OBERHAUSEN. . 450 Jecken in der Manege – da kann ja nichts mehr schiefgehen. Der Oberhausener Karneval eroberte den Music Circus Ruhr.

  • Unter der Zeltplane an der Lindnerstraße trafen sich jetzt erstmals die Jecken
  • Die II. Karnevalsgesellschaft Zomkhosi tauschte die Vereinskneipe mit der Manege
  • In bester Stimmung wurde gefeiert – auch die Hopfenprinzessin wurde gekürt

Die Manege ist leer? Zumindest bei diesen Textzeilen wechselt Schlagersänger Olaf Henning in den Flunkermodus. Beim zweiten karnevalistisch „Grünen Samstag“ der II. KG Zomkhosi singt der bekannte Barde nämlich unter der Zeltplane des legendären Partyzeltes Music Circus Ruhr an der Lindnerstraße. Als erster Karnevalsverein lockten die erst vor gut zwei Jahren gegründeten „Grünen“ zur Sitzung in das Partyzelt, in dem seit 2012 zwei Mal im Jahr Revival-Partys steigen.

450 Narren sind neugierig, nehmen auf den Bänken inmitten der Manege Platz. Längst nicht ausverkauft, aber schon ordentlich gefüllt. Zumal Zomkhosi im vergangenen Jahr in ihrer Vereinskneipe noch deutlich kleiner feierte. „Wir sind zufrieden“, sagt der Vorsitzende Christian Bräunlich. „Unsere Mitglieder hatten gemeinsam die Idee einen für den Karneval neuen Feierort zu suchen. Viele kannten das Zelt noch aus der Discozeit.“

Zwei junge Senatoren

Der Music Circus Ruhr trat nicht auf die Spaßbremse, rollte die Plane nach der Retro-Party im November nicht auf. Der Tigerkäfig (sonst eine Cocktail-Bar) wurde zur mit Tüchern abgehängten Garderobe. Mit Erfolg: Die meisten Besucher äußerten sich angetan von der außergewöhnlichen Kulisse, einige klagten allerdings über kühle Zugluft an den Füßen. Moderator Jörn Derißen spürte davon in der Scheinwerferwärme auf der Bühne recht wenig. Das mag auch daran liegen, dass er als Mitglied der Senatorengemeinschaft „Die Bernhardiner“ sowieso ein dickes Fell hat.

Hopfenprinzessin Jessy I. ist frisch gekürt. Viele Narren freut das, andere müssen dagegen erst noch überzeugt werden.
Hopfenprinzessin Jessy I. ist frisch gekürt. Viele Narren freut das, andere müssen dagegen erst noch überzeugt werden. © Michael Dahlke

Apropos Spaß. Mit den trommelnden Safri Duo, dem Trompeter Bruce Kapusta, den musikalischen Wanderern, De Albatrosse, Miss Joana und Swinging Fanfares stand ein fünfeinhalbstündiges Programm bereit. Zumal Zomkhosi überraschend zwei Senatoren ernannte. Besonderheit: Mit Lukas Kösling (21) und Chris Höppner (20, derzeit Jungfrau im Dreigestirn) traf es zwei Jungspunde.

Feierlich wurde es freilich auch Kürung der Hopfenprinzessin Jessy I. „Der Hopfen besitzt ebenfalls die Farbe Grün, das passt zu unserem Verein“, verrät Christian Bräunlich. Bisher habe es viel Anerkennung für die Repräsentantin gegeben, die keine klassische Tollität sein soll. Allerdings weiß Bräunlich auch, dass man bei neuen Ideen nicht nur Freunde hat, womit wohl eiserne Traditionalisten gemeint sind.

Zur Erinnerung: Bisher gibt es neben dem Stadtprinzen und Stadtkinderprinzenpaar das Dreigestirn, bis vor einigen Jahren auch den Prinz von Vondern. Dass überhaupt neben den von allen Gesellschaften gewählten Repräsentanten des Dachverbandes weitere Tollitäten durch die Säle ziehen und zogen, basiere auf Sondervereinbarungen, erklärt Hauptausschuss-Präsident Ludger Decker.

Keine Konkurrenz für den Stadtprinzen

Beim durch die KG Dampf drauf gestellten Dreigestirn reiche diese bis in die 1960er-Jahre zurück. Den Prinz von Vondern, so Decker, gab es sogar schon vor der Gründung des Hauptausschusses. „Wir haben nichts gegen neue Ideen, wünschen uns aber grundsätzlich vorher eine bessere Absprache mit dem Hauptausschuss und den anderen Vereinen.“ Tatsächlich dürfte dem Dachverband nicht schmecken, dass große Gesellschaften vermehrt in kleinere Gruppierungen zersplittern und ähnliches nun mit den närrischen Repräsentanten drohen könnte. Die Folgen wären neben mehr kleineren Sitzungen auch immer mehr umherreisende Repräsentanten, die mitunter in Programme eingebaut werden müssten.

Derartige Pläne oder gar einen Wettbewerb mit etablierten Tollitäten verfolgt die Zomkhosi momentan nicht, wie Christian Bräunlich erklärt: „Wir freuen uns über Einladungen. Hauptsächlich geht es aber um den Spaß. Eine Hopfenprinzessin ist im Ruhrgebiet einmalig.“

Die Manege wir nicht leerer. Das dürfte nun auch Sänger Olaf Henning wissen. Trotz des bekannten Refrains „Die Manege ist leer“ hieß sein 17 Jahr alter Song übrigens nie so, sondern „Ich bin nicht mehr dein Clown“. Beim Manegen-Text handelt es ich um den Album-Titel.