Essen. . Ein Online-Portal vergleicht die Bearbeitungsdauer in über 500 deutschen Finanzbehörden. Im Essener Süden braucht man besonders viel Geduld.
Wie lange ein Steuerzahler auf den Bescheid vom Finanzamt wartet, hängt entscheidend vom Wohnort ab. Während Bottroper sich bis zu 38 Tage gedulden müssen, dauert es in Hattingen im Schnitt rund 50 Tage, bis das Finanzamt eine Steuererklärung bearbeitet und den Bescheid verschickt hat. Im Essener Süden ist die größte Ausdauer gefragt: Über 76 Tage beträgt die durchschnittliche Wartezeit.
Das geht aus einer Auswertung des Portals Lohnsteuer Kompakt hervor. Die Erhebung basiert auf rund 200 000 Steuererklärungen, die zumeist Privatpersonen seit Juni 2016 digital über das Portal bei 506 Finanzämtern eingereicht haben. 103 von ihnen liegen in NRW.
Ministerium hält Vergleich für nicht aussagekräftig
Felix Bodeewes von Lohnsteuer Kompakt nennt vor allem organisatorische Gründe für die verschiedenen Wartezeiten: „Eine dünne Personaldecke, ein hoher Krankenstand oder die Einführung einer neuen Software haben Einfluss auf den Bearbeitungszeitraum“, so Bodeewes. Nicht zu erkennen sei, dass Nachzahlungsforderungen schneller eingingen als Rückerstattungen.
Die NRW-Finanzverwaltung wies den Vergleich als nicht aussagekräftig zurück, einzelne Ergebnisse wurden nicht kommentiert. Laut Behörde würden in NRW etwa 95 Prozent aller Einkommensteuererklärungen innerhalb von zwei bis 16 Wochen bearbeitet. Die Dauer hänge auch davon ab, ob ein Finanzamt eher Arbeitnehmer oder Firmen betreut.
Bund der Steuerzahler fordert Konsequenzen
Für 2016 muss die Einkommensteuererklärung bis zum 31. Mai dem Finanzamt vorliegen – wer sich online auf www.elster.de registriert, hat in NRW zwei Monate länger Zeit. Der Bund der Steuerzahler urteilt, die Bearbeitung weniger komplexer Fälle sollte maximal sechs Wochen dauern. Braucht ein Amt länger, sollten zurückzuerstattende Beträge früher als bisher verzinst werden.