Oberhausen. . Frauen jeden Alters, jeder Nationalität und sozialen Schicht sind von häuslicher Gewalt betroffen. Die Oberhausener Frauenberatungsstelle hilft.
„Es geht um Macht, um nichts als Macht“, sagt Saskia Meyer, wenn sie über häusliche Gewalt spricht. Seit über 30 Jahren gibt es die Frauenberatungsstelle in Oberhausen und „wir sind immer ausgebucht“. Saskia Meyer und Olga Damsen beraten hier Frauen, die in Beziehungen mit gewalttätigen Männern leben.
Die Geschichten würden sich häufig ähneln, sagt Olga Damsen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich hier einmal sitzen würde“, würden viele Frauen beim ersten Beratungstermin sagen. Denn häusliche Gewalt ist ein schleichender Prozess: Es beginnt mit einer glücklichen Beziehung, dann verbieten die Männer soziale Kontakte und untersagen der Frau, berufstätig zu ein. „Und dann kommt irgendwann der erste Schlag.“
Polizei gibt Kontaktdaten weiter
Wobei häusliche Gewalt nicht immer Schläge und Ohrfeigen sein müssen, betonen die Expertinnen. Die Männer lesen beispielsweise Nachrichten auf dem Handy der Frau, beleidigen ihre Partnerin, drohen die Kinder wegzunehmen. Zwischen den Phasen der Gewalt gebe es aber immer wieder Phasen der Versöhnung: Die Männer entschuldigen sich und versprechen viel.
Wird die Polizei zu einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt gerufen, fragen die Beamten die Frau, ob sie ihre Kontaktdaten an die Frauenberatungsstelle weitergeben dürfen. „Dann versuchen wir, mit den Frauen zu reden“, erklärt Olga Damsen. Andere gehen von sich aus zu den Beraterinnen, manche auch auf Vermittlung von Angehörigen. Junge Mädchen, die in ihrer ersten Beziehung sind, oder Rentnerinnen, die die Gewalt ihres Mannes schon seit Jahrzehnten ertragen. Sie alle suchen die Beratungsstelle auf. „Das ist wirklich gleichmäßig verteilt auf alle Schichten. Auch die Nationalität spielt dabei keine Rolle“, sagt Meyer.
„Die Frauen kommen oft erst mit einem ganz anderen Thema“, erzählt Damsen. „Sie sprechen vom Trennungswunsch, von Lebenskrise. Erst nach mehreren Gesprächen kommt heraus, dass es eigentlich um häusliche Gewalt geht.“ Wenn sie realisieren, dass sie Hilfe brauchen, dann sind sie häufig schon abhängig vom Mann, weil er auch die Finanzen überwacht. „Wenn man jahrelang hört, dass man nichts ist und nichts kann, dann glaubt man das irgendwann“, sagt Meyer. „Die Frauen haben kein Selbstwertgefühl und trauen sich einen Neustart nicht zu.“
Die Frauenberatungsstelle ist ein Schutzraum
Das Team von der Frauenberatungsstellen kann den Betroffenen helfen, indem es die Leidensgeschichte anhört und anerkennt. „Es ist wichtig, den Frauen klar zu machen, dass sie hier in einem Schutzraum sind“, sagt Damsen. Die Beraterinnen obliegen der Schweigepflicht, auch anonyme Beratungen sind möglich.
Wichtige Gefahrenanalyse
Teil der Beratung ist immer eine sogenannte Gefahrenanalyse: „Fliegen schon Gegenstände und laufen dabei kleine Kinder herum?“, fragt Saskia Meyer beispielsweise. Viele Frauen würden berichten, dass ihr Mann noch unberechenbarer wird, wenn er Alkohol trinkt. „Es ist wichtig, die Frauen über ihre Rechte zu informieren“, sagt Meyer. Muss der Mann Unterhalt zahlen, wenn ich mich trenne? Wie steht es um das Sorgerecht der Kinder? Dafür sei es sinnvoll, sich einen Anwalt zu nehmen. Beim Amtsgericht könne man dafür einen sogenannten Beratungshilfeschein bekommen.
Frau trifft alle Entscheidungen selbst
In extremen Fällen empfehlen die Beraterinnen den Betroffenen, ins Frauenhaus zu gehen. „Aber nicht in der eigenen Stadt, das wäre zu gefährlich“, betont Olga Damsen. Ganz wichtig ist aber: „Wir zwingen die Frau zu nichts. Sie trifft jede Entscheidung allein.“ Leider entscheiden sich immer wieder Frauen dazu, zu ihrem Mann zurückzugehen. „Er wickelt sie mit seinen alten Maschen wieder ein, nutzt auch die Kinder als Druckmittel.“
Aber selbst wenn eine Frau es schafft, sich von ihrem gewalttätigen Mann zu trennen, bricht der Kontakt zur Beratungsstelle nicht ab. „Dann beginnt die eigentliche Arbeit“, sagt Saskia Meyer. „Das sind traumatisierende Erfahrungen, die Frauen müssen stabilisiert werden.“
>>>INFO: Kontakt zum Frauenhaus, zur Beratung
Frauen, die in einer Beziehung Gewalt erleben oder erlebt haben, finden Hilfe bei der Frauenberatungsstelle an der Helmholtzstraße 48. Sprechzeiten: Montag bis Donnerstag 9 bis 16 Uhr, Freitag 9 bis 15 Uhr. Kontakt: 0208 - 209707, per Mail an info@fbst-on.de oder auf www.frauenhelfenfrauen-oberhausen.de . Auf der Internetseite gibt es auch Infomaterialien mit weiteren Ansprechpartnern. Zuflucht können Frauen und ihre Kinder im Frauenhaus finden. Die Adresse ist zur Sicherheit der Bewohnerinnen nicht bekannt. Kontakt: 0208 - 804512 oder info@fhf-ob.de.