Oberhausen. . Aufgrund des neuen Messstellengesetzes werden ab 2017 die Zähler in Oberhausen ausgetauscht. EVO-Kunden müssen mit bis zu 100 Euro an Kosten rechnen.
- Ab 2017 müssen 130 000 Stromzähler nach und nach ersetzt werden
- Ein Gesetz schreibt den Tausch analoger durch digitale Geräte vor
- Vernetzung soll Nutzung erneuerbarer Energien befördern
Ab dem kommenden Jahr werden alle 130.000 Stromzähler in Oberhausen nach und nach ausgetauscht und durch neue, digitale Geräte ersetzt. Dies schreibt das Messstellenbetriebsgesetz vor. Für den Endkunden bedeutet es, dass er mit einer Verdoppelung bis gar Verfünffachung der Gebühr rechnen muss. Privatkunden bezahlen derzeit für das Messen des Stromverbrauchs und die Abrechnung rund 22 Euro im Jahr, es könnten bis zu 100 Euro werden, abhängig vom jeweiligen Verbrauch.
„Das Gesetz besagt, dass bis 2032 neun von zehn Stromzählern ausgetauscht sein müssen“, erklärt Jörn Schneider, Geschäftsführer der Oberhausener Netzgesellschaft, einer Hundert-Prozent-Tochter der Energieversorgung Oberhausen (EVO). Geräte, die den detaillierten Vorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik genügen, sind derzeit allerdings noch gar nicht auf dem Markt.
Es soll aber zwei Sorten von intelligenten Zählern (Smart Meter) geben, sagt Schneider: Für Kunden, die weniger als 6000 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen und für die, die darüber liegen. Ein Vier-Personen-Haushalt verbraucht im Schnitt etwa 3500 bis 4000 kwh/Jahr.
Strom bewusster verbrauchen
Wer mehr als 6000 kwh/Jahr verbraucht – Unternehmen ab 10.000 Kilowattstunden im Jahr – erhält einen Zähler, der einerseits dem Kunden ermöglicht zu erfahren, wann er wie viel Strom verbraucht. Andererseits werden diese Daten auch dem Stromlieferanten mitgeteilt. Von Kunden mit einem Jahresverbrauch von weniger als 6000 kwh/Jahr erhält die EVO keine solche Daten, aber auch der Kunde nicht.
Hintergrund ist das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende. Die Smart Meter sollen dazu beitragen, Strom bewusster zu verbrauchen, Stromfresser schneller zu identifizieren und damit die Energieeffizienz zu verbessern. Zudem soll die umweltfreundliche Erzeugung von Energie und deren Nutzung in Industrie, im Verkehr und in den Haushalten miteinander vernetzt werden.
Doch es gibt erhebliche Kritik, etwa vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Der schreibt auf seiner Homepage: „Die Befürworter argumentieren, dass sich das wahre Potenzial des Smart Meter erst in Verbindung mit einem sogenannten variablen Stromtarif erschließen lässt. Ist der Strompreis niedrig, weil gerade viel Strom aus Wind- und Solaranlagen zur Verfügung steht, können Kunden auch mehr Energie verbrauchen. Ist in Zeiten ohne Wind und Sonne der Strompreis hoch, schränken sie ihren Verbrauch ein. Damit könnten sie den Strom vor allem dann nutzen, wenn er günstig ist. Das Problem: Diese variablen Tarife werden bisher von den Stromanbietern gar nicht angeboten.“
Kooperation mit anderen Netzbetreibern
Ein weiteres Argument: Selbst wenn es variable Tarife gäbe, wie viele Verbraucher würden dann kurzfristig auf eine Preissenkung reagieren können und genau dann ihre Waschmaschine oder ihren Trockner anstellen oder heiß duschen? Ganz zu schweigen von Firmen und ihren komplexen Betriebsabläufen. Datenschützer befürchten, dass sich aus der punktgenauen Erfassung ein Ablaufprotokoll ergibt, das wesentliche Informationen über das Profil eines Verbrauchers enthält.
Beginnen wird die Netzgesellschaft mit dem Austausch bei Kunden, die mehr 10.000 kwh/Jahr verbrauchen. „Wir gewinnen nichts von diesem Austausch“, sagt Schneider mit Bezug auf die Netzgesellschaft. Es seien zahlreiche Prozesse in seinem Unternehmen erforderlich, die mit der Digitalisierung zu tun haben. Beispielsweise müssten die Daten ausgelesen und aufbereitet werden. „Das alles erfordert einen riesigen Aufwand.“ Um die Kosten für den Endkunden aber so gering wie möglich zu halten, kooperiere man mit anderen Netzbetreibern.
Was er von der Austauschpflicht hält: „Im Oberhausener Stadtgebiet haben wir 900 Ortsnetzstationen, die jeweils ein bestimmtes Gebiet mit Strom versorgen. Würden diese Stationen intelligent aufgerüstet, erhielten wir genügend Datenmaterial.“