Mülheim. . Pfefferspray im Forum: Mülheims Feuerwehr will dem 16-Jährigen bis zu 6000 Euro in Rechnung stellen. Nun ist die Staatsanwaltschaft am Zug.
- Der Schüler (16), der am Montag im Forum mit Pfefferspray einen Großalarm ausgelöst hat, ist geständig
- Mit dem Vorwurf der fahrlässigen gefährlichen Körperverletzung liegt der Fall nun bei der Staatsanwaltschaft
- Die Mülheimer Feuerwehr will dem Jugendlichen bis zu 6000 Euro für ihren Einsatz in Rechnung stellen
Die Polizei hat ihre Ermittlungen zum Pfefferspray-Vorfall am Montag dieser Woche im Einkaufszentrum Forum abgeschlossen. Mit dem Vorwurf der fahrlässigen gefährlichen Körperverletzung ist der Ermittlungsfall der Duisburger Staatsanwaltschaft übergeben worden. Der 16-jährige Schüler aus Styrum muss sich zudem mindestens auf eine saftige Rechnung für den von ihm verursachten Großeinsatz gefasst machen.
Die Polizei gab am Freitag den Sachstand des Verfahrens preis. Der 16-Jährige, den die Polizei nach Zeugenhinweisen kurze Zeit nach dem Pfefferspray-Alarm im Forum auf der Leineweberstraße vorübergehend festnehmen konnte, hat die Tat demnach in einer Vernehmung eingeräumt. Er habe die Spraydose im Drogeriemarkt dm bewusst ausgelöst, hieß es seitens der Polizei. Er habe aber angegeben, sich über die Folgen im Vorfeld nicht bewusst gewesen zu sein. Die Auswertungen der Videoaufnahmen aus dem Markt bestätigten die Schilderungen, so ein Polizeisprecher. Es tue ihm „unendlich leid“, habe der Schüler zu Protokoll gegeben. 22 Menschen waren verletzt worden.
Keine vorsätzliche Straftat
Der Fall ist nun der Staatsanwaltschaft übergeben. Sie muss nun eine strafrechtliche Bewertung vornehmen. Die Ermittler werfen dem Schüler nach Auswertung der Videoaufzeichnungen und der Vernehmung immerhin keine vorsätzliche Straftat vor.
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Für sein mutmaßlich unbedachtes Handeln wird es der Jugendliche nicht nur mit der Justiz zu tun bekommen. Der Großeinsatz, in dessen Folge das Einkaufszentrum am Montagnachmittag für mehr als eine Stunde evakuiert werden musste, hat etliche Einsatzkäfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst zum Hans-Böckler-Platz ausrücken lassen.
Stadt stellt Einsatzkosten in Rechnung
Stadtsprecher Volker Wiebels spricht von 5000 bis 6000 Euro, die allein der Einsatz der Feuerwehr gekostet habe. Die Stadt werde dem 16-Jährigen diese Kosten, die noch genau zu ermitteln seien, in jedem Fall in Rechnung stellen – „weil man davon ausgehen kann“, so Wiebels, dass ein 16-Jähriger weiß, wie Pfefferspray wirkt“. Die Forderung sei gedeckt durch eine entsprechende städtische Satzung, die seit dem Jahr 2016 nicht nur das Verursacherprinzip für den Kostenersatz bei vorsätzlichem, sondern auch bei grob fahrlässigem Handeln festschreibe.
Die Polizei, die am Montag auch mit rund 35 Beamten vor Ort war, wird dem 16-Jährigen laut einem Behördensprecher derweil keine Rechnung präsentieren. Wie die Einzelhändler und der Forum-Betreiber reagieren werden, ist unklar. Das Forum hatte für die Zeit der Evakuierung eine Umsatzeinbuße in Höhe von circa 58 000 Euro kalkuliert.
Gespräche mit der Drogeriemarktkette
Centermanager Stefan Günter kündigte gegenüber dieser Zeitung Gespräche mit der Drogeriemarktkette dm zu der Frage an, wie in Zukunft derartige Zwischenfälle mit dem Pfefferspray verhindert werden können, welches das Unternehmen seit Juni 2016 im Sortiment führt. „Man sieht ja, was passieren kann“, deutete Günter sein Unbehagen an, dass Pfefferspray im Forum zum freien Verkauf steht.
Die Polizei warnt vor dem Trend zu Pfefferspray und Co.: „Jede Waffe, die man bei sich trägt“, heißt es, kann gegen einen selbst verwendet werden oder andere Unschuldige verletzen.“ Pfefferspray sei „kein geeignetes Verteidigungsspray“.
Tierabwehrspray bleibt im Sortiment
Der dm-Markt im Forum hatte das so genannte Tierabwehrspray nach dem Vorfall zumindest zwischenzeitlich aus den Regalen verbannt. Sebastian Bayer, Geschäftsführer Marketing und Beschaffung in der Karlsruher dm-Zentrale, sagte indes auf Anfrage dieser Zeitung: „Das Tierabwehrspray bleibt in den bundesweit mehr als 1800 dm-Märkten und im Onlineshop im Sortiment weiterhin erhältlich. Der sehr bedauerliche Missbrauch eines Produkts, das in einem unserer dm-Märkte erworben wurde, kann nicht Antrieb für unsere Sortimentsgestaltung oder die Empfehlungen an unsere dm-Märkte, wie Produkte platziert werden können, sein.“