Oberhausen. . Dreck, Gestank, Lärm, Pinkeleien und Grölereien – den Anwohnern rund um die Sexmeile Flaßhofstraße in der Oberhausener Innenstadt reicht es nun.
Anwohner des Oberhausener Rotlichtviertels in der Innenstadt haben sich massiv über Dreck, Gestank und unbotmäßiges Verhalten von Besuchern der 16 Bordellhäuser in der Flaßhofstraße beschwert.
„Der Bordell-Betrieb muss aus der Innenstadt raus, der zieht das ganze Viertel nach unten“, äußerten mehrere Anwohner, Mieter und Immobilieneigentümer bei einem Besuch in der WAZ-Redaktion. Die Bürger, die teils seit Jahrzehnten in der City wohnen oder sogar dort aufgewachsen sind, beobachten eine rapide Abwärtsspirale der Gegend. Die Bordellbesitzer und -betreiber von der Sexstraße, die in der WAZ kürzlich zu Wort kamen, hatten eine solche negative Entwicklung des Innenstadt-Quartiers bestätigt, aber betont, dass sie nach ihrer Überzeugung nicht von der Roten Meile selbst ausgehe.
Nicht mehr heimlich und leise
Das sehen die Anwohner völlig anders. Vor 20 Jahre seien die Freier tatsächlich heimlich und leise zu den Frauen geschlichen, wie ein Bordellbesitzer erklärt hatte. „Heute empfinden sie sich als die Helden“, sagt ein Anwohner. Sie kämen mit dicken Autos, machten laut Krach, um wohl die käuflichen Damen zu beeindrucken, parkten alles zu, ließen stundenlang die Motoren oder laute Musik laufen.
„Sie urinieren an die Hauswände, sogar in die Hauseingänge bis hoch zu den Klinken“, heißt es. „Ich muss Männer ständig auffordern, ihr Ding wieder einzupacken“, sagt einer der Anwohner. Einmal wollte sich ein Mann sogar am helllichten Tag mitten auf der Straße erleichtern.
Menschen zur Ordnung zu rufen, sei heikel. „Wenn es nur ein Mann ist, ist das einfacher“, findet ein Anwohner. Bei mehreren würde es gefährlich. Die meisten seien ja doch bewaffnet. Nicht nur Urin, auch andere Hinterlassenschaften finden die Oberhausener auf ihren Plätzen vor. Durch die Lautstärke der Rotlicht-Besucher sei es unmöglich, in Zimmern zur Straße zu schlafen. Ein großer Ärger seien auch der Kiosk an der Linsingenstraße, dem die Stadt einen 24-Stunden-Betrieb erlaubt hat, und ein Döner-Imbiss. So lägen im Viertel oft Dönerschachteln, zerschlagene Flaschen, Zigarettenstummel aus entleerten Auto-Aschenbechern und sonstiger Müll herum, der überall verteilt wird.
Eingang von Hermann-Albertz-Straße schließen
Das Sicherheitsgefühl von Anwohnern im Viertel wird auch noch durch Autoaufbrüche, versuchte Wohnungseinbrüche und Diebstähle beeinträchtigt. Zu beobachten sei, dass verdächtige Gestalten offenbar ihr Diebesgut sortieren, bevor sie versuchten, die Ware auf der Flaßhofstraße zu verkaufen. Die Bewohner des Viertels, die aus Sicherheitsgründen lieber anonym bleiben wollen, geben an: „Wir beobachten auch osteuropäische Männer, die mit dicken Autos vorfahren und Frauen zur Arbeit auf der Flaßhofstraße abgeben.“
Was fordern die Oberhausener von Stadt und Bordellbetreibern? „Recht zügig sollte die Stadt mit der Polizei die Streifen im Viertel deutlich erhöhen und für Ordnung sorgen. Zudem müssen die Grünflächen, Straßen und Bürgersteige viel häufiger gereinigt werden – aber nicht zu unseren Kostenlasten.“ Zudem müsse die öffentliche Toilette hinter dem Zaun repariert und mit Wegweisern im Viertel angezeigt werden.
Unbedingt sollte der Eingang zur Flaßhofstraße von der Hermann-Albertz-Straße komplett geschlossen werden. Dieser Schritt würde den Parksuchverkehr und die Zahl unhöflicher Rotlichtkunden auf dieser Seite deutlich verringern. Doch kürzlich scheiterte die Torschließung, weil sich das Rathaus nicht genug um die Eigentumsverhältnisse gekümmert hatte.
Mittelfristig aber müsse das Rotlichtviertel an den Stadtrand verlagert werden. „Sonst bekommen wir hier die Lage im Zentrum nicht in den Griff“, sagt ein Eigentümer.
>>>>> Anwohner: Wir verzichten auf „Flaßhofstraße“
Sollten die Rotlichtbetreiber von der Flaßhofstraße wegziehen müssen, dann legen die Anwohner im Viertel keinen Wert darauf, dass die Straße weiter den Namen behält. Denn dieser genieße nicht gerade einen guten Ruf.
Weil die Bordellbetreiber die „Flaßhofstraße“ als Marke bewertet haben, sagt einer der Bürger: „Die Flaßhofstraße ist doch nun wirklich keine Marke. Wenn sie aber verlegt wird, dann können die den Namen mitnehmen.“