OBERHAUSEN. Warum ein Bottroper mit Pfefferspray im „Steffy“ hantierte, ist noch nicht klar. Der 26-Jährige war ziemlich betrunken, sagt die Polizei.

  • Pfefferspray gab es vor dem Boom nur in Fachgeschäften und im Online-Handel
  • Das Spray in drei Stärken darf schon an Jugendliche ab 14 abgegeben werden
  • Fachhändler vermutet, Politik will sorglosem Verkauf Riegel vorschieben

13 Menschen wurden verletzt, eine Frau schwer, als ein 26 Jahre alter Bottroper Sonntagnacht Reizgas im Foyer der Disco „Steffy“ versprühte.

Warum der 26-Jährige bei der Karnevalsfeier für solch einen Aufruhr mit Polizei, Feuerwehr und Rettungswagen sorgte, ist bislang nicht geklärt. „Zu seiner Intention können wir noch nichts sagen“, erklärte ein Polizeisprecher am Montag. Der Mann sei ziemlich betrunken gewesen. Die Ermittlungen dauerten an.

Pfefferspray-Fälle häufen sich

Die Vorfälle mit Pfefferspray häufen sich in Oberhausen, aber auch in der Nachbarstadt Mülheim. Dort versprühte ein 16-Jähriger das Pfefferspray sogar direkt in dem Drogeriemarkt, in dem er es auch gekauft hatte. Er habe die Wirkung testen wollen, erklärte der Jugendliche gegenüber der Polizei.

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Die Drogeriemarkt-Kette soll – wie etliche normale Händler – aufgrund der gestiegenen Nachfrage das Spray in ihr Sortiment aufgenommen haben. Davor war das Mittel nur im Fachhandel oder über Online-Shops erhältlich.

Fragen an Drogeriemarkt

Das wirft auch Fragen an den Filialisten auf. Wird Pfefferspray zu sorglos verkauft? Sollte das ja nicht ganz ungefährliche Mittel nicht besser in verschlossenen Vitrinen angeboten und nur bei Bedarf herausgeholt werden? Müsste nicht beim Verkauf auch eine Beratung angeboten werden? Und ist der gesetzlich erlaubte Verkauf an Jugendliche sinnvoll? Leider äußerten sich die Sprecher der Drogeriemarkt-Kette bis Redaktionsschluss nicht.

Marcus Paashaus’ Familie betreibt seit vielen Jahren ein Waffengeschäft in Sterkrade. „Der 26-Jährige hätte das Spray gar nicht mit ins Steffy nehmen dürfen“, sagt er. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen sei es nicht erlaubt. Das Spray gebe es mit drei, zehn oder 13,2 Prozent Wirkstoff, dem Capsaicin, dem Harzöl der Tabasco-Pflanze. Alle drei Sprays seien frei verkäuflich. Wer 14 Jahre alt sei, dürfe sich Pfefferspray zulegen. „Aber an Jugendliche verkaufe ich das nicht, die machen nur Unsinn damit“, gibt der Waffenexperte an.

Verätzungen der Schleimhäute

Der Oberhausener hält es für sehr wichtig, dass in seinem Geschäft ausführlich beraten wird. „Pfefferspray ist nur erlaubt, um damit aggressive Hunde abzuwehren“, sagt er. Lediglich im Notfall dürfe es gegen Menschen verwandt werden. Diesen Notfall müsse man dann auch nachweisen. Die extrem billigen Sprays für zwei, drei Euro hält Paashaus für gefährlich. „Sie wirken draußen nicht, da machen sie nur eine Wolke, die dem Sprayer selbst ins Gesicht weht.“

Das Spray brenne, führe zu Reizungen, im schlimmsten Fall zu Verätzungen der Schleimhäute, erklärt Paashaus die Wirkung. Weil man Pfefferspray mittlerweile schon überall kaufen könne, plane die Politik wohl ein Gesetz zur Einschränkung.

Viele Kräfte von Polizei und Feuerwehr im Einsatz

In der vergangenen Zeit wurde jedenfalls auch in Oberhausen mehrfach der Missbrauch von Pfefferspray bekannt. Am Sonntag im „Steffy“ Am Lipperfeld waren immerhin 26 Oberhausener Einsatzkräfte sowie 20 Feuerwehrleute aus Mülheim und Duisburg Einsatz. Von den 13 Verletzten wurden sieben Partygäste ins Krankenhaus gebracht werden. Der Einsatz dauerte eine Stunde, von 21.39 bis 22.39 Uhr, schreibt die Feuerwehr. Weil das Foyer durch Angestellte der Diskothek schnell und umfassend gelüftet wurde, musste die Veranstaltung nicht abgebrochen werden.

Die Oberhausener Polizei vermutete weitere Geschädigte und bittet sie, sich zu melden, unter der Rufnummer 0208-826-0.