Vor 40 Jahren wuchs die brodelnde Punk-Bewegung. Heute werden große Festivals rarer. Bei „Punk im Pott“ in der Turbinenhalle wippt noch der Iro.

  • Am 27. und 28. Dezember zieht es die Fans der Punk-Musik in die Turbinenhalle
  • Mehrere Tausend Anhänger sollen mit 28 Bands zwei Tage lang ausgiebig feiern
  • In der Turbinenhalle können die Punk-Puristen sogar übernachten

40 Jahre, das klingt nach Kaffee und Kuchen. Weniger nach den brodelnden Geburtsstunden der Punk-Musik in London, als Bands wie die Sex Pistols sich als Motoren der Bewegung verstanden. Klangfetzen der Anarchie gibt es heute noch. Auch wenn sich die Musik-Szene merklich verändert hat. In rund zwei Wochen ist Oberhausen das Epizentrum für Fans aus ganz Deutschland. Wir beantworten Fragen.

1 Wer trifft sich kurz nach Weihnachten in der Turbinenhalle?
Fans der deutschsprachigen Punk-Musik bewegen sich. Das Festival „Punk im Pott“ steigt am 27. (Dienstag) und 28. Dezember (Mittwoch) in der Turbinenhalle im Gewerbegebiet Im Lipperfeld. Die Vollgas-Fete gilt als eines der größten Hallen-Festivals dieser Art in Deutschland. Nach aktuellem Stand sollen 28 Szene-Live-Bands mit dabei sein. Am Dienstag geht es ab 16.30 Uhr los. Erst um 3 Uhr nachts ist dann Schicht. Am Mittwoch spielt die Musik von 11 Uhr bis 1 Uhr.

2 Es kommen also nur Leute mit Irokesen-Frisur und Nietenjacke?

Das ist ein gut abgehangenes Klischee. Die äußeren Merkmale der Bewegung sind sogar klar auf dem Rückzug, wie Punk-im-Pott-Veranstalter und Slime-Schlagzeuger Alex Schwers feststellt. Nach seinen Beobachtungen stirbt der Punk mit der Irokesen-Frisur aus. Grund: Weil man mit Äußerlichkeiten heutzutage niemanden mehr schocken könne. Punk sei zwar weiterhin politisch, konzentriere sich aber stärker auf das Musikalische.

3 Wo übernachten die Punk-Fans während des Festivals?

In den vergangenen Jahren konnten Pendler einige Punk-Fans während der Festivaltage mit Schlafsäcken im Hauptbahnhof beobachten. Tatsächlich übernachtet der Großteil der Besucher aber längst viel pragmatischer. Hostels und Hotels sind gut ausgelastet. Absolute Festival-Besonderheit: Die Besucher können sich selbst in der Turbinenhalle hinlegen. Denn: „Die Halle bleibt die gesamte Nacht geöffnet“, heißt es beim Veranstalter. Am Mittwoch gibt es ab 10 Uhr sogar ein gemeinsames Frühstück, bevor die Musiker alle Morgenmuffel vertreiben.

4 Wer ist bei Punk im Pott denn diesmal überhaupt dabei?

Diese Band-Namen kann man sich nicht ausdenken — oder eben doch. Am Dienstag sind Turbobier, Die Shitlers, Abstürzende Brieftauben und Eisenpimmel am Start. Die Kassierer mit Chef-Auszieher „Wölfi“ spielen nach aktuellem Stand ab 22.15 Uhr. Am Mittwoch legen Knochenfabrik, Fahnenflucht, Pöbel und Gesocks und Lokalmatadore nach. Die Elektro-Punker von Egotronic kommen um 22.45 Uhr in Fahrt. Punk im Pott hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Während der Dienstag stärker bei Punk-Puristen punktet, prägen den Mittwoch auch Einflüsse aus anderen Genres wie Pop und Rock.

5 Ist der Punk nach 40 Jahren denn nun lebendig oder mausetot?

„Den“ Punk gibt es nicht und gab es nie. Für die deutschsprachige Szene sind Großfestivals aber deutlich geschrumpft. Daher sieht sich „Punk im Pott“ als überregionales Festival. Kürzlich verbrannte der Sohn des verstorbenen Sex-Pistol-Managers Malcolm McLaren Erinnerungsstücke der Band und verkündete: „Der Punk ist tot!“ Mehrere Tausend Fans in der Turbinenhalle werden wohl eine andere Antwort geben.