Oberhausen. . Noch sitzt Achim Lückheide (54) gemütlich auf dem Sofa seines Wohnzimmers. Schon bald wird der Oberhausener um die halbe Welt radeln. Nach Jerusalem wird ihn eine Pilgertour führen. Lückheide strahlt: „6000 Kilometer sind das.“

Drei Monate hat er sich für die Strecke gegeben. Er ist begeistert: „Das sind zwei Jahresurlaube.“ Starten wird Lückheide am Karfreitag. Gemeinsam mit seiner Frau Monika, die aber nur bis Wien mitfährt und von dort mit dem Zug zurückreist. Monika Lückheide, die die sportlichen Hobbys ihres Mannes durchaus teilt, sagt über diese Mammut-Tour: „Körperlich wäre das zu anstrengend für mich.“ Außerdem arbeite sie als Heilpraktikerin und könne ihre Patienten nicht so lange alleine lassen.

„Das hört sich anstrengender an, als es ist“, sagt dagegen Achim Lückheide. Er sprüht vor Optimismus: „Die Kondition kommt unterwegs.“ Pro Tag hat er rund 100 Kilometer eingeplant. Sportliche Höchstleistungen strebt er nicht an. „Wo es besonders schwierig wird, schieb ich auch schon mal.“

Seine erste Etappe wird Neuss sein. Die zweite Köln. Das ist ja alles noch nicht weit weg. Aber später, wenn Lückheide längs der Donau in die Pedale tritt, Passau, Wien, Budapest, Belgrad und Istanbul hinter sich lässt, da minimiert sich Oberhausen zu einem Mini-Fleck auf der Landkarte. „Kritisch wird es an der syrischen Grenze“, sagt Lückheide. Von der politischen Lage in Syrien und Jordanien hängt es ab, ob er sich mit seinem Rad dort durch wagt. Notfalls muss er diese Länder mit Fähre oder Flieger umgehen. Sicher, Lückheide fährt ja mit dem Segen Gottes. Am Mittwochmorgen vor seinem Start wird er sich in der Kirche St. Marien Rothebusch den Pilgersegen abholen, aber unnötig riskieren muss man ja dennoch nichts.

Fahrrad von der Stange

Hat der Oberhausener dann Jordanien hinter sich, liegt die israelische Grenze endlich vor ihm. Erst kommt Jericho, dann Jerusalem. Die ganzen Kilometer, die will er übrigens nicht mit so einem Super-Bike bewältigen. „Das ist von der Stange“, sagt er über sein schwarzes Fahrrad. Und er fügt schnell hinzu: „Ich bin auch nicht so einer, der im Trikot fährt.“ Funktionskleidung kommt mit. Eine Koch- und eine Zeltausrüstung. Übernachten wird Lückheide in kirchlichen Einrichtungen, auf Zeltplätzen und in Jugendherbergen. Was er unterwegs so kocht? „Meistens Nudeln, und außerdem gibt es viel Obst und Salat.

Warum er sich auf den weiten Weg macht? „Es ist eine persönliche Herausforderung, das zu bewältigen“, sagt Lückheide. Er wolle einfach mal etwas machen, was andere nicht tun. „Toll ist auch“, erzählt er, „mit dem Fahrrad ist man sehr nah an den Leuten dran, bekommt schnell Kontakt zur Bevölkerung.“ So hat sich der Oberhausener auch vorgenommen, in den warmen Regionen bereits um vier Uhr früh zu starten und um 12 Uhr mittags am Ziel zu sein. Da bleibt reichlich Zeit, Land und Leute zu erkunden.

Und in Jerusalem? Was wir er dort tun, in den fünf Tagen, die ihm in der „Heiligen Stadt“ bleiben? „Im Tropenmeer schwimmen, die Grabeskirche ansehen und natürlich meinen Stempel abholen“, listet er auf und legt sofort sein Pilgerheft auf den Tisch. Das will nun mit Stempeln für jede Station gefüllt werden. Und wenn es das ist, dann wird Lückheide vielleicht traurig sein, dass schon alles vorbei ist. So wie vor zwei Jahren, als er mit seiner Frau den Jakobsweg zu Fuß bewältigt hatte. Aber na ja, die nächste Tour ist schon geplant. Lückheide strahlt: „2012 mit der transsibirischen Eisenbahn“.

Eisenbahnaufsicht

Im normalen Leben, wenn Achim Lückheide mal nicht weg ist, arbeitet er für die „Betriebliche Eisenbahnaufsicht“ beim Eisenbahnbundesamt in Essen. Sportliche Aktivitäten wie Wandern, Tauchen oder Schwimmen, gehören zu seinen Hobbys. Urlaube mit dem Fahrrad hat er schon öfter gemacht. Mit seiner Frau Monika wanderte Lückheide auch über den Jakobsweg und zwar bis zum Ende, bis zum Kap Finisterre. Eine Urkunde zeugt vom Erfolg der Wanderung.