Oberhausen. „Räuber der Nordsee“ und „Terraforming Mars“ waren im Rennen um das „Kennerspiel der Jahres 2017“. Allein die Nominierung ist ein Ritterschlag.

  • Der Oberhausener Schwerkraft-Verlag war zwei Mal für das „Kennerspiel des Jahres“ nominiert
  • Gewonnen haben „Räuber der Nordsee“ und „Terraforming Mars“ nicht, sind aber erfolgreich
  • Die Auszeichnung hat eine große wirtschaftliche Zugkraft: Beide Spiele sind bereits ausverkauft

So ein Wikingerdorf ist schon was Schönes: In der Mühle gibt es was zu essen, in der Schatzkammer liegen Silbermünzen und Wikinger-Freunde, die sich rekrutieren lassen, laufen auch herum. So gestärkt geht es von hier aus über die Nordsee zu Klöstern und fremden Festungen – Beutezug! „Räuber der Nordsee“ heißt das Strategie-Brettspiel, das in diesem Jahr für die Auszeichnung „Kennerspiel des Jahres“ nominiert war. Erschienen ist es in einem vergleichsweise kleinen Verlag aus Oberhausen: dem Schwerkraft-Verlag von Carsten Reuter.

Die Räuber der Nordsee plündern fremde Häfen, Festungen und Klöster.
Die Räuber der Nordsee plündern fremde Häfen, Festungen und Klöster. © Michael Dahlke

Gewonnen hat er zwar nicht – obwohl er neben den Wikingern auch noch das Spiel „Terraforming Mars“ im Rennen hatte und insgesamt nur drei Spiele nominiert waren. „Aber die Nominierung alleine ist schon ein Ritterschlag“, sagt Reuter. Die Auszeichnung „Kennerspiel des Jahres“ gehört nach dem „Spiel des Jahres“ zu den wichtigsten Preisen der Spiele-Szene. Unterschied: Mit dem „Kennerspiel“, der Name lässt es bereits vermuten, werden Spiele für Fortgeschrittene ausgezeichnet.

Lizenzen aus Neuseeland und Schweden

Man braucht also ein bisschen Erfahrung, um mit der Schildmaid, dem Jäger oder dem Wikinger-Helden Brynjar fremde Häfen zu überfallen, Gold und Eisen zu rauben, dem Häuptling die Beute darzubringen und so Siegpunkte einzuheimsen. Die gibt es übrigens auch, wenn ein Wikinger in der Schlacht zu Tode kommt oder einer Seuche zum Opfer fällt – der Einzug nach Walhalla gilt unter Wikingern schließlich als große Ehre.

„Der Spielfluss wird nie unterbrochen, das hat die Jury besonders gelobt“, erzählt Carsten Reuter. Eine Partie des Spiels dauert in der Regel rund 60 Minuten. Ganz anders das zweite nominierte Spiel: Bei „Terraforming Mars“ verwandeln die Spieler in mindestens zwei Stunden eine staubige Wüste in eine Art zweite Erde.

Carsten Reuter präsentiert die nominierten Spiele „Räuber der Nordsee“ und „Terraforming Mars“.
Carsten Reuter präsentiert die nominierten Spiele „Räuber der Nordsee“ und „Terraforming Mars“. © Michael Dahlke

Der Schwerkraft-Verlag ist ein sogenannter Lokalisierungsverlag. Das heißt: Carsten Reuter denkt sich die Spiele nicht aus, sondern entdeckt sie auf ausländischen Märkten, erwirbt die Lizenz, lässt eine deutsche Version produzieren und verlegt sie dann. Die „Räuber der Nordsee“ stammen beispielsweise aus Neuseeland, „Terraforming Mars“ kommt aus Schweden. Manchmal erhält er auch Prototypen von Spiele-Entwicklern. Lässt er sie produzieren, ist er der Erste auf dem Welt-Spielemarkt.

Für 45 Euro im Einzelhandel

Für das „Kennerspiel des Jahres“ nominiert gewesen zu sein, hat auch eine große wirtschaftliche Zugkraft: Nordsee-Wikinger und Marsianer sind derzeit ausverkauft. Ein Seecontainer mit Nachschub ist derzeit auf dem Weg von China, wo Reuter unter anderem produzieren lässt, nach Deutschland. Ab Ende August oder Anfang September sollen zumindest die kämpfenden Nordmänner wieder zu haben sein – für 45 Euro im Einzelhandel oder auf www.schwerkraft-verlag.de.