Oberhausen. Am Sonntag (2. Juli) wird der neue Pfarrer von Herz-Jesu in sein Amt eingeführt. Vinzent Graw wechselt von Osterfeld nach Stadtmitte.
Er ist ein Kind des Ruhrgebiets, Vinzent Graw, der neue Pfarrer von Herz Jesu. Am Sonntag, 2. Juli, 16 Uhr, wird er offiziell in sein neues Amt eingeführt. Graw wechselt als bisheriger Pastor von St. Franziskus Osterfeld nach Stadtmitte, ist hier Nachfolger von Peter Fabritz, der als Propst nach Sterkrade gegangen ist.
In Bochum aufgewachsen
Vinzent Graw ist in Bochum aufgewachsen, in einer traditionell katholischen Familie, und mit ihr auch in die dortige Kirchengemeinde hineingewachsen.
„Ich bin in der Schule mit meiner Berufswahl schon ein Exot gewesen“, sagt der 37-Jährige. Aber es sei nicht der Religionsunterricht gewesen, der ihn dazu inspiriert habe. „Der hat wenig mit dem zu tun, was man im Theologiestudium macht.“ Es war die Jugendarbeit, seine Erfahrungen als Messdiener, Pfadfinder und schließlich in der Gemeindejugend. „Obwohl ich in der Schule gern gelernt habe und auch gut war, habe ich es genossen, dass es dort mal nicht um Leistung ging, sondern um Gemeinschaft und Freundschaft“, erzählt er.
Menschen auf dem Weg zum ewigen Leben begleiten
Dann war da noch die Entscheidung für die Ehelosigkeit zu treffen. „Nach reiflicher Überlegung war mir klar, dass in meinem Leben neben meiner Beziehung zu Gott ein anderer Mensch in der nötigen Intimität und Exklusivität keinen Platz hat“, sagt der Pfarrer. Und dass Beten mehr ist als ein Ritual, gesteht er, das habe sich erst in der Ausbildung entwickelt.
In seinem Amt gehe es ja um nichts Geringeres, als die Menschen auf dem Weg zum Heil, zum ewigen Leben, zu begleiten. Ein Weg, den er für sich ja auch finden müsse. Das falle umso leichter, wenn man dabei gütigen, toleranten und liebevollen Menschen begegnet, ist er überzeugt. „Ihnen Raum zur Begegnung zu schaffen, das ist meine Aufgabe.“
Dabei komme es letztlich nicht darauf an, ob eine Gemeinde über besonders viele Räumlichkeiten verfügt. „Eine kirchliche Gruppe, die sich irgendwo im öffentlichen Raum trifft, wird doch ganz anders von der Öffentlichkeit wahrgenommen“, sagt er. Darin stecke auch eine Chance.
Antworten auf schwierige Fragen
Zumal es in Herz Jesu gilt, nicht nur die Menschen in den bürgerlichen Vororten zu erreichen, sondern auch die in der Innenstadt, von denen viele eher am Rande der Gesellschaft stehen. „Ich habe keine Berührungsängste damit“, sagt Vinzent Graw. Einfache Menschen seien oft unkompliziert und geradeheraus.
Schwierige Fragen würden auch sie stellen, etwa nach dem Sinn von Schicksalsschlägen, von Krankheiten oder dem Tod eines Kindes. „Da gibt es keine einfachen Antworten.“ Dass früher häufig solch einfache Antworten gegeben wurden, sei womöglich einer der Gründe, weshalb manche älteren Menschen ein distanziertes Verhältnis zur Kirche hätten. Dabei sei es oft so, dass sich manche Ereignisse im Leben, auch traurige, erst nach Jahrzehnten, in der Rückschau, in ihrer Bedeutung richtig einordnen ließen. Jesus selbst habe ja allergrößtes Leid erfahren und auf sich genommen.
Nicht nur der Glaube wird heute in Frage gestellt
Offene Ablehnung sei ihm aber noch selten vorgekommen, eher Distanz, verbunden mit einer gewissen Interessiertheit. „Heute wird ja nicht nur der Glaube in Frage gestellt. Alles ist ja irgendwie fragwürdig geworden.“ Gleichwohl falle es vielen Menschen leichter, über ihre Sexualität zu sprechen als über ihren Glauben.
Das sei in den USA ganz anders, weiß Vinzent Graw aus eigener Erfahrung. Er hat mal in einer Gemeinde in Chicago hospitiert. „Interessanterweise übernehmen wir ja Vieles von dort, nur nicht die Glaubensüberzeugungen.“ Was und woran man glaube, sei dort weitverbreitetes Thema. Auch seien viele dortige katholische Gemeinden viel lebendiger als bei uns - trotz oder wegen ihrer starken Abhängigkeit von Spendengeldern.