OBERHAUSEN. . Das Gebiet um den Sterkrader Wald gehört zum Revier der Wölfin „GW954f“. Schäfer und Landwirte sind besorgt, Naturschützer freuen sich.
Nun ist es offiziell: Der Niederrhein und Teile des Ruhrgebiets sind vom Landesumweltministerium zum Wolfsgebiet erklärt worden. Dazu gehört auch der nördliche Teil Oberhausens, jenseits der A2/A3. Die Wölfin mit dem Namen „GW954f“ ist das einzige bisher nachgewiesene in NRW sesshafte Tier. Das Gebiet, in dem sich die Wölfin seit fast sechs Monaten aufhält, ist fast 960 Quadratkilometer groß und umfasst Teile der Kreise Kleve, Wesel, Borken und Recklinghausen sowie der Stadt Bottrop. Und eben von Oberhausen: Gut möglich, dass die Wölfin, die rund um Schermbeck lebt, bei ihren Streifzügen auch mal im rund 20 Kilometer entfernten Sterkrader Wald auftaucht. Die Reaktionen auf die neue Bewohnerin sind sehr unterschiedlich.
„Die Diskussion über Wölfe wird von allen Beteiligten sehr emotional geführt“, meint Michael Preis vom Team der Ruhrschäferei. Rund 260 Schafe des Oberhausener Familienbetriebs stehen derzeit auf Flächen an der Emscher – mitten im neuen Wolfsgebiet. „Wir wollen den Ball flach halten“, so Preis. „Wir wissen noch gar nicht, vor welche Probleme uns die Wölfin stellt.“ Die Rückkehr der Tiere sorge bei keinem Schäfer für Begeisterung. „Aber wir akzeptieren, dass der Wolf wieder da ist und dass er gesetzlich geschützt ist.“ Der Oberhausener mahnt allerdings an, dass die entstehenden Kosten nicht auf Schäfer und Landwirte abgeschoben werden dürfen.
Wolfsgebiet ist großzügig ausgewiesen
Tatsächlich ist das Wolfsgebiet deswegen so großzügig ausgewiesen worden, weil damit Nutztierhalter Fördergelder für Herdenschutzmaßnahmen beantragen können. Das Land fördert die Anschaffung von Elektrozäunen mit 80 Prozent. Ebenso wird die Anschaffung und Ausbildung von Herdenschutzhunden unterstützt, für gerissene Tiere gibt es eine Entschädigung.
„Insbesondere beim Einsatz von Herdenschutzhunden, die sehr teuer in der Ausbildung, aber die wirksamste Abwehrmaßnahme sind, sind die Fördermaßnahmen jedoch längst nicht ausreichend“, meint Preis. Das sieht auch Landwirt Hermann Hagedorn, der in der Nähe des Sterkrader Waldes Rinder auf einer Weide hält, so. „Fördermittel, mit denen wir Elek-trozäune kaufen können, sind gut. Aber wem stellen wir den immensen Zeitaufwand für die Instandhaltung der Zäune in Rechnung?“, will der Oberhausener wissen. Gerade für kleinere Betriebe sei der Mehraufwand erheblich. Bisher, so der Landwirt, habe man in Sterkrade aber eher Probleme mit Füchsen und freilaufenden Hunden.
„Das Tier ist auf natürliche Weise wieder eingewandert“
Für den Nabu Oberhausen ist der Wolf eine Bereicherung für die Natur. „Das Tier ist auf natürliche Weise hier wieder eingewandert, es gehört also hierhin“, sagt Klaus Humpe-Margotte, stellvertretender Vorsitzender. „180 Jahre war der Wolf nicht hier, davor war er hier aber Jahrtausende heimisch.“ Trotzdem habe der Schutz von Menschen Priorität, so Humpe-Margotte. Mit seinem Hund will der stellvertretende Vorsitzende auch weiterhin durch den Sterkrader Wald spazieren. „Aber ein wachsames Auge schadet nie.“
Das Land hat eine Internetseite eingerichtet, um über alle Aktivitäten der Wölfin zu informieren: www.wolf.nrw.
>>> BALD WIEDER EIN WOLFSGEHEGE IM KAISERGARTEN?
Ralf Bögeholz, Sprecher der fürs Tiergehege zuständigen OGM, macht sich um die Alpakas, Schafe und Hirsche dort keine Sorgen. „Wir beobachten die Entwicklung aber trotzdem mit großem Interesse“, so Bögeholz.
„Seit Längerem planen wir aus Aufklärungsgründen wieder ein Wolfsgehege einzurichten“, sagt Bögeholz. Dass das Land nun ein Wolfsgebiet in der Nähe ausgewiesen habe, gebe der Planung neuen Aufschwung.