München. Wanderurlaub oder Studienreise? Wer Bewegun als auch Geschichte oder Architektur schätzt, kommt bei Wanderstudienreisen auf seine Kosten.
Wenn Claudia Holtermann mit einer Reisegruppe nach Ronda in Andalusien kommt, dann zeigt sie ihr nicht nur das südspanische Bergdorf mit den vielen weißen Gebäuden. Auch die umliegenden Hügel sind der Studiosus-Reiseleiterin dann einen Hinweis wert.
Dort gibt es noch weitere weiße Dörfer. Wer eine traditionelle Studienreise bucht, wird sie nur aus der Ferne sehen – auf einer Wanderstudienreise kann man sie dagegen aus der Nähe erkunden.
Das Land umfassender erleben
Seit fast 20 Jahren leitet Holtermann auch solche Wanderstudienreisen - und zwar sogar lieber als die ganz normalen Studienreisen. "Ich denke, man erlebt das Land umfassender", sagt die Philologin. Gäste kämen mit einem erweiterten Bild des Landes zurück, wenn sie auch längere Strecken zu Fuß zurücklegen. "Es ist die optimale Kombination für sportliche Menschen, die Lust auf Bewegung und Interesse an Kultur haben." Wie bei einer Studienreise gibt es Vorträge im Bus und Führungen, hauptsächlich von Reiseleitern, die ein Fachgebiet studiert haben. Die Gruppen haben meist um die 20 Teilnehmer.
Auch beim Anbieter Wikinger Reisen müssen die Guides einige Qualifikationen mitbringen: "Sie verfügen über Wanderkompetenz plus Know-how in Kultur, Architektur, Geschichte, Landeskunde und haben häufig entsprechende Vorbildung", sagt Sprecherin Eva Machill-Linnenberg. Die Guides müssen zudem die Wanderungen planen und Gruppen führen können sowie wissen, was in Notfällen zu tun ist.
Schwerpunkt liegt auf Europa
Studiosus hat seit etwa 70 Jahren Angebote für kulturinteressierte Wanderer im Programm. Etwa 70 Reisen sind es aktuell, der Schwerpunkt liegt auf Europa, erklärt Pressesprecher Frano Ilic. Zusätzlich zur Studienreise kommen oft leichte bis mittelschwere Wanderungen bis etwa vier Stunden hinzu.
"Kultururlauber sind nicht unbedingt Bewegungsmuffel", sagt Eva Machill-Linnenberg und erklärt, für welche Klientel das "Natur und Kultur"-Programm bei Wikinger Reisen gedacht ist. Beim Kulturwandern besuchen Gäste zum Beispiel Ateliers von Künstlern oder folgen Spuren von Buchautoren. Die körperlichen Anforderungen sind moderat, bis zu fünf Stunden reine Gehzeit pro Tag bei etwa 400 Höhenmetern sind das Maximum. Die Reisen sind beliebt: 2017 gab es ein Plus von rund 20 Prozent.
Kleine Wanderungen im Programm
Neben den Studienreisen-Veranstaltern haben auch Wanderanbieter wie Hauser Exkursionen oder ASI Reisen eine Mischung aus Wandern und Kultur im Programm. "Die kann man an einer Hand abzählen", sagt Nadine Hell, Geschäftsführerin beim City Reisebüro in Waldmohr, das sich auf Studienreisen spezialisiert hat. Zwar hätten einige große Veranstalter auch kleine Wanderungen im Programm, "es geht aber nicht so sehr ins Detail" - beim Bildungsanteil ebenso wie beim Wandern.
Für die sehr spezialisierten Angebote müssen Kunden oft etwas tiefer in die Tasche greifen. Während eine normale Andalusien-Rundreise etwa 1200 Euro kostet, liegt der Preis für eine Wanderstudienreise eher bei 1500 Euro, so Hell. Das qualifizierte Personal habe seinen Preis.
Örtliche Wandervereine
Wer nicht so viel ausgeben möchte, kann sich direkt vor der Haustür umsehen. Viele örtliche Wandervereine bieten solche Touren an. "Bei uns heißt Wandern auch immer Heimat und Natur entdecken", betont etwa Stephan Seyl vom Schwarzwaldverein . Die lokalen Vereine kooperieren in gut besuchten Regionen teilweise mit Tourist-Informationen. Diese bieten die Touren auch für Nicht-Mitglieder an – oft sogar kostenlos. (dpa)