Oberhausen. Helmut Postel, von 1991 bis zum Ende der Spielzeit 2002/03 Chefdramaturg am Oberhausener Schauspiel, ist tot. Der leidenschaftliche Theatermacher starb am Wochenende nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren.

Helmut Postel, Theater Oberhausen, l. im Gespräch mit Peter Seuwen (M.) und Intendant Klaus Weise.
Helmut Postel, Theater Oberhausen, l. im Gespräch mit Peter Seuwen (M.) und Intendant Klaus Weise. © WAZ

Postel, 1938 in Stuttgart geboren, kam 1991 noch zur letzten Spielzeit des Musiktheaters mit dem neubestellten Intendanten Klaus Weise nach Oberhausen, um zum Beginn der Spielzeit 1992/93 hier dem politischen Willen der Mehrheitsfraktion folgend ein Sprechtheater aufzubauen. Seit 1967 hatte der Schwabe an unterschiedlichen Häusern zunächst als Dramaturgieassistent, später dann als Dramaturg gearbeitet, u.a. in seiner Heimatstadt Stuttgart, in Frankfurt, unter Jürgen Flimm in Köln, in Freiburg und Esslingen. Zwischenzeitlich war der verheiratete Vater zweier Söhne auch als freier Dramaturg tätig, bevor er mit Klaus Weise an unser Theater kam.

Inhaltlicher Kopf des Theaters der „Ära Weise”

Dass der radikale Wechsel vom Musik- zum Sprechtheater nicht tiefere Gräben riss und schon nach einer Spielzeit „Eingewöhnung” die Zuschauerzahlen kontinuierlich nach oben gingen, ist nicht zuletzt Helmut Postels Verdienst, der als intellektueller, inhaltlicher Kopf des Theaters der „Ära Weise” galt. Postel, als schwäbischer Genießer gutem Essen ebenso wenig abgeneigt wie gutem Wein, hielt engen Kontakt zum Publikum und blieb gleichwohl maßgeblicher Gestalter im Hintergrund. Gespräche mit ihm waren stets geprägt von seinem wunderbar hintersinnigen schwäbischen Humor.

Kein Wunder, dass Klaus Weise ihn 2003 als Chefdramaturg mit nach Bonn nahm. Dort blieb er bis 2006, man sah ihn weiterhin in Vorstellungen am Oberhausener Schauspiel, bei Feiern von Freunden, die er hier behielt. Zuletzt arbeitete er nur noch sporadisch fürs Theater, schrieb an seinem zweiten Buch. Vor einigen Wochen wurde bei Helmut Postel Leukämie diagnostiziert, an der er trotz optimistischer Ärzte jetzt verstarb. Im Buch „Kunst am Stück”, das die „Ära Weise” reflektiert, schließt Postel, der listenreiches Arbeiten ohne Hinterlist verkörperte, seinen Beitrag mit dem „Testament” Ödön von Horváths: „Und die Leute werden sagen, in fernen blauen Tagen wird es einmal recht, was falsch ist, und was echt. Was falsch ist, wird verkommen, obwohl es heut' regiert. Was echt ist, das soll kommen, obwohl es heut' krepiert.”

Helmut Postel wird am Freitagnachmittag in seiner langjährigen Heimat Badenweiler beigesetzt.