Oberhausen. Der Oberhausener Achim Lückheide verreist eher ungewöhnlich. Für sein letztes Abenteuer hat er extra einen Militärlaster gekauft und umgebaut.

Zwei Wochen All-Inclusive-Urlaub irgendwo am Mittelmeer, das wäre nichts für Achim Lückheide. Was für andere Entspannung pur bedeutet, das langweilt den Oberhausener. Er fuhr in diesem Sommer sieben Wochen lang durch Russland und Norwegen – in einem umgebauten Militärlaster. „Ich wollte schon immer gerne offroad fahren“, sagt Achim Lückheide.

Dafür musste zunächst ein passendes Fahrzeug her, eines mit Allradantrieb sollte es sein. „Ich war auf der Caravan-Messe in Düsseldorf“, erzählt der Abenteurer, „aber das war alles unbezahlbar.“ Bei der Österreichischen Bundeswehr wurde er schließlich fündig: ein Steyr 12M18, 190 PS und 18.000 Euro teuer. Auf die Ladefläche setzte Achim Lückheide einen Container, den er zu einer kleinen Wohnung ausbaute: Betten, Küche und sogar eine Toilette. Nur duschen mussten die Urlauber draußen. „Ungefähr zwei Jahre habe ich diese Reise vorbereitet“, sagt Lückheide.

Mit der Fähre nach Lettland

Schäferhund Prinz begleitet Achim Lückheide auf allen Wegen.
Schäferhund Prinz begleitet Achim Lückheide auf allen Wegen. © Lückheide

Anfang Juni ging es los – mit Frau und Hund – zuerst nach Travemünde, von dort aus mit der Fähre über die Ostesee nach Liepaja in Lettland, dann durch Estland und bei Narwa über die Grenze nach Russland. Rund 160 Kilometer sind es vor dort aus nach St. Petersburg. „Eine ganz fantastische Stadt“, schwärmt Achim Lückheide. Nicht umsonst spreche man auch vom Venedig des Nordens.

Dort wartete aber auch gleich die erste Schwierigkeit auf die Reisenden: „Der gebuchte Campingplatz war pleite gegangen, ein anderer entpuppte sich als einfacher Parkplatz.“ Schließlich fanden sie doch noch einen Stellplatz für das „Wohnmobil“, mitten in St. Petersburg. „Das war eigentlich ein Fitnessstudio mit einem Fußballplatz. Und dann gehörte eben noch ein Campingplatz dazu“, erinnert sich Achim Lückheide.

In St. Petersburg traf er Freunde, die mit drei Landrovern unterwegs waren. Und ein Bekannter aus einem Internet-Forum, der ebenfalls einen Steyr 12M18 umgebaut hat, war dabei. Die Reisegruppe fuhr weiter in Richtung Norden, in die Republik Karelien nach Priosersk und dann nach Shizhnya am Weißen Meer. Teilweise steuerten die Urlauber Campingplätze an, aber „Wildcampen ist in Russland wirklich sehr gut möglich“. Die Tarnfarben des Gefährts hätten die Russen auch nicht abgeschreckt. „Die laufen da fast alles so rum, die sind ja sehr naturverbunden“, hat Lückheide festgestellt.

Einige Punkte der Reise sind auf dieser Karte eingezeichnet.
Einige Punkte der Reise sind auf dieser Karte eingezeichnet. © Miriam Fischer

Die erste größere Panne passierte dann auf dem Weg in Richtung Kandalakscha: ein geplatzter Reifen. „Das war mit fünf Mann in einer Stunde schnell erledigt“, erinnert sich der Oberhausener. „Aber ich brauchte ein neues Ersatzrad.“ Zum Glück hatte die Gruppe einen Guide gebucht, um in den nächsten Tagen dann endlich abseits der befestigten Straßen fahren zu können. Der Niederländer, der seit vielen Jahren in Russland lebt, konnte ein Ersatzrad organisieren. Um das abzuholen musste Achim Lückheide weitere 100 Kilometer gen Norden fahren – und vier Tage lang warten. „Ich habe da einen netten Platz an einem See gefunden, sogar mit Sauna. Da konnte man es also gut aushalten.“

Die nächste Reise ist schon geplant

Nach dem kleinen Zwischenfall ging es dann von der Stadt Umba aus endlich abseits der Straßen über alte Holzfuhrwege. „Da mussten wir uns auch mal mit der Kettensäge voran kämpfen“, erzählt Lückheide. „Aber das war ja so gewollt.“ Mit dem Guide fuhren sie auch durch Seen. Vier Tage lang brauchte die Gruppe für rund 172 Kilometer bis Apatity. „Da hatte ich zwischendurch schon ein bisschen Angst, dass ich steckenbleibe“, gibt der Oberhausener zu.

© Lückheide

In Apatity trennte sich die Gruppe, Achim Lückheide und seine Frau fuhren weiter nach Teriberka. „Da interessiert es niemanden, wenn man mit dem Auto über den Strand fährt.“ Sogar Wale konnten die Urlauber von dort aus beobachten. Über Norwegen fuhren die Lückheides zurück nach Deutschland – bei Nikel ging es über die Grenze. Natürlich mit einem Stop am Nordkap, um die Nordlichter zu beobachten. „Da muss man einfach gewesen sein“, findet Achim Lückheide. Generell haben ihn „Norwegen mit seiner Schönheit und Russland mit seiner Weite“ beeindruckt. „Und die unglaubliche Freundlichkeit der Menschen in beiden Ländern.“

Zwischenstopp auf dem Rückweg durch Norwegen: Monika Lückheide am Nordkap.
Zwischenstopp auf dem Rückweg durch Norwegen: Monika Lückheide am Nordkap. © Lückheide

Nach rund 10.000 Kilometern kehrte er nach Oberhausen zurück. Aber für Achim Lückheide ist nach der Reise vor der nächsten Reise. Über Ostern geht es mit dem Steyr wieder los – diesmal in Richtung Süden, nach Tunesien in die Jebil-Wüste. „Aber vorher muss ich noch ein paar Schäden am Wagen reparieren.“

Zu Fuß nach Rom und mit dem Fahrrad nach Jerusalem

Um sieben Wochen frei zu bekommen, hat Achim Lückheide, der beim Eisenbahn-Bundesamt in Essen arbeitet, seinen gesamten Jahresurlaub genommen und noch eine Woche mit Überstunden drangehängt. Die Tour mit dem Militärlaster durch Russland war nicht seine erste verrückte Reise. Er ist auch schon den Jakobswege gegangen, mit dem Fahrrad nach Jerusalem gefahren und zu Fuß bis nach Rom gewandert .