Oberhausen. . In 25 Jahren besuchen acht Millionen den bald 90 Jahre alten Gasometer. Der Rekord für „Wunder der Natur“ ermöglicht die Ausstellungs-Pause 2020.

Eine druckfrische Kipp-Postkarte führt den Wandel in 90 Jahren plastisch vor Augen: 1929 zog noch ein Schlepper das den Gasometer passierende Frachtschiff. Die 2019er Aufnahme im Abendlicht zeigt die 117 Meter hohe Tonne als Glitzerding mit farbig strahlender Dachkrone. Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz nennt’s stolz ein „Doppeljubiläum“: Am 25. Mai vor 90 Jahren ging der Riesenbehälter für Gichtgas in Betrieb; am 22. Juli vor 25 Jahren eröffnete die erste von bisher 16 Ausstellungen mit dem Motto „Feuer und Flamme“.

Neben der Postkarte präsentiert das Gasometer-Team noch ein gewichtigeres Druck-Erzeugnis: den großformatigen Bildband mit dem schlichten Titel „Gasometer Oberhausen“. Auf 150 Hochglanz-Seiten zeichnet der schmucke Band die Geschichte des Industriebaus nach – liefert aber vor allem eine Chronik dieses einzigartigen Ausstellungsraumes.

Eine letzte Verneigung vor Prof. Peter Pachnicke

Achim Nöllenheidt, der stellvertretende Leiter des Klartext-Verlages, hat selbst alle Ausstellungen seit 1994 gesehen und betont: „Dieses Buch ist nicht bloß eine Erinnerung. Wir sehen diese Kreativität, diese Vielfalt. Der Gasometer sprüht vor Ideen.“

Gut gefüllt ist der Gasometer selbst bei bitterkaltem Aprilwetter: „Der Berg ruft“ – und 625.000 folgten bisher.
Gut gefüllt ist der Gasometer selbst bei bitterkaltem Aprilwetter: „Der Berg ruft“ – und 625.000 folgten bisher. © Kerstin Bögeholz

Für Jeanette Schmitz ist das Buch auch eine letzte Verneigung vor dem kuratorischen Genie von Prof. Peter Pachnicke, „der uns die Augen für die Schönheit und Vielfalt unserer Welt öffnete“, wie es in der Widmung auf der ersten Seite heißt. Der Kurator der letzten Erfolgsausstellungen war im Januar 76-jährig verstorben – und hatte an dem Jubiläumsbuch noch „intensiv mitgearbeitet“, wie Jeanette Schmitz sagt.

Mehr noch: Der gebürtige Dresdner, der zu DDR-Zeiten als Professor für Ästhetik in Leipzig gelehrt hatte, hinterließ dem Gasometer-Team die „Grundstruktur“ einer kommenden Ausstellung. Weil der Gasometer während des gesamten Jahres 2020 für eine 14,5 Millionen Euro teure Sanierung geschlossen sein wird, sieht Jeanette Schmitz die Chance, dieses unvollendete Werk im Team umzusetzen: „Wir würden dann im März 2021 eröffnen“ – womit genau, bleibt natürlich streng geheim.

1,35 Millionen Besucher sahen „Wunder der Natur“

Der Rekord der „Wunder der Natur“-Schau mit 1.350.000 Besuchern in den Jahren 2016/17 verschaffte der kleinen Gasometer-Crew erst die finanziellen Reserven, um ein Jahr ganz ohne Ausstellung „zu überleben“, wie die Geschäftsführerin sagt.

300.000 Besucher braucht’s, um die Produktionskosten einer neuen Schau zu decken. Die fast 50fach teurere Sanierung der rostenden Riesentonne tragen zum größten Teil der Regionalverband Ruhr und das Land – die Gasometer GmbH selbst ist mit 350.000 Euro als Eigenanteil beteiligt.

Unerfüllt blieb für Jeannette Schmitz, deren eigenes Jubiläum als Gasometer-Chefin seit 25 Jahren ebenfalls bevorsteht, nur ein „Traum“: Mal eine der im Depot komplett eingelagerten 16 Ausstellungen „wandern“ zu lassen. „Wir finden keinen Raum, der mit unserem vergleichbar wäre“.

>>> Das Jubiläumsfest steigt am 7. und 8. September

In 2500er Auflage erscheint der großformatige Bildband „Gasometer Oberhausen“ im Klartext Verlag. Neben der deutschen gibt’s auch eine englischsprachige Ausgabe des mit 14,95 Euro günstigen, 150 Seiten starken Buches, das alle 16 Ausstellungen auffächert: von „Feuer und Flamme“ bis zu „Der Berg ruft“.

Die aktuelle Ausstellung endet am 27. Oktober, denn dann stehen die Vorbereitungen für die umfassende Sanierung an.

Das Jubiläums-Wochenende steigt am 7. und 8. September. Dann gilt für Besucher der halbe Eintrittspreis, sind die Führungen kostenlos, spielt draußen die Musik und für gute Küche ist auch gesorgt. Online informiert die Seite gasometer.de.