oberhausen. . „Vielfalt ist unsere Heimat“ strahlt auf dem City-Hochhaus. „Wir wurden überrumpelt“, sagen Kritiker. Der Oberbürgermeister fordert Aufklärung.

In die hitzige Diskussion um die neuen Schriftzüge auf dem Hochhaus an der Friedrich-Karl-Straße kehrt auch zwischen den Jahren keine Ruhe ein. Sogar im Rathaus regt sich mittlerweile Unmut über die Aktion. CDU-Fraktionschefin Simone-Tatjana Stehr beklagt sich darüber, dass die Politik nicht im Vorfeld über das Vorhaben informiert wurde. Gleicher Meinung ist Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU). Er habe die zuständigen Dezernate der Stadtverwaltung daher nun um Auskunft zu den Abläufen gebeten.

Zeichen für Demokratie

Kulturdezernent Apostolos Tsalastras hat nach eigener Aussage von der Aktion im Vorfeld nichts gewusst. Doch dass nun die Schriftzüge „Glück auf“ und „Vielfalt ist unsere Heimat“ auf dem Hochhaus prangen, findet er dennoch „großartig“. Er lobt das Engagement des verantwortlichen Künstlerkollektivs Kitev ausdrücklich. „Unsere Demokratie baut auf Vielfalt auf“, sagt Tsalastras. Dafür ein Zeichen zu setzen, könne er nur unterstützen.

Das Wohnungsunternehmen Vonovia übernimmt die Kosten für den Schriftzug, inklusive der künftig anfallenden Stromkosten.
Das Wohnungsunternehmen Vonovia übernimmt die Kosten für den Schriftzug, inklusive der künftig anfallenden Stromkosten. © Gerd Wallhorn

Die Kritik an der Aktion kann er nicht nachvollziehen. Was es denn bedeute, mit der Aussage „Vielfalt ist unsere Heimat“ nicht einverstanden zu sein, fragt Tsalastras. „Dass wir alle gleich sein müssen? Uniformierte Meinungen vertreten müssen?“ Zu den Kritikern, die den Standort des Kunstwerkes auf dem Dach des City-Hochhauses monieren, sagt er: „Angebracht hat den Schriftzug doch das Wohnungsunternehmen. Wo hätte Vonovia die Schrift denn bitte sonst anbringen sollen als auf ihrer eigenen Immobilie?“ Gleiches gelte für Kitev: Der Verein engagiert sich in eben jenem Haus und für deren meist sozial schwache Bewohner.

Anfragen an weitere Dezernate der Stadt Oberhausen blieben bislang unbeantwortet.

Nicht von der Botschaft ablenken

Und was sagt die Politik zur aktuellen Debatte? Ähnlich wie Simone-Tatjana Stehr (CDU) sieht es auch Karl-Heinz Mellis, Mitglied der Gruppe BOB im Rat. Er spricht von einem „ärgerlichen Vorfall“. Die Stadtgesellschaft sei mit dem Anbringen der Schrift auf dem Hochhaus überrumpelt und vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Vielfalt ist unsere Heimat“ sei eine politische Aussage, „die vorher mit den zuständigen Gremien und der Bürgerschaft hätte diskutiert werden müssen“.

Die Oberhausener SPD hatte sich bereits zu Beginn der Diskussion klar positioniert – und sich hinter die Künstler gestellt. Oberhausen könne froh sein, dass das Künstlerkollektiv so aktiv sei, sagte Fraktionschef Wolfgang Große Brömer. „Dass die Installation öffentlich diskutiert wird, kann ja nur gut sein, schließlich ist es auch eine Intention von Kunst, einen Diskurs anzuregen.“

Hans-Otto Runkler, Gruppenchef der FDP im Rat, meint: „Der Spruch passt zu Oberhausen und reflektiert 90 Jahre Stadtgeschichte.“ Auch er hätte zwar gerne vorher von der Aktion erfahren, aber: „Die Debatte darf nicht von der Botschaft ablenken, die ich nur unterstreichen kann.“

>>>>>>>>>> Vonovia zahlt die Stromrechnung

Die Schriftzüge „Glück auf“ und „Vielfalt ist unsere Heimat“ leuchten seit dem 13. Dezember auf dem Hochhaus an der Friedrich-Karl-Straße. Idee und Gestaltung kommen von Christoph Stark, Kopf des Künstlerkollektivs Kitev.

Die Kosten für den Bau und die Installation trägt das Wohnungsunternehmen Vonovia. Auch die künftig anfallenden Stromkosten wird das Unternehmen nach eigener Aussage übernehmen.