Oberhausen. . Die Alltagsprobleme von elektrisch betriebenen Nahverkehrsbussen sind groß. Deshalb will die Stoag nun eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen.
Elektrobusse sind ziemlich leise, pusten keinen Dreck aus ihrem Auspuff und sind sogar ganz schadstofffrei, wenn man Strom aus Wind, Sonne oder Wasser verwendet. Leider kosten sie aber mit einer halben Million Euro noch doppelt soviel wie ein herkömmlicher Diesel-Omnibus. Trotzdem glaubt Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp, dass sich elektrisch angetriebene Busse in den nächsten zehn Jahren im öffentlichen Nahverkehr durchsetzen werden – und Dieselbusse ablösen.
Politik muss Finanzierung klären
Deshalb strebt die Stoag nun eine Machbarkeitsstudie an, die den möglichen Betrieb einer umfangreichen Flotte von über hundert Bussen im Alltag simuliert – und Chancen, Kosten und Arbeitsschritte analysiert.
Probleme gibt es auf den ersten Blick zuhauf: Kein großer etablierter Bushersteller, wie Mercedes oder MAN, bietet bisher E-Busse in Serie an. In Oberhausen existieren viel zu wenige Stromladestationen. Ein E-Bus hat zwar viel weniger Teile als ein Dieselbus, muss wohl deutlich weniger teuer gewartet und repariert werden, doch der alle fünf Jahre fällige Batterie-Tausch kostet bisher noch 200.000 Euro. Und noch schwieriger: In der Praxis schafft ein E-Bus nur 150 bis 200 Kilometer pro Batterieladung – Dieselbusse fahren aber in 17 Stunden täglich 300 bis 350 Kilometer auf diversen Stoag-Linien durch Oberhausen. E-Busse müssten also zwischendurch irgendwo länger aufgeladen werden.
„Es gibt derzeit kein Nahverkehrsunternehmen, dass nur E-Busse kauft“, sagt Overkamp. „Doch die Zeit spricht für den E-Bus.“ Gleichwohl kann man davon ausgehen, dass Nahverkehr deutlich teurer wird. „Letztendlich muss die Politik vor Ort dann aufgrund der Machbarkeitsstudie entscheiden, wer das wie finanzieren soll“, sagt Overkamp.
Eine durchschlagende Lösung der Luft-Probleme der Städte erwartet der Stoag-Chef durch E-Bussen-Flotten im Nahverkehr alleine aber nicht. „Von allen Stickoxiden, die der Verkehr verursacht, stammen nur fünf Prozent vom öffentlichen Nahverkehr.“
Dieselbusse gekauft
So hat die Stoag auch in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe von Dieselbussen nach der neuesten Euro-Norm 6 gekauft – 16 Mercedes-Benz-Gelenkbusse vom Typ Citaro II. Sie sind mit zwei großen Stellplätzen für Kinderwagen und Rollatoren, Doppelmonitoren für Fahrgastinfos und einer Klimaanlage ausgerüstet.
Während ein Solobus 220.000 Euro kostet, zahlt man für einen Gelenkbus etwa 330.000 Euro. 2017 und 2018 hat die Stoag zehn Millionen Euro in neue Busse investiert. Sie werden für zwölf bis 14 Jahre eingesetzt. Auch im nächsten und übernächsten Jahr will die Stoag weitere Dieselbusse erwerben.
Für die Zeit nach 2021 soll eben die Machbarkeitsstudie die Chance auf den schrittweisen Austausch durch E-Busse ermitteln. Heute hat die Stoag 118 Busse im Durchschnittsalter von sechs Jahren, davon sind zwei Hybrid-Busse und zwei Elektrobusse. Im Herbst kommen drei weitere E-Busse hinzu – der Bund zahlt 80 Prozent des Mehrpreises. Sie werden auf der Stoag-Linie 979 eingesetzt – vom Sterkrader Bahnhof nach Bottrop.
>>>80 Prozent weniger Stickoxide
Ein Drittel der gesamten Busflotte der Stoag (118 Fahrzeuge) sind nun Euro-6-Busse – nach Angaben des Unternehmens stoßen diese 80 Prozent weniger Stickoxide aus als die Busse mit der Abgasnorm 5. Ob die älteren Busse unterhalb der Euro-Norm 6 umgerüstet werden, wird derzeit ermittelt. „Wir müssen erst die offenen Fragen dazu klären“, sagt Werkstatt- und Betriebshofleiter Stefan Thurm. 23 Busse ab Baujahr 2013 kämen für die Umrüstung in Frage. Sie kostet pro Fahrzeug 20.000 Euro.
Die Stoag erwirtschaftete 2017 ein Defizit von 14,4 Millionen Euro. Das wurde mit Gewinnen aus städtischen Beteiligungen und einem Zuschuss von 6,3 Millionen Euro aus der Stadtkasse ausgeglichen.