Das Call-Center Amevida beschäftigt 350 Mitarbeiter in Oberhausen. Im Interview spricht Vorstand Matthias Eickhoff über Motivation und Ärgernis.
- Das Call-Center Amevida beschäftigt 350 Mitarbeiter am Oberhausener Standort
- Im Interview verrät der Vorstand Matthias Eickhoff, wie er sein Team motiviert und was ihn wütend macht
- Für den Standort Oberhausen sucht das Unternehmen weitere Mitarbeiter
Es tut sich was auf dem ehemaligen Babcock-Gelände an der Duisburger Straße: 350 Mitarbeiter sind mit Sack und Pack umgezogen. Das Call-Center Amevida hat einen neuen Standort innerhalb des Geländes. Während der Vorbereitungen trafen wir Unternehmensvorstand Matthias Eickhoff und haben uns mit ihm über den Standort Oberhausen, über Mitarbeiter-Motivation und das oft immer noch schlechte Image von Call-Centern unterhalten.
Ist Amevida ein klassisches Call-Center, wie man es sich vorstellt?
Matthias Eickhoff: Im Prinzip ja. Wir arbeiten hauptsächlich für Telekommunikations-Anbieter. Wir beraten Kunden über Tarife, nehmen Vertragsänderungen vor, versuchen, Kunden nach einer Kündigung zurückzugewinnen, bieten neue Verträge und Zusatz-Leistungen an.
Sie führen also hauptsächlich Verkaufsgespräche?
Nicht nur. Wir betreuen auch Kunden-Hotlines. Wenn jemand Fragen zum Vertrag hat oder eine Störung melden will, ruft er bei uns an, wir sammeln und geben die Informationen dann weiter.
Menschen sind nicht immer glücklich über Werbe-Anrufe.
Das stimmt. Deshalb legen wir großen Wert darauf, nur Kunden anzurufen, die ihr Einverständnis gegeben haben. Wenn wir Datensätze mit Kontakten und Telefonnummern bekommen, prüfen wir ganz genau, ob einzelne Nummern etwa durch die Bundesnetzagentur für Anrufe gesperrt sind.
Sind Sie selbst auch glücklich? Wie laufen die Geschäfte?
Gut, wir können ganz zufrieden sein. In Düsseldorf haben wir einen neuen Standort übernommen und wir können den Umzug hier in Oberhausen und einen weiteren Umbau finanziell gut stemmen. Persönlich freut mich sehr, dass sich hier auf dem Babcock-Gelände wieder was tut. Ich hoffe auf viele neue und interessante Nachbarn.
Herr Eickhoff, in einem Ihrer Telefonräume steht ein großer Pokal. Was hat es damit auf sich?
Das ist ein Anreiz für unsere Mitarbeiter. Den Pokal bekommt, wer laut Umfragen und Analysen die Anrufer mit der höchsten Kundenzufriedenheit aufweisen kann. Konkurrenz belebt das Geschäft. Der interne Wettbewerb soll motivieren. Das Team weiß und schätzt das. Ohne zufriedene Mitarbeiter hätten wir keinen Erfolg.
Apropos zufrieden: Das Call-Center ist seit 2009 am Standort Oberhausen, Sie selbst sind seit 2013 an Bord. Was schätzen Sie hier besonders?
Das Ruhrgebiet hat viele Vorteile. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist sehr gut. Und es gibt genug Leute, die wir rekrutieren können. Wir haben viele gute Angestellte, die professionell und engagiert arbeiten. Es sind meist junge Leute und Seiteneinsteiger.
Was zeichnet denn einen guten Call-Center-Mitarbeiter aus?
Sie sind stressresistent und geduldig. Sie können einstecken, ohne unhöflich zu werden. Wenn zum Beispiel ein Gerät des Kunden nicht funktioniert, ruft er wütend die Hotline an. Unser Mitarbeiter bekommt den ganzen Ärger ab, ohne an dem Problem Schuld zu sein. Diese Eigenschaften sollte man mitbringen, wenn man sich bei uns bewirbt. Man sollte außerdem der deutschen Sprache mächtig sein und auch einen Schulabschluss haben.
Das heißt, Sie suchen noch Personal?
Ja. Neue Mitarbeiter bekommen erst einmal eine drei- bis achtwöchige Schulung. Bezahlt natürlich. Danach ist man ein sogenannter Agent, erst einmal in Probezeit. Bei uns gibt es befristete und unbefristete Arbeitsverträge. Künftige Beförderungen sind nicht ausgeschlossen. Wir haben Mitarbeiter, die ganz unten angefangen haben und mittlerweile Team- und Projektleiter sind.
Und was verdient man bei Ihnen?
Das Grundgehalt beträgt neun Euro pro Stunde. Darüber hinaus läuft viel über Prämien. In der Regel verdienen unsere Mitarbeiter nicht weniger als 1800 bis 2000 Euro im Monat.
Mitarbeiter von Call-Centern haben mit Vorurteilen zu kämpfen: Die Arbeit sei keine richtige Arbeit, sie hätten nichts Vernünftiges gelernt.
Das finde ich sehr gemein. Unsere Mitarbeiter arbeiten professionell, sie müssen sich an strenge Leitlinien halten. Sie arbeiten im Schichtbetrieb, müssen sich viele Details merken. Das soll kein anständiger Job sein? Das ist den Mitarbeitern gegenüber eine Frechheit.
Woher kommt das schlechte Image und was kann man dagegen tun?
Vielleicht ist die Branche auch ein bisschen selber schuld, da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Wir sollten uns besser vermarkten, den Leuten Einblick in unsere Arbeit gewähren. Die Branche redet zu wenig über sich selbst, das sollten wir in Zukunft ändern.
>>>>>>>Die Entwicklung des Unternehmens Amevida:
Das Call-Center gibt es seit 2009 an der Duisburger Straße, damals hieß das Unternehmen noch Tectum. Die Zeiten waren nicht immer gut. 2013 musste die Gruppe mit mehreren Standorten in NRW Stellen abbauen – auch in Oberhausen. Grund war eine wirtschaftliche Schieflage. Ein Schutzschirmverfahren hatte Tectum damals vor einer Insolvenz gerettet.
Kritik, damals wie heute, muss das Unternehmen immer wieder einstecken. Gekündigte Mitarbeiter klagten schon vor dem Arbeitsgericht. Vor drei Jahren gab es Querelen um eine für unwirksam erklärte Wahl der Betriebsräte. Trotz aller Kritik hat Matthias Eickhoff den Betrieb 2013 übernommen. 2014 folgte die Umbenennung von Tectum in Amevida.
Sieben Standorte gibt es in Nordrhein-Westfalen, die meisten im Ruhrgebiet. In Düsseldorf hat das Unternehmen vor einigen Wochen einen Konkurrenz-Standort übernommen. Mit 2260 Mitarbeitern zählt Amevida zu den zehn größten Call-Centern in Deutschland.