Oberhausen. . Ein Bierchen hier, eine Teigtasche da: In Oberhausen gibt es ein neues Angebot, das Besucher kulinarisch durch die Innenstadt führt.

Heinz Wagner hat ein Händchen dafür, die Oberhausener auf ihre Stadt (wieder) neugierig zu machen. Sein Feierabend-Markt ist ein Erfolg. Und die ersten sechs Genusstouren per Bus, die er in diesem Jahr erstmals anbot, waren auch alle ausverkauft. Ei­ne Variante davon fand am Sonntag zu Fuß statt, zu sechs Zielen in der Innenstadt, die nicht nur kulinarische Genüsse versprachen. Mit rund 25 Teilnehmern machte sich Wagner am Nachmittag auf den Weg.

Die erste Station galt dem Steinmetzbetrieb von Manfred Vorholt an der Grenzstraße. Im 17. Jahr hatte dort zum Zweiten Advent wieder der private Weihnachtsmarkt geöffnet. Vorholts verwinkelte Werkstatträume sind wie geschaffen für die Präsentation von Kunsthandwerk, Malerei, Textilien, edlen Speisen und Getränken. Auch ohne die 25 Genuss-Touristen war sie gut besucht. „Meine Frau ist Glasbläserin“, berichtete Vorholt. Da haben wir damals nach einer Möglichkeit gesucht, ihre Kunstarbeiten mal präsentieren zu können.“ Horst Malinkowski, ei­ner der Teilnehmer, war beeindruckt: „Wer ahnt schon, dass hier so etwas ist“, sagte er staunend.

Besinnliche Station

Erste Station der Genusstour: Dieter Piontek bot beim Weihnachtsmarkt von Manfred Vorholt selbst gemachte Öle und Essig an.
Erste Station der Genusstour: Dieter Piontek bot beim Weihnachtsmarkt von Manfred Vorholt selbst gemachte Öle und Essig an. © Kerstin Bögeholz

In der Herz-Jesu-Kirche warteten wenig später Pfarrer Vinzent Graw und die Sopranistin Sandra Mijailovic auf die Gruppe. Bevor die Sängerin zwei Lieder, darunter ein serbisches Weihnachtslied, zum Besten gab, wies der Pfarrer auf die Ausstellung von handgeschnitzten Weihnachtskrippen des früheren Osterfelder Propstes Karl Wehling in der Kirche hin. Es war die besinnliche der sechs Stationen.

Teiggericht mit arabischem weißen Käse

Um Gaumenfreuden ging es im neuen syrischen Restaurant an der Helmholtzstraße, das Ebrahim Alzouabi (39) im April eröffnet hat. 2015 war er vor dem Bürgerkrieg geflüchtet. Nach und nach kamen Mitglieder seiner Familie auch hierher. Mit ihnen wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Den Teilnehmern der Genusstour servierte er ein Teiggericht mit arabischem weißen Käse und Oregano. „Wir müssen alle noch die deutsche Sprache besser lernen“, sagte er. Die Kochkunst ist bereits vorhanden. „Sehr gut, schmackhaft und lecker, hätte ich so nicht erwartet“, kommentierte Horst Malinkowski.

Im syrischen Lokal an der Helmholtzstraße gab es Teigtaschen mit syrischem Käse.
Im syrischen Lokal an der Helmholtzstraße gab es Teigtaschen mit syrischem Käse. © Kerstin Bögeholz

Das Dessert gab es wenige Meter entfernt „beim Italiener“, in dem sardischen Restaurant Val Dani an der Goebenstraße. Inhaber Danilo Atzeni servierte Panettone, das luftige Hefegebäck, aber nicht trocken, wie es bei uns weit verbreitet ist, sondern mit Zitrusfrüchten, Kirsche oder Schokolade. Dazu gab es ein Glas Sekt.

Um Genuss ganz anderer Art ging es im Restaurant Transatlantik im Europahaus an der Elsässer Straße. Wo sich früher der Durchgang zum großen Kinosaal befand, ist eine stilvolle Bar eingerichtet. „New York in Oberhausen“, hatte Wagner angekündigt. Tatsächlich gab es zu einem Drink Barmusik im US-amerikanischen Stil. Leider nur für die Genuss-Besucher.

Bier in der Espresso-Bar

In der Home Espresso Bar von Phillip Kirchstein an der Lothringer Straße ging die Tour mit einer Lesung des Schauspielers Günter Alt zu Ende. Der trug seine Lieblings-Weihnachtserzählungen vor. Zuvor aber ließ Hobby-Brauer Oliver Meininghaus die Gäste auf ein Fläschchen der Sorte Bernstein Export anstoßen, das erste nach Jahrzehnten in Oberhausen wieder hergestellte Bier seiner Vorfahren.

Werner Frank und Ehefrau Uschi aus Königshardt hatten die Teilnahme an der Genusstour geschenkt bekommen. Sie bereuten ihre Teilnahme nicht. „Der Markt zu Beginn hat mir sehr gut gefallen“, erklärte Frank. Die Zeit dort sei leider etwas knapp gewesen.

>>> „Handgemacht in 0208“

„Handgemacht in 0208“, so lautet die Reihe der Genusstouren von Heinz Wagner. Es geht zu nicht alltäglichen Zielen oder zu bekannten Zielen, die aber aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden.

35 Euro pro Person kostete die Teilnahme. Darin waren die gereichten Speisen, Getränke und der Eintritt enthalten.