"Herne ist der Verlierer der Region", sagt Thomas Glatzel. Die Stadt liegt mit ihrer Schuldnerquote fast fünf Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt

Im Jahr 2008 waren in Herne und Wanne-Eickel knapp 15 Prozent der Bevölkerung überschuldet. Dies teilte gestern die Firma Creditreform in Bochum mit. Zwar ist die Quote im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen, dennoch liegt die Emscherstadt damit noch weit über dem Bundesschnitt (10,11 Prozent). Insgesamt leben in Herne derzeit 21 000 Menschen mit Schulden.

"Herne ist der Verlierer der Region", sagt Thomas Glatzel, Geschäftsführer von Creditreform. Sein Unternehmen hat die Schuldensituation in Herne, Bochum und im Kreis Recklinghausen aufgeschlüsselt. Im Vergleich zu Bochum (11,76 Prozent sind verschuldet) und dem Kreis Recklinghausen (12,16 Prozent) ist Herne in dieser Region klares Schlusslicht.

Schaut man auf die Vorjahre, zeigt sich aber ein leichter Aufwärtstrend: 2007 waren noch 15,34 Prozent verschuldet, im letzten Jahr nur noch 14,99 Prozent. "Die Quote von 2006 konnte aber nicht getoppt werden", sagt Glatzel. Damals lag sie bei 14,72 Prozent.

Der leichte Rückgang der Schuldnerquote sei auf die sinkenden Arbeitslosenzahlen zurückzuführen, sagt Glatzel. In den letzten drei Jahren ist die Quote von 16,7 Prozent (2006) auf 12,4 Prozent gesunken. Die Menschen haben wieder mehr Geld in der Tasche, die Schulden zu tilgen.

Glatzel und seine Mitarbeiter haben auch einen Blick auf die einzelnen Stadtteile geworfen: Die Schuldnerquote ist mit 17,6 Prozent in Baukau am höchsten, während sie in Wanne (PLZ 44625) und Holsterhausen (je 11,73 Prozent) am niedrigsten ist. Ebenfalls hoch verschuldet sind die Menschen in Herne-Mitte, Unser Fritz, Crange und Wanne (PLZ 44649).

Ein Nord-Süd-Gefälle, das typisch für die großen Ruhrgebietsstädte wie etwa Bochum und Essen ist, gibt es in Herne nicht. "Hier liegen alle Stadtteile im schwächsten, dem roten Bereich", erklärt Glatzel. Anderenorts sind die südlichen Stadtteile meist besser gestellt als die nördlichen. So weist etwa der Stadtteil Bochum-Stiepel, direkt an der Ruhr gelegen, mit 6,3 Prozent einen sehr guten Wert auf. "Da sind die Verhältnisse fast wie in Bayern", sagt Glatzel.