OBERHAUSEN. . Zwei Schausteller sprechen über ihr Leben im Kirmes-Vergnügen: Viele Handgriffe sorgen dafür, dass sich Karussells drehen und Buden öffnen.

Alexander Zinnecker hat einen gewaltigen Unterstützer: Die grüne Comic-Figur „Hulk“ geht mit dem Schausteller auf Reisen. Zuletzt waren die zwei in Menden, nun stehen sie noch bis Montagabend auf der Fronleichnamskirmes in Sterkrade. Wenn „Hulk“ dicht umlagert wird, ist Alexander Zinnecker zufrieden. Die Metall-Silhouette des heldenhaften Wüterichs ist ein beliebtes Fotomotiv. Und mit „Hulk“ lockt Zinnecker vor seinem Propeller-Karussell „Freak“ die Besucher für eine Fahrt an.

Wie wird man eigentlich ein Teil einer Kirmes? „Man muss eine Menge Bewerbungen schreiben“, erklärt Alexander Zinnecker. Und das richtige Näschen für einen lukrativen Ort. Einige Rummelplätze hätten einen guten Ruf, andere einen weniger guten. Die Sterkrader Fronleichnamskirmes gehöre ausdrücklich zur ersten Gruppe. Logisch: Gute Umsätze sind wichtig, schließlich gehen die Betreiber finanziell zunächst in Vorleistung. Neben der Standmiete kostet so ein Karussell auch sonst eine Menge Geld: Personal, Wartung, Versicherung und Strom. Rund 700 000 Euro kostet der 42 Meter hohe und 120 Kilometer schnelle „Freak“ bei der Anschaffung.

Stehen in der Rummelwelt auf eigenen Füßen: Maria Schütze und ihr Freund Dennis Heitmann.
Stehen in der Rummelwelt auf eigenen Füßen: Maria Schütze und ihr Freund Dennis Heitmann. © Gerd Wallhorn

Ob man bei den Platzmeistern überhaupt den Zuschlag für eine Kirmes erhält, liegt manchmal an erstaunlichen Details. „Bei Karussells aus einer gleichen Baureihe, entscheidet manchmal die Farbe über den Standplatz.“

Zinneckers Familie stammt ursprünglich aus Bochum, doch Alexanders Vorfahren zogen früh nach Bayern. Der Betrieb befindet sich in der fünften Generation. Die beiden jungen Söhne sitzen schon oft im Kassenhaus.

Oberhausener Fronleichnamskirmes gestartet

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    Überraschungen erleben selbst erfahrene Schausteller, so auch beim Freak-Karussell: „Wir haben erst gedacht, dass hauptsächlich Jugendliche mitfahren, aber schon Kinder ab 1,40 Meter und ältere Erwachsene wagen sich auf das Karussell.“ Überraschend: Schon in knapp zwei Stunden steht sein Karussell. Natürlich dauert es länger wenn die Lichtbirnen ausgetauscht werden. Das Karussell passt trotz seiner Maße recht kompakt auf einen Großtransporter.

    Die Atmosphäre der Fronleichnamskirmes hat bei Zinnecker übrigens Eindruck hinterlassen. Schon beim Aufbau sei ihm aufgefallen: „Die Sterkrader sind schon echte Kirmes-Fans!

    Familientradition geht weiter

    Welchen Stellenwert die Kirmes in Oberhausen hat, weiß Maria Schütze seit ihrer Kindheit: Sie gehört zur Familie von Geisterbahn-Chef Ronny Schütze und führt die Tradition in der achten Generation fort. Mit der „Gourmet Hütt’n“ steht die Oberhausenerin mittlerweile auf eigenen Füßen. Ihr Freund Dennis Heitmann, ebenfalls Schausteller, ist mit dabei.

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    Die 23 Jahre alte Maria half zuvor bei der elterlichen Geisterbahn mit. Heitmann hatte zuvor seinen eigenen Zuckerwattenstand, nun geht es bei beiden um Pommes, Twister und Kartoffelchips, ganz im Geiste der Zeit: vegan.

    „Dass ich Schausteller werden möchte, war mir früh klar, auch wenn mir andere Wege offen standen“, sagt Schütze. Studium oder ein klassischer Beruf halt. Aber Maria entschied sich schnell. „Jeder hat doch eine Berufung, das ist meine!“

    Marias Schwester Emily betreibt das Spaß-Karussell „Beach Jumper“ — auch für Maria ist so ein Fahrgeschäft später einmal reizvoll. Später!

    Es ist kein Job für die Stechuhr. „Das ist kein Beruf, sondern unser Leben!“ Das Wohnzimmer ist der Wohnwagen, damit geht es von Platz zu Platz. Und der Tag endet natürlich nicht, wenn die Kirmes schließt: Sauber machen, vorbereiten... viele Handgriffe sind nötig, damit die Leckereien gelingen.

    Ihre Kindheit auf den Rummelplätzen hat Maria Schütze in guter Erinnerung: „Als Schaustellerkind geht man während der Reisen in verschiedene Schulen. Man lernt jede Woche in einer neuen Klasse, steht vor neuen Menschen. Man lernt so schon im jungen Alter auf Leute zuzugehen.“