Oberhausen. Die WWE startet ihre erste Deutschland-Tour des Jahres in der König-Pilsener-Arena. Ein früherer Cheerleader nimmt dabei eine prägende Rolle ein.
„You can't wrestle“ schallt es aus den Kehlen dreier Münder in Block 103. Es sind genau die drei Wörter, die niemand hören will, der mit Wrestling sein Geld verdient. Leah van Dale macht allerdings den Eindruck, dass ihr derlei Aussagen am Allerwertesten vorbeigehen. Vor Selbstbewusstsein strotzend verteidigt van Dale, Ringname „Carmella“, vor einer knapp zwei Drittel gefüllten König-Pilsener-Arena ihre „Smackdown Women's Championship“ gegen Charlotte Flair.
Natürlich per absichtlich herbeigeführter Disqualifikation, die im Wrestling ausreicht, um das Titelgold zu behalten. Schließlich steht Carmella, die im Juni 2013 einen Vertrag bei der WWE (World Wrestling Entertainment) unterzeichnete, aktuell auf der Seite der Bösen. Und da darf man eben auch mal Gegner besiegen, die vom Großteil des Publikums für ihre oftmals besseren wrestlerischen Fähigkeiten verehrt werden.
Weniger als fünf Jahre Erfahrung
Abseits der Kameras und Ringseile zeigt die 30-Jährige ein anderes Bild von sich. Mit einem Lächeln auf den Lippen, ansteckend fröhlich, schlagfertig, aber nicht unfreundlich stellt sie sich am Nachmittag vor der Show den Fragen der anwesenden Medienvertreter. Sie wirkt überrascht, wie schnell es bis an die Spitze der marktführenden Wrestling-Liga der Welt ging: „Ich habe erst vor etwas weniger als fünf Jahren wirklich mit Wrestling-Training angefangen.“
Auch interessant
Erfahrung auf der ganz großen Bühne sammelte sie vorab als Cheerleader. Bei den NBA-Basketballern der Los Angeles Lakers und dem NFL-Footballern der New England Patriots sammelte sie zahlreiche Erfahrungen, die ihr nun auch bei WWE zugutekommen: „Man lernt viel darüber, wie man sich vor einem großen Publikum präsentieren kann und dieses gut unterhält. Vor allem ein Auftritt beim Super Bowl war ein äußerst prägendes Erlebnis.“
Familiäre „Vorbelastung“
In Kontakt mit Showkämpfen kam Carmella durch ihren Vater. Paul van Dale stand in den 80ern und 90ern für WWE (damals noch WWF) im Ring, kam allerdings nie über den Status eines Mitläufers hinaus. Seine Tochter hat da andere Pläne, zieht aber verständlicherweise trotzdem viel Positives aus ihrer Familiensituation: „Ich habe eine großartige Verbindung zu ihm. Er war auch da, als ich vor kurzem Champion wurde und gibt mir immer Feedback und Ratschläge. Ich denke auch, dass ich noch viel Potenzial habe und die Fans noch lange nicht die beste Carmella gesehen haben.“
Spezifische Zukunftspläne hat die Musical-Liebhaberin nicht. „Ich denke da nicht wirklich drüber nach, wo ich vielleicht in fünf Jahren stehen könnte. Meine Reise hatte vor fünf Jahren ja nicht mal begonnen. Ich lebe gerade meinen Traum. Und es könnte keine bessere Phase geben als die jetzige, um in der WWE als Wrestlerin tätig zu sein.“
Frauen-Wrestling wird immer populärer
Tatsächlich werden die weiblichen Performer mittlerweile deutlich stärker ins Rampenlicht gerückt als noch vor wenigen Jahren. Stars wie Charlotte Flair, Bayley, Becky Lynch, Sasha Banks oder die kürzlich verpflichtete Ex-UFC-Championesse Ronda Rousey werden lautstark bejubelt und verkaufen zahlreiche T-Shirts und andere Merchandise-Artikel. Die Show in Oberhausen zeigt aber auch: Die größten Reaktionen im „Business der harten Kerle“ zieht nach wie vor ein Mann.
Als Daniel Bryan, der aufgrund von mehreren Gehirnerschütterungen fast drei Jahre lang kein Match bestreiten konnte, den Innenraum betritt, flippt das Publikum in der Arena komplett aus. Viele Tausend Menschen recken die Arme gen Himmel und rufen im Verlauf des rund 15 Minuten langen Matches gegen Michael „The Miz“ Mizanin und William „Big Cass“ Morissey lautstark „Yes!“. Hier gewinnt schlussendlich auch der Fan-Liebling. Ob Carmella jemals solche Reaktionen ziehen wird? Äußerst fraglich. Doch so steil, wie ihre Karriereleiter bislang bergauf ging, scheint es zumindest nicht unwahrscheinlich, dass ihr schon in naher Zukunft niemand mehr „You can't wrestle“ entgegenbrüllt.
>>> INFO: WWE im November zurück in Deutschland
Die Wrestler der WWE kommen im November zurück nach Deutschland. Termine: 7.11. Köln (Lanxess Arena), 8.11. Frankfurt (Festhalle). Der Vorverkauf startet am 16. Mai.