Oberhausen. . Nach einer Prognose des Energieanbieters EVO steigen die Strompreise bald drastisch. Die Zeche zahlen normale Bürger, aber auch Unternehmen.

  • Hauptursache für steigende Stromkosten ist nach Ansicht der EVO die Energiewende
  • Vorstandschef Hartmut Gieske hält die Energiewende für chaotisch gemanagt
  • Die Preise steigen fast zwangsläufig, weil Deutschland viel Geld in Stromnetze investieren muss

Strom für Privatkunden und Unternehmen droht nach Einschätzung der Energieversorgung Oberhausen (EVO) in den nächsten Jahren so teuer zu werden, dass dieser Grundbedarf zum Luxusgut wird. Als Hauptschuldigen für diese Entwicklung sieht EVO-Chef Hartmut Gieske die Energiepolitik des Bundes und der Länder – der nach seiner Meinung allzu zügige und überhastete Einstieg in die Energiewende: raus aus der Stromproduktion mit Hilfe von Kohle und Gas, rein in die Elektrizitätserzeugung durch Wind, Wasser und Sonne.

„Die bundesdeutsche Energiewende läuft chaotisch. Sie ist Deutschlands teuerste Baustelle. Die Kosten für die EEG-Umlage belaufen sich mittlerweile auf fast 25 Milliarden Euro. Das ist eine riesige Belastung für alle Stromkunden“, sagt Gieske im Interview mit dieser Zeitung.

Ende 2017 werde der Strompreis dramatisch steigen

Trotz eines harten Wettbewerbs von über 200 Stromanbietern alleine in Oberhausen werde der Strompreis in den nächsten Jahren fast zwangsläufig stark steigen. „Ich muss da leider ein düsteres Bild malen. Ich bete zum lieben Gott, dass das nicht eintreffen wird. Ich sage aber voraus, dass wir Ende 2017/Anfang 2018 dramatische Preissteigerungen bei den Entgelten für die Netznutzung haben werden.“ Denn es werde ziemlich teuer werden, den Strom von den Windparks auf dem Meer durch Deutschland zu transportieren.

Zudem sei auch noch mit steigenden Strompreisen an den Börsen zu rechnen. „Wenn neben den Kernkraftwerken auch noch Kohlekraftwerke, die derzeit alle Geld verbrennen statt Geld zu verdienen, vom Netz genommen werden, sinkt das Angebot an Strom in Deutschland – und das erhöht die Börsenpreise“, analysiert Gieske.

Durch diesen Trend stünden Arbeitsplätze und Betriebe auf der Kippe. „Das ist eine riesige Gefahr für den Standort Deutschland. Denn alle Unternehmen, nicht nur die energieintensiven, geraten durch diese im Vergleich zum Ausland enorm steigenden Kosten unter Druck.“ Deshalb fordert der EVO-Chef einschneidende Veränderungen bei der Energiewende.

EVO verzeichnet ein überraschend gutes Ergebnis

Trotz aller energiepolitischen Wirren legt die EVO für 2016 ein überraschend gutes Ergebnis vor: Der Gewinn aus dem Kerngeschäft mit Gas, Fernwärme und Strom fiel so üppig aus, dass die beiden EVO-Anteilseigner, die Stadt Oberhausen und der Energiekonzern RWE, mit 11,4 Millionen Euro überdurchschnittlich viel an Ausschüttung erhalten werden. Zudem legt die EVO zwei Millionen Euro für schlechte Zeiten zurück und kann sogar ohne Schmerzen bis zu drei Millionen Euro bei den Steag-Anteilen abschreiben.