Oberhausen. . Der Kauf der Steag durch sechs arme Revier-Kommunen war stets umstritten. Jetzt fällt auch noch die bisher gute Ausschüttung weg.

  • Die Krise der Steag trifft Oberhausen: Die Energieversorgung AG erhält keine Ausschüttung
  • EVO-Geschäftsführer Gieske kann diesen Einnahmeverlust bisher noch gut verkraften
  • Essen reagiert auf die Steag-Entwicklung nervös: Sollte man die Steag wieder verkaufen?

Die mit sechs Prozent an der Steag beteiligte Energieversorgung Oberhausen (EVO) sieht die durch die Energiewende ausgelöste Krise des Kohleverstromers überraschend gelassen. Die sechs Revier-Kommunen gehörende Steag schüttet erstmals an ihre Gesellschafter keine Gewinne mehr aus. Und das soll in den nächsten zwei bis drei Jahren auch so bleiben.

Bisher hat die EVO jährlich 1,2 Millionen Euro von der Steag erhalten – kein schlechter Beitrag zum Gesamtgewinn der EVO von elf Millionen Euro im Jahr.

Steag investiert in erneuerbare Energien

Die Steag sieht sich zur Bewältigung der Krise gezwungen, fünf nicht mehr lohnende inländische Steinkohlekraftwerke abzuschalten – und mehrere hundert Arbeitsplätze abzubauen. Zugleich weitet sie ihr Engagement im Ausland aus – sie investiert dabei auch in erneuerbare Energien.

Das geplante Geothermie-Kraftwerk auf einem indonesischen Vulkan gilt allerdings als Hochrisiko-Projekt, das bereits deutliche Kostensteigerungen von rund 40 Millionen Euro nach sich gezogen hat.

Trotz dieser schlechten Nachrichten bleibt EVO-Geschäftsführer Hartmut Gieske, von Beginn an ein Verfechter des 2011 durch die Kommunen erfolgten Steag-Kaufs, erstaunlich hoffnungsfroh. „Die Steag war und ist ein Glücksfall für die EVO, auch wenn wir jetzt eine Durststrecke von etwa zwei Jahren überwinden müssen.“

2016 war ein gutes Geschäftsjahr für die EVO

Bisher seien die Erwartungen an die Steag über erfüllt worden. „Die Rendite war bisher mit 8 bis 12 Prozent seit dem Jahr 2011 hervorragend – die Ausschüttungen haben allen Eigentümern geholfen.“

Es sei den Gesellschaftern schwer gefallen, auf die jährlichen Gewinnausschüttungen der Steag zu verzichten. „Aber das ist notwendig. Man kann nicht Kraftwerke dicht machen, massiv Personal abbauen – und gleichzeitig Geld aus dem Unternehmen ziehen.“

Die Talsohle der Steag hat dauerhafte Folgen: Die EVO muss den Wert der Beteiligung, die bisher mit rund 24 Millionen Euro in den EVO-Büchern steht, um zwei bis drei Millionen abschreiben. Da die EVO in diesem Jahr ein erstaunlich gutes Geschäftsjahr erlebte, ist dies nach Angaben von Gieske verkraftbar – ohne die Ausschüttung an die beiden EVO-Eigentümer, die Stadt Oberhausen und den RWE-Energiekonzern (je 50 Prozent), reduzieren zu müssen.

Deutlicher Abbau von Personal

Im Gegenteil: Die EVO wird für 2016 voraussichtlich 11,4 Millionen Euro Gewinn aus dem gewöhnlichen Geschäft auszahlen können – 5,7 Millionen davon erhält die Stadtkämmerei. Versprochen waren nur 5,5 Millionen Euro. „Wir sind ein sehr verlässliches Unternehmen“, versichert Gieske.

Vor allem der seit 13 Jahren anhaltende Personalabbau von einst 660 Mitarbeitern auf 400 Mitarbeiter bei der EVO sowie die Verbesserung der Prozessabläufe habe den Erfolg möglich gemacht.

Gieske zeigt sich überzeugt, dass die Steag die Wende schafft. „Ich bin sehr optimistisch, dass nach zwei bis drei Jahren wieder gute Renditen zu erzielen sind.“

Während der EVO-Chef trotz Steag-Krise offenbar noch ruhige Nächte hat, herrscht in der Nachbarstadt Essen, mit 15 Prozent an der Steag ungleich stärker als Oberhausen beteiligt, helle Aufregung über die Entwicklung des Kohleverstromers.

Teile des Essener Rates haben bereits die Frage in den Raum geworfen, wie man die Steag wieder loswerden könne. Die Stadtwerke Essen wollen die mit 56 Millionen Euro bewertete Steag in der Bilanz sogar um bis zu 20 Millionen Euro abschreiben. Ohne die Ausschüttung der Steag sehen sich die Stadtwerke Essen mit jährlich zwei Millionen Euro belastet.