oberhausen. . Die Kölschrocker von Querbeat entzückten 3600 Fans in der Turbinenhalle. Großer Spaß mit Tuba und Tinnef. Fans lassen sie auf Flamingos reiten.

Karneval ist beerdigt. Köln liegt weit weg. Bonn ist auch nicht fußläufig erreichbar. Und doch platzt die Turbinenhalle am Donnerstag aus den Nähten. „Nie mehr Fastel­ovend“ schallt es aus den Kehlen von 3600 Fans in der ausverkauften Industriehalle. „Querbeat“ kümmern sich nicht um Kalendergrenzen. Schon nach dem dritten Lied spucken Kanonen bunte Luftschlangen ins hüpfende Tanzvolk.

Flamingos als Rennpferde: Als kleine Narretei ließen Querbeat zwei Fans kurzerhand über die Köpfe des restlichen Publikums schweben. 
Flamingos als Rennpferde: Als kleine Narretei ließen Querbeat zwei Fans kurzerhand über die Köpfe des restlichen Publikums schweben.  © Jory Aranda

Querbeat auf die jungen Wilden der rheinischen Karnevalsmusik zu beschränken, wäre auch Tinnef, wie man am Rhein so schön für Unsinn sagt. Nicht weniger als 13 Musiker, darunter eine Frau, wirbeln zwischen Kölschrock und Brass­pop. Und jedem Musikpädagogen würde das Herz aufgehen. Alle spielen sie Instrumente — von der Trompete bis zur bulligen Tuba.

Wenn sie im lässigen Jogger auf die Frontboxen steigen und ihre Instrumente wie einen Dirigentenstock bewegen, wirkt es beinah so, als wäre eine Schülerband außer Kontrolle geraten. Statt Sterilität vom Notenständer zelebrieren sie ausufernd den Gute-Laune-Kosmos. Randale und Hurra! Der Titel der Tour ist schallendes Programm.

„Habt ihr Bock, ein wenig zu übertreiben?“

Der Wahrheit kommt diese Beschreibung tatsächlich schon recht nah. Als Schüler einer Bonner Big-Band überquerten Querbeat früh Genregrenzen. Sie schulten vor rund 18 Jahren auf Rock, Pop, Samba, Schlager, Ska und Elektronik um. Heute sind die Musiker über die rheinischen Grenzen angesagt.

Dame und Herren gelang es, Brauchtum und Moderne zu einer quirligen Feiermischung zu mixen. Rheinische Mundart vom Mief zu befreien, ohne den Kern, die Seele der Region, zu pulverisieren. „Sehr geehrte Damen und Herren, habt ihr Bock, ein wenig zu übertreiben?“, fragt Frontmann Jojo Berger. Und das Publikum, überwiegend U 30, lässt sich darauf ein.

Wickelte das Publikum problemlos um den Finger: Querbeat-Sänger Jojo Berger.
Wickelte das Publikum problemlos um den Finger: Querbeat-Sänger Jojo Berger. © Jory Aranda

So transportieren die wippenden Fans zwischendurch zwei aufblasbare Flamingos auf ihren Händen voran. Als Passagiere liefern sich zwei vorher ausgewählte Anhänger ein Wettrennen bis zum Mischpult und zurück. Darauf ein krachendes: Tschingderassabum! Eine wilde WG-Party nimmt ihren Lauf.

Freaks im Laberländ!

Wer kommt aus dem Ruhrgebiet? Wer kommt aus dem Rheinland? Es steht unentschieden. Querbeat reist eine feierfreudige Gruppe hinterher, wenn sie am Samstag ausverkauft sogar in Amsterdam antreten, wird es nicht anders sein. Jeder hat sein Heimatkaff, ihren Titel aus dem vergangenen Jahr spielen sie als scheppernden Beweis. Freaks im Laberländ!

Das Bad in der Menge nimmt Querbeat wörtlich. Vorne lenken sie das Publikum mit einer Narretei ab und tauschen plötzlich als wuselige Musikertraube mitten in der Halle auf. Megafon her — und laut! Wie die sperrige Tuba den Weg zwischen die Fans schaffte, wird ein kölsches Geheimnis bleiben.

>>>>>> Querbeat aus dem hiesigen Karneval

Querbeat füllen große Hallen. Zunächst sollte die Gruppe in der Turbinenhalle 2 vor 1800 Fans singen. Doch die Nachfrage stieg, darum wechselten die Bonner in die große Halle. 3600 Fans bedeuteten: ausverkauft. Im hiesigen Karneval traten die Bonner auch schon auf: bei den „Kölsche Tön“ im Ebertbad und der KG „Echte Fründe“.