Oberhausen. . Vor zehn Jahren transportierte die Oberhausener Stoag 40 Millionen Fahrgäste. Jetzt sind es 13 Prozent weniger. Der Stoag-Chef ist alarmiert.

Das ist ein Alarmsignal: Die Stoag verliert weiter Hunderttausende Fahrgäste – und das trotz aller Appelle der Politik, dass Bürger im Ruhrgebiet für mehr Klimaschutz und saubere Luft verstärkt Bus und Bahn fahren sollen. Nutzten vor zehn Jahren noch 40 Millionen Kunden die Stoag, waren es im vergangenen Jahr nur noch 34,8 Millionen Fahrgäste – 300 000 weniger als 2016. Zudem sinkt die Zahl der Ticket-2000-Abo-Kunden um über sechs Prozent. Das geht aus der nun vorgelegten Geschäftsbilanz für das Jahr 2017 hervor.

Die Stoag verliert zwar vor allem dadurch Fahrgäste, weil es vor zehn Jahren deutlich mehr Schüler und Schwerbehinderte mit Fahrberechtigung für den öffentlichen Nahverkehr gab als heute – doch der negative Trend besorgt Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp. „Wir müssen in diesen Zeiten bei diesen Anforderungen eigentlich wie die Regionen mit einem großen Zentrum, beispielsweise Münster, Frankfurt oder München, an Fahrgästen zulegen – doch das gesamte Ruhrgebiet mit seiner polyzentrischen Struktur stagniert bei den Fahrgastzahlen.“

Zu teuer, zu kompliziert

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Das Angebot des Nahverkehrs empfinden viele Bürger im Ruhrgebiet als zu teuer, zu kompliziert und für ihren Mobilitätsbedarf nicht gut genug. „Wir haben bei den Preisen für unsere Tickets die Grenze erreicht. Von der Politik war seit Jahren gewollt, dass wir zusätzliche Kosten auf die Nutzer umlegen und auf keinen Fall das von den Städten zu schulternde Defizit erhöhen dürfen. Wir können so nicht mehr weitermachen. Die Politik muss bereit sein, mehr Geld in Busse und Bahnen zu stecken.“

Die angebotene Fahrleistung der Stoag bezeichnet Overkamp im Vergleich zu anderen Revierstädten immer noch als überdurchschnittlich, gleichwohl hat die Stoag im Laufe der vergangenen zehn Jahre durch den von der Politik vorgegebenen Spardruck nicht nur die Mitarbeiter-Zahl gekappt, sondern auch ein Viertel der gefahrenen Kilometer.

Stoag-Verlust gesunken

Gleichwohl bezeichnet die Stoag das Geschäftsjahr 2017 als erfolgreich. Insgesamt fuhr die Stoag in ihrem Kerngeschäft nur einen Verlust von 14,4 Millionen Euro ein – in der Spitze lag dieses Defizit in der Vergangenheit bei 22 Millionen Euro. 2016 waren es jedenfalls noch 15,6 Millionen Euro – die Reduzierung um über acht Prozent liegt ursächlich an der hohen Attraktivität von Oberhausen für auswärtige Besucher und Arbeitnehmer.

Bei Fahrgastzählungen hat man festgestellt, dass viel mehr Kunden des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr durch Oberhausen fahren – und deshalb hält die Stoag von ihren Nachbarstädten einen Teil ihrer Einnahmen.

Das Defizit muss der Kämmerer nicht voll aus der Stadtkasse zahlen – denn Gewinne der Stadtbeteiligungen an WBO; EVO und RWE lassen den auszugleichenden Fehlbetrag auf 6,3 Millionen Euro sinken. Im Vorjahr waren es noch 7,6 Millionen Euro.