oberhausen. . Vor einem Jahr sorgte Film-Maestro Hans Zimmer in Oberhausen für eine Gänsehaut-Geste an den verstorbenen Prince. Nun erklärt er die Gründe.
- Eine Konzert-Geste aus Oberhausen sorgte für weltweite Aufmerksamkeit
- Vor einem Jahr ehrte Hans Zimmer den verstorbenen Prince mit „Purple Rain“
- Nun spricht der berühmte Hollywood-Komponist erstmals darüber
Scheinwerfer färben das Licht mit einem schimmernden Lila. Tausende zücken wie auf Kommando ihre Handys. Obwohl noch keiner etwas sagt. Sie strahlen zurück mit ihren grellen Displays. Das leise Zupfen der Gitarre berieselt 10 000 innehaltende Fans in der Oberhausener König-Pilsener-Arena. Sie alle stehen im „Purple Rain“.
Passiert ist das so beim Konzert des deutschen Filmkomponisten und Oscar-Preisträgers Hans Zimmer. Einen Tag nach dem überraschenden Tod eines besonderen Interpreten – des Pop-Großmeisters Prince. Vor genau einem Jahr starb der amerikanische Ausnahmemusiker im Alter von 57 Jahren. Die spontane Hommage des nicht minder berühmten Klangtüftlers Zimmer ging um die Welt. Noch bevor andere Musikerkollegen wie Bruce Springsteen in New York City nachlegten, machte die außerplanmäßig gespielte Anerkennung aus dem Ruhrgebiet weltweit Schlagzeilen.
Lange Zeit hat Hans Zimmer darüber nicht gesprochen. Kurz vor seiner Welt-Tournee, die den Komponisten am 24. Mai in der Arena Leipzig und am 9. Juni in der Commerzbank Arena in Frankfurt zu nur zwei Konzerten nach Deutschland führt, schildert uns der Weltstar ein Jahr danach, wie es zu der plötzlichen Programm-Änderung kam. „Es war mir sofort klar, dass wir diesen Song nur in Oberhausen spielen – und sonst nirgendwo!“
Große Geste im Bus einstudiert
Für den 59-jährigen Komponisten von Filmmelodien für Kassenschlager wie „König der Löwen“, „Gladiator“ und „The Dark Knight“, der überwiegend in seinem Studio in Los Angeles arbeitet, war es damals die erste große Tournee in Europa. Die Nachricht vom Tod des stilprägenden Popmusikers aus Minneapolis erreichte ihn auf den Straßen Nordrhein-Westfalens. Eine persönliche Angelegenheit für den sonst eher scheuen Komponisten, der häufig mit namhaften Musikern aus unterschiedlichen Genres zusammenarbeitet: „Wir haben oft miteinander gesprochen. Wir kannten uns gut genug, dass ich von ihm immer etwas lernen konnte. Es war ein riesiger Schock, als wir ihn so plötzlich verloren hatten.“
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Das alles geschah wenige Stunden vor Zimmers Konzert in Oberhausen. „Für mich selbst war sofort klar, dass wir da etwas machen müssen.“ Der Konzertplan wurde kurzerhand über den Haufen geworfen. Die Zeit drängte. „Es gab eine längere Busfahrt von Köln nach Oberhausen. Dort ist alles zusammengekommen. Wir haben sofort auf unseren Sitzplätzen im Bus angefangen zu üben. Mir war wichtig: Wir müssen heute Abend Purple Rain spielen.“
Bassistin mit Tränen in den Augen
Mit an Bord befanden sich Zimmers Solisten, unter ihnen Johnny Marr, der ehemalige Gitarrist der Alternative-Gruppe The Smiths. Auch der Frontmann der Crossover-Gruppe Incubus,Mike Einziger saß mit an Bord. Ein 70-Mann-Orchester und die Band des Frankfurters gaben dem millionenfach verkauften Song von Prince letztlich die entscheidende Stimme.
„Ich ging damals zu meiner Bassistin Yolanda Charles und habe ihr gesagt: Du musst diesen besonderen Song heute Abend singen. Ihre Antwort war natürlich: Das kann ich nicht machen!“ Der Hollywood-Komponist leistete folglich Überzeugungsarbeit. „Sie hat ihre dunkle Sonnenbrille aufgesetzt. Keiner sollte sehen, dass sie geweint hat.“
Nur einmal konnten die Band und der Maestro den Song kurz proben. Eine Suite aus dem Film „Rain Man“ wurde aus dem ursprünglich geplanten Konzert-Set gestrichen, „Purple Rain“ dafür eingebaut. „Sie hat das einfach toll gesungen“, findet Zimmer lobende Worte für seine Solistin. Während des Auftritts in der ausverkauften Arena zückten Fans reihenweise Taschentücher. Aufnahmen von der Hommage des Star-Komponisten verteilten sich rasend schnell über die sozialen Netzwerke. Von der großen Aufmerksamkeit, die sein improvisierter Tribute-Song erzeugte, möchte Zimmer aber eigentlich gar nichts hören: „Da ging es mir nicht um den kommerziellen Kram, das kam vom Herzen. Es ging mir darum, jemanden zu ehren, der uns mit seiner Musik ein großes Geschenk gemacht hat.“