oberhausen. . Schlagerstar Heino spielt bei seiner letzten Tour in der Turbinenhalle. Zuletzt mimte der 80-Jährige den Rocker. Oberhausen hat er nie vergessen.

Abschied ist ein scharfes Schwert, sang Roger Whittaker einst gedankenschwer. Ob die Schlagerzeilen auch für seinen Schlagerkollegen Heino gelten, wird sich zeigen. Der 80 Jahre alte Düsseldorfer, der am Freitag, 29. März, in der Turbinenhalle zur Abschiedstour vorspielt, hat Sonnen- und Schattenseiten in seiner Gesangskarriere erlebt. Dass er zum Abschied in Oberhausen auftaucht, ist kein Zufall.

Hier wohnte sein langjähriger Manager Dieter Mauritz. Hier sang er in den 1960ern im Osterfelder Kettelerhaus und zischte ein Pils mit dem damaligen RWO-Trainer Adi Preißler in der Kneipe. „Das sind alles nette kleine Episoden aus meinem Leben“, sagte Heino einmal in einem unserer Interviews über Oberhausen.

Er streifte sich einen Totenkopf-Ring über den Finger

Und der Sänger mit der markanten Sonnenbrille, die er früher aufgrund einer Fehlstellung seiner Augen tragen musste, behielt in der Karriere meist den Durchblick. Heinz Georg Kramm, wie er bürgerlich heißt, trotzte unkenden Zwischenrufern, die ihn als muffigen Biedermann verschmähten.

Mit Empörung kennt sich der Sänger aus, trat in Fettnäpfe. Verwandelte zugleich ewig grüne Lieder wie „Blau blüht der Enzian“ selbst bei Naserümpfern in Ohrwürmer. Als vor sechs Jahren die Platte „Mit freundlichen Grüßen“ auf den Markt kam, jubelten selbst junge Heino-Novizen. Der Altmeister sang plötzlich Songs von Pop- und Rockgruppen wie den „Fantastischen Vier“ und „Rammstein“ nach. Er zog die Lederjacke an. Streifte sich einen Totenkopf-Ring über den Finger. Und er hielt der illustren Gesellschaft, die sich über ach so miefige Volksmusikanten beschwerten, den Spiegel vor.

Schlagersänger als Weingummi

Heino als Weingummi.
Heino als Weingummi. © Hayrettin Özcan

Das Album landete auf Platz eins der hiesigen Hitparaden. Auch in Oberhausen sang Heino damals eine Auswahl dieser Songs. Mit den schweren Jungs von Rammstein stimmte er beim Metal-Großfestival Wacken ein kurzes Duett an, der Titel: „Sonne!“ Zuletzt gab es allerdings Zank, weil ihm Rammsteins Plattenfirma die Veröffentlichung des Songs auf seinem Abschiedsalbum verweigerte.

„Jetzt will er auch noch Rock machen“, hatte Frau Hannelore vor sechs Jahren gesagt und die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ihr Gatte ging dennoch unbeirrt seiner skurrilen Wege und landete an der Spitze der Hitparade — gemeinsam mit der Gattin. Die Linzerin trug bei den Konzerten ebenso schwarze Rockerkluft. Wenn man sie während der Tournee traf, raschelt es oft in ihrem Jutebeutel. Es kam ein Ebenbild ihres Mannes zum Vorschein. Ein Süßigkeitenhersteller hatte Heino einen essbaren Doppelgänger geschenkt: Weingummi. Nein, Heinogummi.

>>>>>>>>>> Seit 60 Jahren auf den Bühnen

Heino kann auf 60 Jahre im Schlager-Geschäft und mehrere Hundert Songs aus dem volkstümlichen Genre zurückblicken. Das letzte Album des 80-jährigen Düsseldorfers trägt den Namen „Und Tschüss!“

In der Turbinenhalle 2 wird Heino eine Mischung aus alten und moderneren Liedern singen. Für das Konzert am Freitag, 29. März, gibt es noch Tickets für 38,60 Euro. Die Fete startet um 20.30 Uhr. Zwei Tage später tritt Heino in Amsterdam auf.