OBERHAUSEN.. Die Oberhausener Frauenberatungsstelle fordert zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ mehr Unterstützung für Frauenhäuser und Beratung.
311 Menschen wurden im vergangenen Jahr in Oberhausen Opfer von häuslicher Gewalt, bundesweit wurden 2017 138.893 Fälle bekannt. Die Dunkelziffer ist wesentlich höher. Zum größten Teil sind es Frauen, die im eigenen Heim von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt betroffen sind. Längst nicht jede Frau traut sich, zur Polizei zu gehen — oder überhaupt über ihre Situation zu sprechen. Diejenigen, die erkennen, dass sie Hilfe brauchen, wenden sich in Oberhausen an die Frauenberatungsstelle an der Helmholtzstraße. „Fast täglich bekommen wir Anrufe von Frauen, jede Woche sprechen wir hier persönlich mit Betroffenen“, erzählt Sozialarbeiterin Olga Damsen. Die meisten Frauen koste dieser erste Schritt riesige Überwindung. „Viele schämen sich und denken, sie tragen Schuld an den Gewaltausbrüchen ihres Partners oder Ex-Partners“, schildert Damsen.
Zum morgigen „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ will die Oberhausener Frauenberatungsstelle das Thema wieder mehr in den gesellschaftlichen Fokus rücken. „Über häusliche Gewalt wird immer noch viel zu wenig gesprochen, obwohl die Zahlen seit Jahren gleichbleibend hoch sind und es sich um ein Problem handelt, das sich durch alle gesellschaftlichen und ethnischen Gruppen zieht“, sagt Damsen, die seit vergangenem Sommer bei der Beratungsstelle arbeitet. „Zu uns kommt die 60-jährige Hausfrau genauso wie die junge Studentin oder die syrische Flüchtlingsmutter “, erklärt die Sozialarbeiterin. Die Frauenberatungsstelle, so Damsen, befürworte den Plan von Familienministerin Franziska Giffey, die im kommenden Jahr mehr Geld für den Ausbau von Frauenhäusern und für Hilfsangebote bereitstellen will. „Eine stabile Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen sowie ein Rechtsanspruch auf Schutz müssen jetzt schnell umgesetzt werden“, meint Damsen. Es könne nicht sein, dass weiterhin nur projektgebundene Fördermittel vergeben würden.
Viel zu wenig Plätze im Frauenhaus
Im Oberhausener Frauenhaus stehen seit Jahren zu wenig Plätze zur Verfügung. „Die Frauen, die zu uns kommen, sind meist traumatisiert, wurden geschlagen, missbraucht und haben Angst um ihr Leben – und trotzdem mussten wir im vergangenen Jahr über 150 Absagen aussprechen, weil wir einfach voll waren“, sagt Dorothee Schenke vom Trägerverein „Frauen helfen Frauen“. Die Frauen müssten oft in weit entfernten Frauenhäusern untergebracht werden. Derzeit wohnen zehn Frauen und zwölf Kinder im Oberhausener Frauenhaus. Doppelt so viele Plätze wären laut Schenke notwendig.
>>> AUCH ANONYME BERATUNG MÖGLICH
Die Frauenberatungsstelle bietet Beratung, Therapie und Prozessbegleitung für Frauen an – auch anonym. Die telefonischen Sprechzeiten sind montags zwischen 9 und 12 Uhr, mittwochs zwischen 14 und 17 Uhr, donnerstags zwischen 9 und 12 Uhr sowie freitags zwischen 13 und 15 Uhr: 0208/209707. Außerhalb dieser Zeiten läuft der Anrufbeantworter.
Für geflüchtete Frauen stehen auch Dolmetscherinnen zur Verfügung. Die Beratungsstelle ist außerdem per Mail erreichbar: info@fbst-ob.de. Mehr Informationen gibt es auch unter www.frauenhelfenfrauen-oberhausen.de.