OBERHAUSEN. The Australian Pink Floyd Show begeistern in der Arena. Das berühmte „Moon“-Album führen die Australier komplett auf, „The Wall“ in Ausschnitten.

Solange eine Wiedervereinigung von Pink Floyd höchst unwahrscheinlich ist, gibt es auf diesem Planeten jede Menge Coverbands (inklusive der Oberhausener „Floydbox“), um den Fundus dieser epochalen Rockband möglichst originalgetreu wiederzugeben. „The Australian Pink Floyd Show“, die am Sonntagabend in der auf die Hälfte verkleinerten Köpi-Arena auftraten, gilt in dieser speziellen Disziplin als die bekannteste und detailgetreueste.

Detailgenauigkeit bis in die Soli

Das zehnköpfige Ensemble aus Adelaide scheut keinen Aufwand, um einer originalen Pink Floyd-Show der Siebziger genau nachzuspüren – jetzt aber mit allermodernster Technik und eigener Animation. Die musikalische Seite ist dabei die entscheidende: Bei der kompletten Aufführung von „Dark Side of the Moon“ von 1973 im ersten Teil der zweieinhalbstündigen Show zeigt sich, dass Sänger Chris Barner und Bassist Ricky Howard Stimmlagen und Phrasierungen von David Gilmour und Roger Water genau treffen; die drei Background-Sängerinnen meistern bei Rick Wrights „Great Gig in the Sky“ die eminent schwierigen Gospel-Gesangspassage nacheinander mit erstaunlicher Präzision, was die rund 5000 Zuhörer sofort mit Szenenapplaus honorieren. Detailgenauigkeit bis in die Soli hinein kann man auch den beiden Lead- und Rhythmus-Gitarristen David Domminney Fowler und Steve Mac sowie dem Saxophonisten Michael „Mike“ Kidson nicht absprechen.

Inhaltlich ziehen die australischen „Pink Floyd“ über Videoprojektionen den Bogen von der Frühphase ihrer Vorbilder mit Syd Barrett, dem mit „Arnold Layne“ gehuldigt wird, bis fast in die Gegenwart. „Time“ ist dabei ständig wiederkehrendes Motiv – zunächst im Outfit der Siebziger, dann als übergreifende Metapher inmitten menschlicher Entfremdung in der Massengesellschaft. Verantwortliche dafür werden tagesaktuell benannt: Beim Song „Brain Damage“ erscheinen Bild-Sequenzen der Politiker Trump, Obama, May und Merkel.

Fans klatschen mit – es reißt sie von ihren Sitzen

Die Zurichtung für die heutige Gesellschaft wird mit Ausschnitten aus „The Wall“ fortgesetzt, nun dargestellt mit einer aufgeblasenen Lehrerkarikatur in dreifacher Lebensgröße, die drohend den Stock schwingt. „Another Brick in the Wall“ lässt die Fans mitklatschen. Punktgenau bewegt sich die Aussie-Show mit diversen „Hits“ von „Shine on you Crazy Diamond“ und „Wish you were here“ bis zu „Run like Hell“ mit einem riesigen Plastikschwein samt roter Scheinwerferaugen zu ihrem Höhepunkt, der die Fans von den Sitzen reißt.

Den meisten der anwesenden „50 plus“-Generation in der Halle dürfte klar geworden sein, dass sich bei dieser Zeitreise in die eigene Jugend nur die Form und das eigene Alter, aber nicht der politische Inhalt der letzten 40 Jahre Neo-Neo-Liberalismus gewandelt haben. Das macht die Musik von Pink Floyd bis heute über Tod und Dauerfehde hinaus „unsterblich“. The Australian Pink Floyd Show haben dieses Ansinnen perfekt gespiegelt und über die Bühne gebracht.