oberhausen. . Wegen des Zuzugs vieler Flüchtlinge hatten Experten vor drei Jahren mit steigenden Arbeitslosenzahlen gerechnet. Das Gegenteil ist eingetreten.

Über viele Jahre war Oberhausen bei der Arbeitslosenstatistik in der Region weit abgeschlagen. Überdurchschnittlich viele Menschen ohne Job musste die Stadt verkraften, während es andernorts deutlich besser lief. Doch das Bild hat sich gewandelt, Oberhausen kann mit wirtschaftlich aufstrebenden Städten wie Dortmund mithalten; auch den Vergleich mit der Nachbarstadt Mülheim muss Oberhausen längst nicht mehr scheuen.

Im September war die Quote der Arbeitslosen erstmals seit Jahrzehnten wieder unter die magische Marke von zehn Prozehnt gesunken. Aktuell liegt sie bei 9,6 Prozent. Und sollte die derzeit gute wirtschaftliche Lage nicht dramatisch einbrechen, wird Oberhausen die Quote halten können. Davon geht Jürgen Koch, Chef der Oberhausener Arbeitsagentur, vorsichtig optimistisch aus.

Dass sich die Lage auf dem Oberhausener Arbeitsmarkt derart gut entwickelt, habe er vor drei Jahren nicht für möglich gehalten, sagt Koch. Damals sei er davon ausgegangen, dass die Arbeitslosigkeit sogar steigt – unter anderem wegen des Zuzugs vieler Flüchtlinge. Doch das Gegenteil ist eingetreten: Die Flüchtlingswelle habe „die Jobmaschine angeworfen“, sagt Oberhausens Sozialdezernentin Elke Münich. Und das betrifft nicht nur ihren Bereich in der Stadtverwaltung, in dem die Zahl der Sozialarbeiter gestiegen ist.

Viele neue Jobs im Centro

Die Baubranche habe profitiert, weil Unterkünfte hergerichtet werden mussten. Sprachlehrer und Sozialpädagogen wurden vermehrt gebraucht. Durch die zunehmende Unterbringung in private Wohnungen habe die Wohnungswirtschaft profitiert. „Und auch wenn Flüchtlinge nicht viel Geld haben, haben sie dieses wenige Geld in der Stadt ausgegeben und so den Konsum bei uns angekurbelt.“

Die Zahlen im Jahresdurchschnitt.
Die Zahlen im Jahresdurchschnitt. © Miriam Fischer

Für den Aufschwung spricht auch der stete Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Deren Zahl ist in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gestiegen, auf zuletzt 65.356 Menschen (Stichtag Ende März). Ein Grund dafür sind neue Ansiedlungen von Firmen und Geschäften: Allein 87 Jobs für Oberhausener Arbeitslose sind in der neuen Centro-Filiale des Geschäftes TK Maxx entstanden, an die Burgerkette Five Guys, ebenfalls neu im Centro, hat die Arbeitsagentur mehr als 30 Arbeitslose vermittelt.

Doch zu tun gebe es auch in Oberhausen weiterhin viel, sagt Jürgen Koch. Der Fachkräftemangel macht vielen Unternehmen weiter zu schaffen; viele Stellen im Handwerk, in Schulen oder bei Verwaltungen bleiben unbesetzt, weil es an qualifizierten Bewerbern mangelt. Eine kurzfristige Lösung dieses Problemes ist nicht in Sicht.

Besonders hart treffe es das produzierende Gewerbe, erklärt Koch. Hier müsse die Arbeitsagentur dringend gegensteuern, etwa durch neue Bildungsangebote und eine bessere Jugendförderung.

>>>>>>>>> Viele neue Teilzeitstellen

Der Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten fällt bei Teilzeit-Jobs besonders deutlich aus. Das fördere prekäre Arbeitsverhältnisse, kritisieren unter anderem Gewerkschaften. „Ich bin froh über jede neue Stelle“, sagt dagegen Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch.