Oberhausen. 4000 Fans bejubeln den zweiten Teil der Kinofilm-Saga in der Arena Oberhausen. Ein großes Orchester spielt ein Filmmusik-Konzert, das keines ist.
Das goldene Logo der amerikanischen Produktionsfirma Warner Brothers schwebt durch die dichte Wolkendecke. Die märchenhaft-geheimnisvolle Melodie des amerikanischen Starkomponisten John Williams setzt ein. Echte Fans müssen nicht auf den folgenden Filmtitel warten. Die Musik hat es ihnen verraten: Harry Potter erscheint gleich auf der Leinwand.
Am Mittwoch verfolgen 4000 Fans in der nur zu einem Drittel besetzten König-Pilsener-Arena den zweiten Teil „Kammer des Schreckens“ auf einer riesigen Leinwand. Bloß ein Rudelgucken soll der cineastische Abend um die abenteuerlichen Geschichten in der Zaubererschule Hogwarts nicht sein. Die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Benjamin Pope spielt die gesamte Filmmusik live zum Kinobild.
Da mögen manche an den Charme der Stummfilmzeit denken, als ein Pianist die Szenerie im frühen Kino mit passender Akustik veredelte. Doch wer, so wie es der Titel vermuten lässt, nun ein Filmmusik-Konzert erwartet, der wundert sich in der Arena kräftig. Die potterische Konzert-Reihe rührt die Etikette gleich zweier Genres durcheinander. Diesmal ist etwas erlaubt, nein, sogar erwünscht, für das man in Lichtspielhäusern vom Sitznachbarn gevierteilt würde – oder was zumindest eine Popcorn-Dusche zur Folge hätte.
Buh-Rufe für die Bösewichte
Denn Klatschen, Jubeln, Buhen und Schmachten gehört bei der kollektiven Harry-Potter-Schau dazu. Dirigent Benjamin Pope, der als Zauberschüler samt Umhang erscheint, hat sich diese Hexerei herbeigewünscht: „Ihr seht nach einem braven Publikum aus, aber das müsst ihr nicht sein!“
Kaum hüpft im Film der Hauselfe Dobby auf dem Bett des Zauberschülers Harry Potter auf und ab, geht ein zustimmendes Raunen, samt folgendem warmen Applaus durch die Arena. Jeder Charakter hat seine Fans – logisch, dass Bösewichte wie Harrys Gegenspieler Draco Malfoy mit lauten Buh-Rufen bedacht werden.
Der Abend wirkt wie ein vergnügtes Klassentreffen der treuesten Harry-Potter-Fans. Das gemeinsame Schauen, das Aufsaugen der Reaktionen weckt wohlige Euphorie. Da spielt es auch keine Rolle, dass die meisten den 2002 in Deutschland erschienenen Film wohl schon mitsprechen können.
Orchester wird fast vergessen
Doch während andere Filmmusik-Konzerte häufig nur Ausschnitte aus den Werken zeigen oder sogar ganz auf Kinobilder verzichten und so Orchester und Musik in den Vordergrund stellen, erwischt man sich diesmal dabei, das munter musizierende Orchester zu vergessen.
Die facettenreiche Filmmusik von John Williams würdigt dies nicht sonderlich. Das liegt mitnichten an gut spielenden Musikern. Doch was Kinoabend und Konzert unterscheidet, verschwimmt hier. Trotz aller Begeisterung für zauberhafte Geschichten: Solch ein Konzept geht klar zu Lasten des musikalischen Live-Erlebnisses.
>>> Info: Fans benötigten Geduld beim Einlass
Beim Einlass in die Köpi-Arena benötigten die Besucher des Harry-Potter-Konzerts Geduld am stürmischen Mittwoch. Noch kurz vor Konzertbeginn bildeten sich lange Schlangen. Nur Taschen unter einer DIN-4-Größe durften mit in die Halle genommen werden. Als endlich weitere Eingänge mit Einlasspersonal besetzt wurden, entspannte sich die Wartesituation.