Oberhausen. . Nach 30 Jahren verabschiedet sich der Music Circus Ruhr in Oberhausen. Zum Abschied erinnern sich Fans an unvergessliche Momente in der Disco.
- 30 Jahre nach der Eröffnung hört der Music Circus Ruhr mit seinen Revival-Partys auf
- Einst spielte unter der Plane sogar Funk-Legende James Brown ein großes Konzert
- Nach der letzten Sause am 30. April soll an der Lindnerstraße Feierabend sein
Früher zählten sie an der Lindnerstraße die Autoschilder: Der gefühlt komplette Niederrhein parkte vor dem 5000 Quadratmeter großen Zirkuszelt. Feten-Fans aus den Niederlanden und Belgien fuhren Woche für Woche nach Oberhausen. 1996 war Schluss mit der feierwütigen Kolonne. Die Abschiedsworte von damals kann der Music Circus Ruhr heute wieder hervorholen.
Die legendäre Zelt-Diskothek sagt erneut: „Goodbye!“ Vor fünf Jahren belebten sie die zehnjährige Feten-Phase aus den 1980er und 1990er Jahren wieder, füllten zwei Mal im Jahr mit 3500 Fans die Manege. Heute sind die Macher erfolgreich in der Zeltvermietung tätig. Die Zeit fehlt. Mit dem Amt gab es Knatsch. Im April fällt der Vorhang.
Zeitung schrieb über „Zeltkrieg“
Wehmut bleibt im Wigwam zurück. Zuletzt erreichte die Veranstalter Romantisches. „Ich habe 1987 meine Frau bei euch kennengelernt!“, schrieb ein Tänzer der ersten Stunde. Es schwofen heute im Kern noch immer die Zappler von damals.
1987 war es eine ziemliche Sensation, als sich neun junge Leute mit der Feten-Idee selbstständig machten, sich von ihren Großmüttern 1000 Mark ausliehen und einem Wanderzirkus eine Zeltplane abschwatzten. „Die erste Plane roch noch nach Kamel“, erinnert sich MCR-Veteranen Olaf Hasenbein. Tenor: „Was durch mangelnde Erfahrung falsch lief, haben wir durch Einsatz wieder wettgemacht!“
Während die einen über das „aufsehenerregendste Privat-Projekt im Oberhausener Kulturleben“ jubelten, waren andere wenig begeistert. Kneipiers aus der Innenstadt trafen sich aus Angst vor Umsatzeinbußen hektisch zu Krisensitzungen und warfen der feiernden Zelt-Stadt am Stadion „Gigantomanie“ vor.
„Old Daddy“-Chef fuhr größere Geschütze auf
Doch Gegenkonzepte verpufften, einzig „Old Daddy“-Chef Edgar Engel fuhr größere Geschütze auf. Er baute in Windeseile ein eigenes Musikzelt auf, eröffnet zunächst noch erfolglos die „Old Daddy’s Sommerdisco“ mit King-Kong-Figur am Werksgasthaus und später mit mehr Aufwand das „Blue Moon“. Der Ton wurde schärfer. Beobachter erinnern sich an „Blue Moon“-Werbeplakate, die einen in einem Ruderboot im Wasser absaufenden Hasen zeigten. Klare Anspielungen auf die Truppe um Olaf Hasenbein beim Music Circus. Eine Zeitung schrieb später sogar vom „Zeltkrieg am Niederrhein“.
Der Music Circus Ruhr setzte sich im Konkurrenz-Clinch letztlich durch: Funk-Legende James Brown spielte unter der Plane seine „Sex Machine“. Fury in the Slaughterhouse lieferten mit „Won’t Forget these Days“ den Soundtrack für die späteren Revival-Partys. Dazu gab es Kino-Abende, Musicals, und ein Pool lockte im Sommer zur Freiluft-Sause. Als die MCR-Macher ihre Party-Karriere 1996 vermeintlich beendeten, machten andere Veranstalter mit dem „Music Circus 2000“ weiter. Doch die Nachfolger hielten nur kurz durch. Lange war danach Schluss mit all dem Zirkus.
Eigentlich sollte am 30. April 2012 nur eine einmalige Revival-Party den Charme von damals wiederbeleben. Doch die Macher wurden förmlich überrannt. Zwei Mal pro Jahr wurde fortan weitergefeiert. Später waren allerdings nicht mehr alle Feten ausverkauft. „30 Jahre danach ist ein guter Zeitpunkt aufzuhören“, sagt Olaf Hasenbein. Ist es ein Abschied für immer? „Man sollte niemals nie sagen!“ Wir werden erfahren, wenn sie in der Zelt-Stadt wieder etwas planen.
>> FÜR TÄNZER AB 34 JAHREN
Die letzte Sause steigt im Music Circus am 30. April um 20 Uhr am Schulte-Ostrop-Ring. Karten kosten 12 Euro plus Gebühr im Vorverkauf. Die Ticket gibt es unter music-circus-ruhr.de. An der Abendkasse kosten Karten nach Verfügbarkeit 16 Euro.
Zielgruppe sind Tänzer ab 34 Jahren, also die Ausgeh-Freunde aus der Hochzeit der Zelt-Diskothek in den 1980er und 1990er Jahren. Die Musik soll passen.