Oberhausen. Helau again! Die Narren übernehmen an Altweiber das Kommando. Stadtprinz Clemens II. überrascht. Am Altmarkt und Rathaus überall: Luftschlangen.

Hey, mach’ mal keinen Radau — heute gibt’s höchstens Helau! Der Karneval geht in die Offensive. Und Stadtprinz Clemens II. und die Frauen haben ihren närrischen Anteil daran. Wir haben uns ins Getümmel gestürzt. Was in der Stadt alles los ist, lesen Sie in unserem längsten Narrenticker.

9.30 Uhr: Sind denn schon alle aufgeweckt? Im Hotel zum Rathaus sortiert Walter Paßgang zum Empfang der CDU schon die Spickzettel seiner launigen Rede. Politiker und Vertreter der Stadt erscheinen verkleidet. Schwarze Pappnasen machen die Runde. Ex-Kämmerer Bernd Elsemann gibt sich britisch — als Brexit-Galionsfigur?

Blau und Weiß - wie lieb ich dich...
Blau und Weiß - wie lieb ich dich... © Gerd Wallhorn

10.30 Uhr: Die erste Rakete der Weiberfastnacht saust durch den Saal. „An die Gewehre...“ In den launigen Reden gibt es fraktionsübergreifende Scherzerei. Flächendeckendes Internet mit Dose und Kordel bei den Grünen - da simma dabei?

11.11 Uhr: Szenenwechsel! Jetzt geht es endgültig los. Die Frauen auf dem Altmarkt schreien es heraus: Möhnen-Mobilmachung! Mehr als 750 Frauen zählen die Veranstalter der Alten Oberhausener Karnevalsgesellschaft (AOK). Also mindestens! Eine Travestieshow zeigt es deutlich: Heute ist sämtliche Kleider-Etikette ausgehebelt.

11.45 Uhr: Erstaunlich! Im närrischen Feldlager bei „Wonsyld“ gibt es kein Kanonen-Futter, sondern Frikadellen-Dauerfeuer. Cowboys und Indianer verabreden sich zur Friedenspfeife. „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel...“ Die Wolken machen mit und schunkeln artig zur Seite.

Ja, da simma dabei: Der Altmarkt befindet sich in der Hand der Möhnen.
Ja, da simma dabei: Der Altmarkt befindet sich in der Hand der Möhnen. © Gerd Wallhorn

12.20 Uhr: Immer mehr Kostümträger reihen sich zum Schunkeln ein. Rot, Rot, Rot sind die Rosen. Und ziemlich Blau und Weiß ist das Gewand einer Balletttruppe. Nebenan: Hier kommt die Maus! Sympathische Gartenzwerge stellen sich auf die Hinterbeine: Großes Winken. Eine Horde von Supermännern macht dagegen im Café nebenan Kaffeepause. „Helau, wie ist dat schön!“

13 Uhr: Stadtprinz Clemens II. wird nervös und klappt den Kragen nach oben. Langsam kommt Zugluft auf. Die Trutzburgen der Stadt sollen von einer Parade von Narren erobert werden. Wohin des Weges? Das Polizeipräsidium am Friedensplatz soll als erste Institution den Karnevalisten in die Hände fallen. Mit Pauken und Trompeten: Musikalische Kamelle-Kracher ebnen den Weg.

13.30 Uhr: Er geht zwar als Napoleon, aber ist schnell in Ketten gelegt. Polizeipräsident Ingolf Möhring wird „eingesackt“, nicht besser ergeht es dem neuen Amtsgerichtspräsidenten Christian Happe. Immerhin eilen sie dem Amtsleiter des Finanzamtes, Frank Schulte-Kulkmann, mit einem gewaltigen Rotstift zur Hilfe. Er dichtet: „Als Herren der Finanzen, lassen wir die Puppen tanzen!“ Hilft alles nichts. Clemens II. übernimmt hier die Macht.

Schlüsselerlebnis am Galgenberg: Prinz Clemens II. luchste Oberbürgermeister Daniel Schranz problemlos den Schlüssel zur Stadt ab.
Schlüsselerlebnis am Galgenberg: Prinz Clemens II. luchste Oberbürgermeister Daniel Schranz problemlos den Schlüssel zur Stadt ab. © Gerd Wallhorn | Gerd Wallhorn

14 Uhr: Das hat sich bis zum Rathaus herumgesprochen. Oberbürgermeister Daniel Schranz wartet am Galgenberg. Der Stadtschlüssel wandert in den Besitz von gefiederten Narren. Der Stadtprinz lässt seine Heimatgesellschaft tönen: „Rab, Rab, Rab!“ Dabei versucht Schranz noch, den Prinzen milde zu stimmen. Die Fahne des Regenten weht am Rathaus. Eine Forderung aus der Proklamation wird erfüllt.

15 Uhr: Jetzt geht’s los — keiner ist mehr aufzuhalten. Die Stadthalle füllt sich mit Möhnen. Marienkäfer, Schlümpfe und Krümelmonster huschen in die Halle. Die KG Weiss-Grün Hoag feiert genüsslich. Das geht allen schon sehr Narr!

16 Uhr: Die Schunkelwellen werden stärker. Eine Polonaise schwappt durch den Saal. „Wir sind nicht mehr aufzuhalten!“ Stimmungshochwasser, stimmt auch irgendwie: Viele der 650 Möhnen klettern zum Klatschen auf die Stühle.

17 Uhr: Trompeter und Imitatoren beschallen heiter, manche Närrin plant schon weiter: Zur Afterzugparty sollen hier noch Schlagerbarden singen und singen und singen.