Oberhausen. Bei einer Untersuchung zur Bearbeitungszeit schneidet das Finanzamt Nord besonders schlecht ab. Die Finanzverwaltung sieht dafür mehrere Gründe.
- Das Internet-Portal Lohnsteuer Kompakt hat die Bearbeitungszeit deutscher Finanzämter verglichen
- Die Behörde im Oberhausener Norden schneidet dabei viel schlechter ab als die im Süden
- Finanzverwaltung weist auf unterschiedliche Organisationsstrukturen hin
Das viel diskutierte Nord-Süd-Gefälle in der Stadt zeigt sich auch bei der Arbeit der beiden Oberhausener Finanzämter. Allerdings kommt der sonst viel gescholtene Süden ausnahmsweise mal besser dabei weg als der Norden: Während die Bearbeitungszeit von Einkommensteuererklärungen im Süden deutlich unter dem NRW-Schnitt liegt, es hier also besonders schnell geht, liegt der Oberhausener Norden weit abgeschlagen hinter dem landesweiten Durchschnitt. Das ergibt eine aktuelle Untersuchung des Internet-Portals Lohnsteuer Kompakt.
Bielefeld führt NRW-Liste an
40,1 Tage, so das Ergebnis der Studie, brauchen die Mitarbeiter im Süden für die Bearbeitung einer Steuererklärung. Im Norden sind es 63,4 Tage. Das sind 23 Tage mehr als noch im Vorjahr, einen so großen Anstieg gab es bei keiner anderen der untersuchten Behörden.
Das Finanzamt Nord landet damit auf Platz 444 von insgesamt 506 untersuchten Behörden. Das Finanzamt Süd belegt einen ordentlichen 42. Rang. Bundesweiter Spitzenreiter ist das hessische Bensheim, auf den Plätzen Zwei bis Fünf folgen allesamt NRW-Städte: Bielefeld-Außenstadt, Ibbenbüren, Schwelm und Bielefeld-Innenstadt. Der NRW-weite Durchschnittswert liegt bei 50,7 Tagen – Platz Sechs im Ländervergleich. Platz Eins belegen laut Statistik die Finanzämter in Berlin (45,2 Tage), Schlusslicht ist Bremen (71,8 Tage).
6,5 Millionen Steuererklärungen
Doch zurück zu Oberhausen: Warum der Unterschied zwischen Nord und Süd so groß ist, erklärt die zuständige Finanzverwaltung NRW zwar nicht im Speziellen. Im Allgemeinen sei aber zu bedenken, „dass die Fall- und Organisationsstrukturen der Finanzämter sehr unterschiedlich sind und die Bearbeitungszeiten im Laufe eines Jahres unter anderem abhängig von der Verteilung der Steuererklärungseingänge schwanken“, so ein Sprecher auf Nachfrage.
Es gebe etliche Faktoren, die dazu führen können, dass Bearbeitungszeiten variieren: Manche Finanzämter haben beispielsweise weniger steuerlich beratene Fälle und können die in der Regel weniger komplexen Steuererklärungen deswegen schneller bearbeiten. Andere Finanzämter führen dagegen mehr Unternehmen, haben mehr steuerlich beratene Fälle mit verlängerten Abgabefristen, deren Bearbeitung tendenziell länger dauert.
Mal muss eine Behörde Rückfragen stellen, mal den Steuerzahler auffordern, weitere Belege einzureichen. „Ein Vergleich von Bearbeitungszeiten einzelner Finanzämter ist daher nicht wirklich aussagekräftig“, heißt es in der schriftlichen Antwort der Finanzverwaltung. Die Finanzämter in Nordrhein-Westfalen betreuen insgesamt rund 6,5 Millionen Einkommensteuerfälle.
>>> Grundlage sind 200.000 Steuererklärungen
Die Untersuchung stammt vom Internet-Portal Lohnsteuer Kompakt, das sich selbst als „Online-Steuererklärung“ beschreibt. Erklärungen können direkt über die Seite übermittelt werden.
Das Ergebnis zeigt, wie lange ein Steuerzahler im Jahresdurchschnitt auf den Bescheid wartet. Grundlage sind 200 000 Steuererklärungen, die auf lohnsteuer-kompakt.de gemacht wurden.