicht’s der Polizeiführung.

Seit 2012 lässt das Land über seine Immobilientochter BLB (Bau- und Liegenschaftsbetrieb) das historisch-wertvolle Oberhausener Polizeipräsidium am Friedensplatz für die Neuzeit herrichten – Jahr für Jahr vergeht, ein Ende ist nicht in Sicht. Doch jetzt besteht die ernste Gefahr, dass das 1927 von Stadtbaumeister Ludwig Freitag errichtete markante Backsteingebäude in Zukunft nicht mehr von der Polizei genutzt wird.

Streit um Miethöhe der Zukunft

Denn nach Auskunft von Kennern der Materie streiten sich Eigentümer BLB und NRW-Innenministerium über die nach der teuren Renovierung künftig zu zahlende Miete für das denkmalgeschützte Gebäude, über die Verteilung der Risiken beim Innenausbau und diverse andere Kleinigkeiten.

Seit über einem Jahr plant die Polizei mit dem BLB den Innenausbau nach den Bedürfnissen der Ordnungshüter, doch noch wird wegen fehlender Vereinbarungen innen kein Hammer geschwungen. Dabei sind zentrale Teile der Polizei seit 2015 schon weit weg zur Lindnerstraße 94 ans RWO-Stadion gezogen: Die Kripo, die Waffenrechtler, die Pressestelle, die Polizeiführung – angeblich nur für eine kurze Umbauzeit.

Möhring platzte der Kragen

Jetzt ist nicht nur dem scheidenden Polizeipräsidenten Ingolf Möhring der Kragen geplatzt: „Seit einem Jahr warten wir darauf, dass es endlich vorangeht, und die Umbauphase begonnen wird. Der BLB soll in den nächsten Tagen ein konkretes Mietangebot vorlegen. Das Innenministerium hat sogar zugesichert, dass es bereit ist, eine höhere Miete für das Oberhausener Polizeipräsidium zu zahlen, weil das Gebäude historisch wertvoll ist und eine besondere Bedeutung für die Stadt hat. Allein aus polizeifachlicher Sicht gibt es aber auch Alternativen.“

Das Innenministerium hat sogar bereits die Oberhausener Polizeiführung angehalten, Alternativlösungen zu entwickeln. „Wenn bald kein akzeptables Miet-Angebot vom BLB kommt, werden wir die Alternativplanungen weiter voranbringen. Denn wir brauchen funktionsfähige Gebäude, in denen man polizeifachlich effizient ohne Umwege arbeiten kann. Heute müssen Täter nach ihrer Vernehmung durch Kriminalbeamte an der Lindnerstraße erst zum Friedensplatz gebracht werden, um dort erkennungsdienstlich behandelt zu werden. Das kostet Zeit und Ressourcen, die wir nicht haben.“

Umzug auf das Babcock-Gelände

Geplant ist eigentlich, dass die Polizei ihre Gebäude am Friedensplatz und am Wilhelmplatz in Sterkrade bis zum Sommer mit den bisher dort noch arbeitenden Rest-Teams leer zieht – und übergangsweise für die Umbauzeit auf das Babcock-Gelände an der Duisburger Straße ausweicht, für drei- bis vier Jahre Innen-Renovierung.

Doch denkbar ist nun das für Oberhausener eigentlich Undenkbare – dass die Polizei sich vielleicht dauernd auf dem Babcock-Gelände einrichtet und das Polizeipräsidium für immer leer bleibt.